StartLebenswegeMein Leben fing nach Schicksalsschlag erst richtig an

Mein Leben fing nach Schicksalsschlag erst richtig an

Leben genießen trotz Versteifung & Querschnitt

Ich heiße Victoria und bin 36 Jahre alt.

Ich war schon als Kind voller Lebenslust, Fröhlichkeit und Tatendrang, was sich bis heute auch nicht geändert hat. Aufgrund zweier angeborener seltener Erkrankungen war ich von Kindheitstagen an in ärztlicher Betreuung.

Bewegung als Lebensmotor

Sport und Bewegung waren und sind für mich essenziell, was sich im Nachhinein physisch wie psychisch auszahlte. So spiegeln sich meine Persönlichkeitsmerkmale auch bei der Wahl der Sportarten wider: (Outdoor-/Indoor-)Klettern, Bouldern, Ski- und Snowboardfahren, Skaten, Krafttraining, Joggen waren vor dem Rollstuhl feste Bestandteile meines Alltags …

Nachdem ich das 1. Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen hatte und mich meinem Traumberuf als Grundschullehrerin immer näher fühlte, musste ich mich aufgrund der angeborenen Erkrankungen einer unausweichlichen Operation unterziehen, als ich kurz vor dem 2. Staatsexamen stand.

Operation war nicht erfolgreich

Leider stellte sich bereits zwei Tage nach der Operation heraus, dass diese nicht wie geplant verlaufen war, dass das Operationsziel verfehlt wurde, sodass es mir gesundheitlich deutlich schlechter ging als zuvor. Daraufhin musste eine lebensrettende zehnstündige Revisions-OP erfolgen. Diese wurde erfolgreich, jedoch nicht folgenlos durchgeführt. Sie konnte lediglich Schadensbegrenzung betreiben.

Versteifung & inkompletter Querschnitt

Ich musste von C0 (Kopf) bis TH5 durchgehend versteift werden und war aufgrund einer inkompletten Querschnittslähmung nun permanent auf einen Rollstuhl angewiesen. Der Schwerpunkt im Leben verlegte sich grundlegend, Gleiches galt nun auch für die körperlichen Voraussetzungen und Ressourcen. Die Wirbelsäulen- und Kopfversteifung sowie die permanente Rollstuhlpflichtigkeit hinterließen und hinterlassen Spuren.

Eine junge Frau sitzend in einem schwarzen Rollstuhl. Die kleinen Räder vorne sind pink. Die vorderen Räder befinden sich erhöht in der Luft. Die hinteren Reifen befinden sich auf dem Boden. Die junge Frau trägt einen Mundschutz. An ihrem Rollstuhl vorne ist eine Tasche befestigt.

Kreativität & Humor

Nach dem ersten Schock lernte ich relativ schnell den Umgang mit dem Rollstuhl, und auch für die Einschränkungen der Kopfversteifung fand ich mit etwas Kreativität und fortlaufenden Übungen zahlreiche Kompensations-mechanismen im Alltag.

Meine sportliche Ausgangslage sowie meine grundlegend positive, offene Lebenseinstellung mit einem – bereits in der Kindheit – ausgeprägten Dickkopf erwiesen sich dabei als sehr hilfreich. Hier und da ging natürlich mal etwas schief oder auch Gegenstände kaputt, aber wie heißt es so schön: „Scherben bringen Glück!“

Es gibt immer einen Weg

Diese Einstellung spiegelt auch etwas mein Lebensmotto wider: „Der stärkste Muskel ist dein Wille!“ Irgendwie finde ich immer einen Weg, Dinge, von denen man dachte, sie würden nicht funktionieren, auf meine eigene Art und Weise zu bewerkstelligen. Es ist so viel mit (und nicht trotz!) Behinderung möglich. Viel mehr als viele uns zutrauen. Wichtig ist, was wir uns selbst zutrauen, und dabei zuversichtlich die eigenen Grenzen austesten.

Eine junge Frau sitzt auf einem Rollstuhl in einem Flugzeuggang. Sie trägt einen Mundschutz. Sie hält sich mit der rechten Hand an einer Ablage fest. Ihre linke Hand liegt auf ihrem Bein.

Mein Traum ist es, einmal einen Tandem-Paragliding-Flug über die Alpen zu erleben sowie in die USA zu reisen. Ich liebe das Reisen und fliege mehrmals im Jahr nach Spanien.

Es ist essenziell, den Fokus darauf zu legen, was wieder, anders oder weiterhin geht, anstatt auf das, was alles nicht (mehr) geht.

Und manchmal fängt das Leben nach einem Schicksalsschlag erst so richtig an!

Victoria auf Instagram: vic_hawki

 

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