StartAktiv im RolliZuggeräte – Elektromobilität für Rollstuhlfahrende

Zuggeräte – Elektromobilität für Rollstuhlfahrende

Ein Zuggerät ist eine motorisierte Zughilfe für Rollstuhlnutzende. Es besteht meist aus einem Rad, einem Motor sowie einem Lenker. Alle Komponenten sind als Einheit konzipiert und werden wie eine Art Vorbau vor dem Rollstuhl platziert. Das Gespann ähnelt dann durchaus einem Elektrodreirad.

Wozu ist ein Zuggerät gut?

Der Vorteil von solchen Geräten liegt ganz klar darin, dass mit ihrer Hilfe weite Strecken ohne großen Kraftaufwand zurückgelegt werden können. Zudem kann der vorhandene Rollstuhl dafür genutzt werden.

Wie genau werden Zuggeräte am Rollstuhl befestigt?

Die ersten Zuggeräte auf dem Markt waren vor allem für Rollstuhlnutzende mit Starrrahmenrollstühlen vorgesehen. Mittlerweile bieten fast alle Anbieter die Möglichkeit, diese auch an Faltrollstühlen zu befestigen. Mit entsprechenden Adaptern wird das Gerät an den Rollstuhl angekoppelt, wodurch die kleinen vorderen Lenkrollen des Rollis angehoben werden. Das macht besonders Fahrten über unebenen und schlechten Bodenbelag einfacher und angenehmer. Wird das Zuggerät nicht mehr benötigt, kann es unkompliziert abgekoppelt und beiseitegestellt werden. Zudem lässt es sich auch im Auto transportieren.

Gibt es unterschiedliche Varianten?

Der Swiss-Trac wurde damals als eines der ersten Zuggeräte bekannt. Geballte Power, aber leider auch mit einem hohen Gewicht verbunden. Seitdem sind zahlreiche Modelle auf dem Markt erhältlich, die in Technik, Reichweite, Gewicht oder auch Bedienbarkeit optimiert wurden. Viele von ihnen verfügen auch über eine Hilfsmittelnummer im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenversicherungen.

Was ist beim Kauf zu beachten?

Ist der Kauf eines Zuggeräts geplant, ist es empfehlenswert, sich vorher darüber Gedanken zu machen, wofür das Gerät genutzt werden soll. Denn es gibt Modelle für die unterschiedlichsten Anforderungen. Soll dieses nur in der Stadt zum Shoppen benutzt werden, reicht durchaus eine Variante mit einem kleinen Vorderrad aus. Das Gespann wird nicht so lang und ist recht wendig.

Sobald es einen jedoch raus in die freie Natur zieht, sollte das Vorderrad größer (ab 14 Zoll aufwärts) und mit entsprechendem Profil versehen sein. Wer öfter auf landwirtschaftlichen oder Forstwegen unterwegs ist, kann in Erwägung ziehen, sich Mountainbike-Rollstuhlreifen und eventuell eine Radstandsverlängerung für den Rollstuhl anzuschaffen. Durch diese Bereifung wird die Fahrt komfortabler, und die Radstandsverlängerung ermöglicht mehr Grip auf dem Vorderrad.

Ein Zuggerät der Firma Rehasense, es weist eine sehr dicke Bereifung auf.

Reichweite & Geschwindigkeit

Ebenfalls spielt die Reichweite des Akkus eine große Rolle. Inzwischen sind die meisten Zuggeräte mit leistungsstarken Lithium-Ionen-Akkus mit Reichweiten zwischen 20 und 50 Kilometern ausgestattet. Wählbar sind hier auch verschiedene Geschwindigkeitsvarianten. Gut zu wissen: Die Krankenkasse genehmigt nur Geräte mit einer Geschwindigkeit bis 6 km/h. Geräte mit einer höheren Geschwindigkeit sind natürlich auch erhältlich, müssen dann aber per Aufzahlung selbst finanziert werden.

Wichtig: Ab einer Geschwindigkeit von 6,1 km/h sind für das Zuggerät eine Einzelbetriebserlaubnis, Straßenzulassung und Haftpflichtversicherung notwendig! Zudem sollte die Info eingeholt werden, ob auch eine entsprechende Beleuchtung oder Reflektoren erforderlich sind.

Noch ein Hinweis: Ist eine Flugreise mit dem Zuggerät geplant, achten Sie bitte auch auf die für den Transport genehmigte Akkukapazität. Die meisten Fluggesellschaften erlauben für Rollstühle und Zuggeräte gemäß IATA-Gefahrgutvorschrift nur eine LION-Akkukapazität von 300 Wh. Zusätzlich muss ein entsprechendes Transportzertifikat des Herstellers vorliegen.

Eine Frau im Rollstuhl steht mit einem Zuggerät vor dem Rollstuhl auf einem Bahnhof. Ein Zug steht bereit.

Wo kann man ein Zuggerät erwerben?

Grundsätzlich ist das Internet eine gute erste Informationsquelle. Empfehlenswert ist immer eine Probefahrt mit dem auserkorenen Gerät (besser noch weiteren – für einen guten Vergleich!), damit überprüft werden kann, ob es die richtige Wahl für die persönlichen Bedürfnisse ist. Da selten in Sanitätshäusern Zuggeräte in verschiedenen Ausstattungsvarianten in der Ausstellung stehen, kann der Weg über den Hersteller gewählt werden, der dann in Zusammenarbeit mit dem Sanitätshaus Testfahrten ermöglicht. Diese sollten dabei möglichst in dem Umfeld stattfinden, in dem das Zuggerät auch genutzt werden soll.

Von der Testfahrt wird dann oftmals ein Erprobungsbericht erstellt, der später unter anderem erforderlich wird, wenn ein Fahrtauglichkeitsnachweis eingereicht werden soll.

Unsere Checkliste

  • Welches Zuggerät ist für mich geeignet?
  • In welchem Terrain möchte ich das Zuggerät einsetzen?
    a) ausschließlich in der Stadt?
    b) leichte Spazierfahrten?
    c) Spazierfahrten auch im Wald?
  • Ist das Zuggerät mit meinem Rollstuhl kompatibel? Sind dafür Adapter notwendig?
  • Kann ich das Zuggerät und die Adapter selbstständig an- und abbauen?
  • Welche Reichweite wünsche ich mir vom Akku? Wie ist er zu laden?
  • Ich möchte mit dem Zuggerät auch in den Urlaub fliegen. Kann ich den Akku mitnehmen, oder gibt es dafür einen speziellen Akku?
  • Ist eine Geschwindigkeit von 6 km/h ausreichend für mich? Wenn nicht, welche Kosten kommen bei einer erweiterten Geschwindigkeitsvariante auf mich zu? Ist mein Rollstuhl auch für eine höhere Geschwindigkeit geeignet?
  • Benötige ich selbst bestimmte Voraussetzungen, damit ich ein Zuggerät fahren darf? (Fahrtauglichkeit, Erprobung etc.)
  • Was muss ich veranlassen, damit ich ggf. ein schnelleres Modell fahren kann? (Betriebserlaubnis, TÜV, Straßenzulassung, Versicherung etc.)
  • Welches Gewicht hat das Zuggerät? Bin ich in der Lage, es selbstständig ins Auto laden zu können?
    Mit welchen Maßen ist das Zuggerät ausgestattet?
  • Wenn ich regelmäßig einen Aufzug benutzen muss: Passe ich mit dem Gespann (Rollstuhl und Zuggerät) hinein?

Ein Rollstuhlfahrer mit Zuggerät im Dunkel. Das Zuggerät hat Beleuchtung. Im Hintergrund Palmen.

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