BMAB-Jugendcamp

Für Kinder mit Amputationen und Gliedmaßenfehlbildungen

Das 6. BMAB-Jugendcamp findet vom 29. Juli bis zum 6. August 2023 in der Wedemark bei Hannover statt. Im Titel wurde schon einiges verraten: Es handelt sich hierbei nämlich um ein Jugendcamp für Kinder mit Amputationen und Gliedmaßenfehlbildungen im Alter von 8 bis 17 Jahren. Aber wie läuft sowas ab?

Bloß kein Mitleid

Es ist schwer, in Worte zu fassen, wie bedeutend diese jährlich stattfindende Ferienwoche für Kinder ist, denen Körperteile fehlen. Kinder, die ihr Leben lang gelernt haben, die Augen offen zu halten und sich vor erschrockenen Blicken, Mitleid oder auch vor direkten Anfeindungen zu wappnen. Und dass, obwohl sie oftmals sozial integriert sind, Hobbys haben und gewöhnliche Schulen besuchen. Durch die Behinderung gibt es sichtbare Unterschiede, die häufig sehr gut kompensiert und dennoch existent sind.

Ein Kanu auf einem Gewässer mit vier Jugendlichen. Der Junge ganz vorne im Kanu hält sein Paddel mit der rechten Hand. Sein linker Unterarm ist verkürzt. Der zweite Junge hält das Paddel auf der linken Seite. Die beiden hinteren Jungs halten das Paddel auf der rechten Seite.

Unterschiede und verbindende Gemeinsamkeiten

Doch Unterschiede sind das, worum es hier eben nicht gehen soll. Oder mit anderen Worten: Wir machen Urlaub vom Behindertsein. Es geht vielmehr um Gemeinsamkeiten und darum, nicht durch eine Behinderung aus dem Raster zu fallen. Auffällig sind hier nur die, die keine Behinderung haben, und Mitleid ist kein Thema, denn wir leiden ja gar nicht.

Wie ich zum Camp kam

Ich habe mit dem BMAB-Jugendcamp meine ganz persönliche Geschichte. Denn als ich im Jahr 2017 zum ersten Mal davon erfuhr, war mein erster Gedanke: „Das brauche ich nicht.“ Mir fehlt zwar seit meiner Geburt die rechte Hand, aber ich bin doch nicht behindert! Soll ich mich jetzt mit anderen Einhändigen in einen Stuhlkreis hocken und um unsere fehlenden Gliedmaßen trauern? Es war meine Mutter, die mich überredete, es doch mal auszuprobieren. Und ich könnte nicht dankbarer sein.

Ein junges Mädchen in einem Rollstuhl. Sie lächelt. Mit ihrem rechten Arm stützt sie sich auf ihrem rechten Bein ab. An der linken Hand trägt sie einen Handschuh.Über sich selbst lachen

So konnte ich mich selbst davon überzeugen, wie schön es sich anfühlt, neue Menschen kennenzulernen und ihnen nicht erklären zu müssen, warum ich anders bin. Weil sie das schon kennen. So lautet die Frage immer nur: „Und was fehlt dir?“, wobei die Antwort dann meistens mit einem lächelnden Kopfnicken zur Kenntnis genommen wird. Und dann werden Witze gerissen. Die besten Witze. So könnte ich mich schlapp lachen bei der Frage an eine:n Einbeinige:n: „Bist du etwa mit dem falschen Fuß aufgestanden?“ Denn auch über sich selbst lachen, ist hier erlaubt und macht auch einfach mehr Spaß, wenn es allen anderen genauso geht.

Austausch und Action

Neben lebenspraktischen Tipps, wie man sich beispielsweise einhändig die Schuhe zubindet oder Mountainbike fährt, werden im Camp auch echte Erfahrungen gesammelt. So habe ich lernen dürfen, dass Stand-up-Paddleboarding gar nicht so schwer ist, und war außerdem das erste Mal ohne Einschränkungen im Kletterpark. Wir haben eine Nachtwanderung gemacht, Taekwondo geübt und konnten Trampolin springen ohne Ende. Segway fahren, tauchen, schwimmen, Kanu fahren, reiten – die Liste ist lang und unmöglich in ein paar Sätzen zu vervollständigen. Hier ist es erlaubt, über sich hinauszuwachsen. Denn der Austausch bringt uns genauso weiter, wie die Erfahrung, sich nicht verstecken zu müssen. Ich finde es verdammt schön, dass hier das Motto „Behindertsein ist cool“ gelebt wird und dass auch die wenigen nichtbehinderten Betreuer:innen täglich damit konfrontiert werden.

Eine Gruppe bestehend aus Jugendlichen und zwei erwachsenen Frauen mit zwei Wasserschläuchen. Eine Frau trägt eine Beinprothese. Ein Jugendlicher läuft an Gehstützen. Er ist am linken Bein amputiert. Sie machen eine Wasserschlacht.

Meldet euch an und werdet Teil des Camps!

Nun bin ich seit einigen Jahren als Betreuerin im Team des BMAB-Jugendcamps. Und wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen für die kommende Ferienwoche, damit das Camp nach der langen coronabedingten Pause endlich wieder stattfinden kann. Auf der Website des BMAB gibt es weitere spannende Infos rum ums Camp sowie das Anmeldeformular. Also schaut gern vorbei!

 

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