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Schau mir in die Augen, Kleines

… diesen berühmten Satz von Humphrey Bogard kennen wir aus dem Film Casablanca. In die Augen des Gegenübers zu schauen ist schwierig, wenn man selber nur 1,34 m und das Gegenüber 1,89 m groß ist.

Kleinwuchs tritt in verschiedenen Formen auf. Die Kleinwuchsart, die am häufigsten vorkommt ist die Achondroplasie, d. h. Menschen mit kurzen Armen und Beinen aber normal großem Oberkörper. Daneben u.a. die Kleinwuchsarten Diastrophischer Dysplasie, Dysmelie, Osteogenesis imperfecta. Auch das Ulrich-Turner-Syndrom geht mit Kleinwuchs einher aber nur Frauen sind davon betroffen. Ursachen des Kleinwuchses können genetische, hormonelle, Stoffwechselstörungen u. a. sein. Jede Art hat seine spezifischen gesundheitlichen Probleme aber allen kleinwüchsigen Menschen ist gemein, dass es früher oder später häufig zu Operationen an der Wirbelsäule (Spinalkanalstenose), zu Schmerzen der Gelenke (Arthrose) und der Muskeln (Verklebungen) kommt. Auch angeborene inoperable Fehlstellungen führen im Laufe der Jahre häufig früher zu Mobilitätseinschränkungen, als bei nicht kleinwüchsigen Menschen.

Leider ist unsere Gesellschaft wenig auf die Bedarfe kleinwüchsiger Menschen eingestellt. Es fehlt an einer ausreichenden Verstellbarkeit z. B. von Betten in Kliniken, die sich bis auf den Boden absenken lassen, von Toiletten u. Waschbecken in öffentlichen Bereichen. Untersuchungsgeräte bei Ärzten und Trainingsgeräte im Sportbereich sind häufig nicht passend einstellbar für kleinwüchsige Menschen und ein KfZ-Umbau wird nur übernommen, wenn man erwerbsfähig ist. Berentete Menschen haben keinen Anspruch auf Förderung. Auch in den Bereichen Wohnen, Kleidung, Arbeit, Versorgung und Mobilität sind Menschen mit Kleinwuchs auf individuelle Anpassungen und Mehrkosten angewiesen. Nicht immer findet sich ein Kostenträger und wenn doch, dann muss man sich auf ein aufwendiges, u.U. langes Antragsverfahren einstellen. Das Bundesteilhabegesetz verspricht eine Verbesserung dieser Situation, die sich besser auf den individuellen Bedarf des einzelnen Menschen beziehen soll. Man wird sehen, ob dies wirklich eine bessere Lebensqualität für Menschen mit Behinderung bringt.

Selbsthilfe auf Augenhöhe

Hilfe, Rat und Austausch findet man beim BundesselbsthilfeVerband Kleinwüchsiger Menschen e. V. Wir kennen das Problem „ Augenhöhe“ natürlich und jede/r muss einen eigenen Weg finden, damit um zu gehen. Aber sich dann innerhalb der Selbsthilfe auf Augenhöhe zu begegnen, ist ein schöner Moment, den jede/r im Verein genießen kann!

Ein kleinwüchsiger Mann auf einem angepassten Fahrrad vor einem Teich

Der BundesselbsthilfeVerband Kleinwüchsiger Menschen e. V. (VKM) wurde im November 1968 in Hamburg gegründet, nachdem sich bereits 1960 einige kleinwüchsige Betroffene über eine Zeitungsannonce zusammengefunden hatten. Heute ist unser Verband Deutschlandweit durch 6 Landesgruppen vertreten Der VKM ist als „gemeinnützig“ anerkannt, alle Verbandsmitglieder sind selber kleinwüchsig und setzen sich ehrenamtlich für die Belange von Menschen mit Kleinwuchs ein. Mitglied kann jede/r werden, der/die bis 1,50m groß ist. Größere Menschen können zwar außerordentliche Mitglieder werden, sie dürfen aber kein Amt ausüben und auch nicht bei Wahlen mit wählen. Am „Peer-Counceling“ orientiert, finden wir es wichtig, dass kleinwüchsige Menschen kleinwüchsige Personen beraten. Somit stellt sich unsere Selbsthilfe als ein Angebot „auf Augenhöhe“ im tatsächlichen Sinne dar.

Durch Beratung und Treffen möchten wir das Selbstbewusstsein von kleinwüchsigen Menschen stärken, d. h. sich, im Sinne des Empowerments für die eigenen Belange einsetzen zu können. Hierzu dienen sowohl unsere Angebote von medizinischen, sozialpolitischen und psychologischen Seminaren, als auch die geselligen Treffen. Persönlicher Austausch untereinander beim Kegeln, Minigolf oder Besichtigungen trägt dazu bei, Probleme kreativ zu lösen, Informationen zu bekommen und letztlich zu sehen, dass man nicht alleine ist. Einmal jährlich organisieren wir einen mehrtägigen Bundeskongress, an dem bis zu 100 Mitglieder, Interessierte und Gäste, auch aus dem Ausland, teilnehmen.

Für unseren Verband gibt es noch viel zu tun und wir freuen uns auf kleinwüchsige Menschen, die an Veränderungen für sich oder in der Gesellschaft mitwirken möchten.

Ein Beitrag von Beate Twittenhoff / Pressesprecherin VKM

Mehr Infos und Kontakt zum VKM:
BundesselbsthilfeVerband Kleinwüchsiger Menschen e. V.

Bachstr. 4
33818 Leopoldshöhe
Tel.: 05208-958931

Mobil: 0172-5653636
www.kleinwuchs.de
beate.twittenhoff@kleinwuchs.de

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