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25 Jahre PARAVAN

Eine Revolution in der Mobilität von Menschen mit Behinderung

Wie die Idee, ein barrierefreies Fahrzeug mit elektronischer Lenkung zu erschaffen, eine Revolution ins Rollen bringt, die heute zum autonomen Fahren führt:

Im Jahr 1977 half Roland Arnold auf einer Autobahnraststätte einer Frau, ihren Mann vom Rollstuhl ins Auto umzusetzen. Denn dieser sollte nicht wie ein Frachtstück im Kofferraum transportiert werden. Es regnete stark, der Versuch misslang erst einmal. Aber währenddessen kam Arnold mit der Frau ins Gespräch und erfuhr von den Herausforderungen. Vollkommen durchnässt fuhr der gelernte Kfz-Mechaniker nach Hause auf die Schwäbische Alb. Der Gedanke, eine Lösung für eine solche Situation zu erschaffen, ließ ihn nicht los. Und das war die Geburtsstunde der Firma PARAVAN. Der Name ist eine Zusammensetzung aus den Wortteilen PARA (von Paraplegie) und VAN (das optimale Fahrzeug für einen Umbau).

PARAVAN baut Chrysler Voyager barrierefrei um

Ein altes Foto von einem schwarzem Auto, bei dessen Seitentür eine Rampe zu sehen ist.

Roland Arnold betrieb damals einen Reifenhandel mit Werkstatt auf dem Hof seiner Eltern. Und hier arbeitete er ehrgeizig an der technischen Lösung, die behinderten Autofahrenden oder Mitfahrenden ihre Unabhängigkeit und somit mehr Lebensqualität bringen sollte. Erstes Resultat: 1998 baut Arnold den ersten barrierefreien Chrysler Voyager mit einem tiefergelegten Fahrzeugboden (von der A- bis C-Säule), der durch eine seitliche Rampe auf der Beifahrerseite zu befahren war. Der Umbau punktete auch mit mehr Kopffreiheit für den:die Rollstuhlnutzende:n. Diese:r konnte direkt vor das Lenkrad fahren und den Chrysler dadurch selbst steuern. Jedoch konnte der:die Rollstuhlfahrende auch auf dem Beifahrersitz platziert werden. Schlussendlich war auch der TÜV von dem Umbau überzeugt.

Auszeichnung & wachsender Kundenstamm

Es dauerte nicht lange und man wurde auf den ideenreichen Roland Arnold aufmerksam. Im selben Jahr wurde er für sein Engagement mit dem Innovationspreis der Handwerkskammer Reutlingen ausgezeichnet.

Unter dem wachsenden Kundenstamm waren viele Rollstuhlfahrende, die ihren E-Rollstuhl mit dem Joystick lenkten. Für Roland Arnold lag die nächste Herausforderung auf der Hand: Das muss doch auch im Auto möglich sein! Seine Recherchen ergaben, dass es zu dem Zeitpunkt keine straßenzugelassene Lösung in diesem Bereich gab.

Ein altes Foto von einer Werkstatt in dem ein Mann, der unter einem auf der Bühne hochgefahrenen Auto sitzt und seine Arme nach oben unter die Achse hebt.

Entwicklung des Drive-by-Wire-Systems

Ein Drive-by-Wire-System musste her, bei dem man mithilfe von entsprechenden Eingabegeräten (Joystick, Minilenkrad oder Gas-Brems-Schieber) Gas, Bremse und Lenkung eines Autos bedienen kann – angepasst auf das individuelle Krankheitsbild. Die besagten Eingabegeräte würden per Kabel elektrische Signale über eine redundante Steuereinheit an bestimmte Elektromotoren (Aktuatoren) weiterleiten, die die Signale in entsprechende Lenkbewegungen bzw. Gas- oder Bremssignale übersetzen. Es wäre somit möglich, ein Auto mit sehr geringem Kraftaufwand zu steuern. Das Ziel war gesteckt. Ohne eine vergleichbare Vorlage zu haben, oder auch nur im Geringsten zu wissen, wie die Zulassung eines solchen Systems funktionieren könnte, legte Arnold los. Im Jahr 2003 – also vor genau 20 Jahren – brachte er das erste Drive-by-Wire-System auf den Markt – und auf die Straße. Zwei Jahre später bekam die erste Space-Drive-Generation die endgültige TÜV-Zulassung. Was für ein Meilenstein in der Geschichte der Mobilität! Er ermöglichte Menschen mit erheblichen Bewegungs- und Krafteinschränkungen, wieder eigenständig ein Fahrzeug zu führen, und schenkte ihnen somit ein bedeutendes Stück Lebensqualität.

