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Flugreisen mit Inkontinenz, Katheter und Stoma

Die Angst, besonders bei längeren Flugreisen inkontinent zu werden oder sich katheterisieren zu müssen, hält viele von spannenden Reisen ab. Doch selbst Fernreisen sind mit der entsprechenden Planung absolut möglich.

Inkontinenz kein Tabuthema mehr

Das Thema Inkontinenz ist heute nicht mehr so tabu wie noch vor einigen Jahren. Es wird auch nicht mehr nur als „Alte-Leute-Problem“ wahrgenommen. Mittlerweile sieht man immer öfter Werbung für Inkontinenzvorlagen, -Pants und ähnliche Artikel. In Drogeriemärkten und selbst beim Discounter findet man eine große Auswahl an Marken und Modellen für Mann und Frau. Allerdings sind die Themen Katheterisierung und Stoma immer noch mit einem unangenehmen Gefühl verbunden.

Reisen mit Katheter & Stoma möglich?

Viele Menschen müssen erkrankungs- und unfallbedingt katheterisieren oder tragen ein Stoma. Für diesen Personenkreis stellt sich oftmals die Frage: Sind Reisen in ferne Länder überhaupt möglich? Die Angst, besonders bei längeren Flugreisen inkontinent zu werden oder sich katheterisieren zu müssen, hält viele von spannenden Reisen ab. Doch selbst Fernreisen sind mit der entsprechenden Planung absolut möglich.

Bei vielen gehfähigen Personen mit Blaseninkontinenz können Einlagen, Pants oder Windeln ein ungewolltes Einnässen während des Fluges verhindern. Einlagen können während des Fluges regelmäßig auf der Flugzeugtoilette gewechselt werden, während das Wechseln von Pants und Windeln bei der Enge der Flugzeugtoilette zu einem gymnastischen Kraftakt werden kann. Sofern man zusätzlich noch auf Gehhilfen oder Rollstuhl angewiesen ist, ist der Wechsel fast unmöglich.

Kondomurinale für Männer

Eine weitere Möglichkeit für Männer mit Blaseninkontinenz, längere Flugreisen zu unternehmen, bieten Kondomurinale. Sie werden ähnlich einem Kondom übergestreift und entweder mit hautfreundlichen Klebestreifen oder gelartigem Hautkleber fixiert. Wichtig ist dabei, etwaige starke Körperbehaarung vorher zu rasieren. Am unteren Ende befindet sich ein kleiner Adapter, an dem ein Schlauch zur Ableitung des Urins in einen Beutel oder direkt in die Toilette befestigt werden kann.

Für Frauen gibt es ähnliche Produkte, die allerdings relativ kompliziert anzulegen sind und oft durch die entsprechende Körperbehaarung nicht wirklich dicht halten.

Für Flugreisende, die katheterisieren müssen, wird die Planung der Reise noch ein wenig aufwendiger.

Enge Bordtoiletten sind eine Herausforderung

Blick in eine Flugzeugtoilette.

Sofern man noch zur Flugzeugtoilette gehen kann, spielt hauptsächlich die Enge der Flugzeugtoilette eine große Rolle. Mit entsprechenden „Verrenkungen“ sollte es durchaus möglich sein. Ist ein Spiegel für die korrekte Anwendung notwendig, gibt es verschiedene Modelle, die auch bei der Enge der Toilette genutzt werden können.

Für Rollstuhlfahrende ist der selbstständige Kathetergebrauch sehr umständlich. Um zur Flugzeugtoilette zu gelangen, bedarf es eines Bordrollstuhls. Diese sind allerdings meist nur bei Langstreckenflügen vorhanden. Für Kurz- und Mittelstreckenflüge sollte man bei der Fluggesellschaft nachfragen und – falls möglich – diesen als zusätzlichen Service anmelden. Dann besteht jedoch wieder das Problem der viel zu engen Bordtoilette. Das Umsetzen vom Bordrollstuhl auf die Toilette ist ohne Hilfe kaum möglich. Einige größere Fluggesellschaften haben in neuen Flugzeugen wohl die Möglichkeit, den Toilettenbereich mit Vorhängen abzutrennen bzw. zwei Toiletten zu verbinden, damit man mehr Platz hat und ggf. die Tür geöffnet lassen kann.

Dauerkatheter für den Flug

Viele erfahrene männliche Katheternutzer haben mittlerweile eine Möglichkeit gefunden, sich auch auf dem Flugzeugsitz zu katheterisieren. Eine große Jacke oder eine Decke dient dabei als Sichtschutz bei der Ableitung in den Katheterbeutel, dieser wird dann später am Flughafen auf der Toilette entsorgt.

Für Menschen, die diese Hilfen so nicht nutzen oder entsprechende Techniken nicht umsetzen können, gibt es noch die Möglichkeit, sich für den Flug einen Dauerkatheter legen zu lassen. Wenn man dann am Urlaubsort schwimmen, schnorcheln oder tauchen möchte, sollte der Dauerkatheter alsbald unter den entsprechenden hygienischen Maßnahmen entfernt werden. Für den Rückflug muss das erneute Legen eines Dauerkatheters im Vorfeld geklärt werden, sofern dies nicht von der Reisebegleitung durchgeführt werden darf.

Es gibt allerdings nicht nur die Blaseninkontinenz. Auch Stuhlinkontinenz oder Stoma sollte einen nicht von Flugreisen abhalten.

Reisen bei Stuhlinkontinenz oder mit Stoma

Gang an Bord eines Flugzeuges, mit den Sitzen links und rechts. Auf der linken Seite ist nach der 2. Sitzreihe das Bord-WC zu finden. Zu sehen ist die Tür.

Wie bei der Blaseninkontinenz gibt es Vorlagen, Pants und Windeln. Diese sind im Grunde genauso zu handhaben, sind aber bezüglich des aufsaugenden Materials etwas anders aufgebaut. Bei der Verwendung haben sie die entsprechenden Vor- und Nachteile.

Für leichte und mittlere Stuhlinkontinenz gibt es Analtampons in verschiedenen Formen und Größen. Sie können eine gewisse Zeit – teilweise 12 bis 20 Stunden – im Körper verbleiben. Vor der Reise sollte ausgiebig geprüft und getestet werden, ob diese Anwendung möglich ist.

Reisen mit Stoma ist, sofern alles gut verheilt ist, kaum ein Problem. Natürlich muss der Wechsel schon gut geübt sein. Auch das Wechseln auf der Bordtoilette bzw. unter einer Decke am Sitzplatz ist möglich. Viele Stomatragende haben allerdings beim Wechsel Angst vor einer Geruchsbelästigung gegenüber den Mitreisenden. Ein mit frischem Duft getränktes Papiertaschentuch vor dem Wechsel auf das Knie gelegt, kann evtl. Abhilfe schaffen. Danach wird der gebrauchte Stomabeutel fest verschlossen in einer Plastiktüte zur Entsorgung verpackt.

Eine gute Planung ist die halbe Miete

Wenn jetzt klar ist, mit welchem Hilfsmittel man die Flugreise antritt, muss weiter geplant werden:

  • Welche Menge meines Hilfsmittels (Vorlagen, Katheter etc.) brauche ich für die Zeit meines Urlaubs?
    Dabei sollte etwas mehr als benötigt mitgenommen werden.
  • Kann ich ggf. mein Hilfsmittel auch am Urlaubsort erwerben?
  • Was brauche ich noch zur Anwendung meines Hilfsmittels? ( Antiseptikum, Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe etc.
  • Bekomme ich ein Attest von meinem/meiner Ärzt:in für den Gebrauch des Hilfsmittels? (Es lohnt sich, auf der Website des Hilfsmittelherstellers zu schauen.)
  • Dort gibt es sehr oft Dokumente (Hilfsmittelpass, Travel Certificate etc.), die gemeinsam mit dem/der Ärzt:in für die Reise ausgefüllt werden können. Der Vorteil liegt darin, dass sie meist auch in verschiedenen Sprachen vorhanden sind. Manchmal gibt es auch noch Kontaktadressen für das Ausland oder Ratgeber für Reisen.
  • Für notwendige Medikamente sollte der/die Ärzt:in ebenfalls ein Notwendigkeitsattest ausstellen. Dies ist besonders bei Spritzen und kühlpflichtigen Medikamenten erforderlich. Wenn möglich, sollten die Hilfsmittel im Handgepäck transportiert werden, damit sie nicht verloren gehen.

Für großvolumige Hilfsmittel (Windeln, Pants etc.) kann man versuchen, diese als medizinisches Sondergepäck zur Aufgabe oder als zweites Handgepäckstück anzumelden.

TIPP: Zusätzlich diverse Plastiktüten mitnehmen.  Zur Entsorgung der gebrauchten Hilfsmittel eignen sich besonders gut wiederverschließbare Zipp-Beutel. Diese gibt es in verschiedenen Größen und halten dicht.  Wichtig ist, dass die Hilfsmittel rechtzeitig vorher bei der Fluggesellschaft angemeldet werden. Die Fluggesellschaft soll dabei die Genehmigung schriftlich bestätigen.

Gerade Katheter können beim Sicherheitspersonal für Verwirrung sorgen, da sie oftmals mit Flüssigkeit gefüllt sind. Deshalb ist hier das ärztliche Attest bzw. das ausgefüllte Hilfsmitteldokument sehr wichtig. Auch die Menge des Antiseptikums und von Desinfektionsmitteln ist durch die Handgepäckregelung beschränkt. Zusätzlich sollte man darauf achten, dass das Desinfektionsmittel nicht als brennbare Flüssigkeit gekennzeichnet ist, weil dieses durch das Sicherheitspersonal am Flughafen meistens entsorgt wird.

In Einzelfällen kann es vorkommen, dass das medizinische Gepäck vor Betreten des Flugzeuges beim Kabinenpersonal abgegeben werden muss, besonders bei Spritzen und kühlpflichtigen Medikamenten. Deshalb sollte man die Bestätigung der Fluggesellschaft bereits beim Check-in vorlegen und das Sondergepäck bzw. das zweite Handgepäckstück labeln lassen.

Gute Vorbereitung ist das A und O für eine entspannte Reise mit Inkontinenz, Katheter, Stoma …

Weitere Themen für entspannte Flugreisen finden Sie hier: https://barrierefrei-magazin.de/artikel/reisen-mit-handicap-unsere-tipps-fuer-eine-angenehme-flugreise/ oder https://barrierefrei-magazin.de/artikel/entspanntes-fliegen-mit-dem-rollstuhl-im-gepaeck/

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