PARAVAN-Rollstühle – das Produktportfolio wächst

Seitdem wurde sowohl die Technologie als auch das Produktportfolio von PARAVAN stetig vorangetrieben. Teil dessen waren Geräte, die den barrierefreien Weg ins Fahrzeug möglich machten, wie der PARAVAN-Kassettenlift oder die Transferkonsole. Aber auch Eingabehilfen für die Sekundärfunktionen eines Fahrzeugs per Knopf oder Schalter wurden entwickelt. Im Jahr 2008 wurde ein Elektrorollstuhl (PR 50) gelauncht, der über eine Dockingstation fest mit dem Fahrzeug verbunden und so als Fahrersitz zugelassen werden konnte. Natürlich wurde er auch dem Crashtest unterzogen! Das war revolutionär, denn bisher gab es keinen E-Rolli, der explizit für diesen Einsatz entwickelt wurde. Der Grund konnte bei der zu geringen Marge gesucht und gefunden werden. Für Roland Arnold ein Ansporn, auch dies selbst zu entwickeln. Seine Erfindung machte ein sicheres, aber auch komfortables Fahren möglich. Der Rollstuhl verfügte über ein eigenes Drei- oder Vier-Punkt-Gurtsystem, das auf den:die Fahrende:n abgestimmt werden konnte. Selbstverständlich konnte er auch umfangreicher durch ein Sanitätshaus an den:die Nutzende:n angepasst werden, zum Beispiel durch die Höhe, die Kantelung oder auch durch die R-Net-Steuerung.

Heute weist das PARAVAN-Elektrorollstuhlportfolio acht Modelle auf: für Kinder und Erwachsene (auch mit Stehfunktion), den Allrounder PR 30/II oder aber auch Versionen für stark übergewichtige Nutzende.

Produktfoto vom E-Rollstuhl PR35 von Paravan. Er ist zudem in Stehfunktion abgebildet

Alles aus einer Hand

Es wird klar: PARAVAN verfolgt den 360-Grad-Ansatz: alles aus einer Hand. Denn neben Beratung, Versorgung und Autoumrüstung findet der:die Kunde:in hier auch eine Fahrschule vor. In Heidelberg unterhält Arnold eine zusätzliche Niederlassung mit ähnlicher Angebotspalette. Zudem sorgen Partnerbetriebe in Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Ostdeutschland sowie Lizenzpartner in über 20 Ländern in und außerhalb Europas für eine umfangreiche Gebietsabdeckung.

Space Drive für viele Branchen hilfreich

Der Ideenreichtum des PARAVAN-Gründers kommt nicht nur der Mobilität behinderter Menschen zugute, sondern eröffnet auch facettenreiche Anwendungsmöglichkeiten. Auch das Transport- und Logistikwesen, die Landwirtschaft sowie der Bergbau, aber auch das autonome Fahren profitieren davon. Die Anfragen aus der Industrie ließen daher nicht lange auf sich warten. Wenn Fahrzeuge in der Zukunft allein durch KI, Sensoren oder durch ein automatisiertes Fahrsystem gesteuert werden könnten, dann wäre eine Lenksäule überflüssig. Von diesem Gedanken in Besitz genommen, tüftelt Roland Arnold weiter. Er entwicklet Space Drive 2, ein dreifach redundantes System mit einer einmaligen Sicherheitsarchitektur. Es erhält im Jahr 2013 die Straßenzulassung.

Ein Autocockpit, welches mit dem Space-Drive-System von Paravan ausgestattet ist

Um seine Systeme zur Serienreife zu bringen, holt Arnold sich passende Kooperationspartner an seine Seite und testet die Technologie mit ihnen unter extremen Bedingungen. So wird 2019 auch der Motorsport zum Testfeld: der weltweit erste Rennwagen ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und -getriebe auf die Rennstrecke. Die Daten, die durch die Fahrten geliefert werden können, sind für die Weiterentwicklung der Systeme Gold wert. Der Rennwagen geht anschließend bei 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, in der DTM, den GT Masters und beim GTC Race an den Start.

Portrait von TRoland Arnold

Herausforderung Mobilitätswende

Die neuen Wege der Automobilindustrie bringen einige neue Herausforderungen ans Licht, für die es eine Lösung zu finden gilt: schnelle Modellwechsel, technische Herausforderungen der E-Mobilität, wie die Einhaltung des zulässigen Gesamtgewichts der Fahrzeuge etc. Viele für den Umbau geeignete Modelle werden als Verbrenner nicht mehr angeboten, sodass neue Alternativen dafür gefunden werden müssen. Auch die zukünftig autonomen Fahrzeuge müssen barrierefrei gestaltet werden, und das gilt nicht nur für den Ein- und Ausstieg, sondern auch für die Handhabung der Eingabegeräte. Diesen Schritt erfolgreich zu meistern, darauf liegt der zukünftige Entwicklungsschwerpunkt der PARAVAN GmbH.

Mehr zu den innovativen Produkten und Dienstleistungen finden Sie auf der PARAVAN-Website: www.paravan.de

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