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Abenteuer-Tauchcamp für Jugendliche mit Amputationen

Mentoren:innen geben ihre Erfahrungen direkt weiter

Eine neue Lebenswelt unter Wasser entdecken? Das geht auch prima mit Behinderung! Dies bewiesen sieben junge Erwachsene, die gemeinsam mit professionellen Tauchlehrenden und -therapierenden von DIVETOGETHER e. V. unter der Leitung von Henning Fahrenholz ein Tauch- und Erlebniscamp für Kinder mit fehlenden Gliedmaßen organisierten. Das Besondere? – Alle Betreuenden tragen selbst Prothesen oder sind – wie der Kletterprofi Nicholas Perreth einbeinig auf Krücken unterwegs. Das macht sie nahbar und zu großartigen Vorbildern für die teilnehmenden Kinder.

Umfangreiches Wassersportprogramm

So wurde in der Woche vom 26. September bis zum 1. Oktober dieses Jahres nicht nur getaucht und geschwommen. Auch Segeln, Surfen, Kajakfahren und das Umhertuckern auf dem riesigen Stand-up-Paddleboard standen auf dem Programm. Der Rollstuhl kam ganz einfach mit an Deck. Und dabei strahlte die Sonne über dem Zülpicher See mit den Kids um die Wette. Abends wurde gegrillt oder gekocht, und danach fielen sowohl die Betreuenden als auch die Teilnehmenden müde und zufrieden in ihre Kojen.

Auf einem Gewässer. Ein Surfbrett darauf sitzen vorne zwei Personen und paddeln. In der Mitte eine Person mit Rollstuhl und paddel. Hinten eine weitere Person knieend und paddelnd.

Gebärdensprache unter Wasser hilfreich

Auch andere Formen der Behinderungen sind hier willkommen. So bot die Gruppe unter der Woche ein offenes Programm für Kinder aus Förderschulen an. Und es fiel auf, dass sich die Gebärdensprache der Gehörlosen auch unter Wasser als sehr nützlich erweist.

Tauchcamp im Tauchsportcenter

Ursprünglich war das Tauchcamp im Monte Mare –einem Tauchcenter bei Köln – geplant. Doch aufgrund technischer Schwierigkeiten musste eine Notlösung her. Finanziert durch Spenden und Projektgelder, wie die von Aktion Mensch und der Kämpgen-Stiftung, konnte das Camp dann unter anderem im Tauchsportcenter Waterworld stattfinden. Aus einem Alternativprogramm wurde ein voller Erfolg!

Ein junges Mädchen auf einem Holzsteg sitzend. Im Hintergrund befinden sich Segelboote. Sie trägt links eine Beinprothese.

Beim Tauchen ganz im Hier und Jetzt

„Tauchen ist Meditation“, sagt Betreuer Aaron Thiekötter, der seinerseits noch vor einigen Jahren als Leichtathlet auf hohem Leistungsniveau trainierte. Mittlerweile hat er den Wettkampfsport auf Eis gelegt und stattdessen seine neue Leidenschaft entdeckt: Das Atmen unter Wasser. „Man spürt seine eigene Atmung wieder ganz bewusst, findet spielerisch eine neue Balance und wird wunderbar vom Wasser getragen. Stressfaktoren wie Lärm und Geschwindigkeit verschwinden mit dem Abtauchen ganz automatisch.“ Und das Beste: Der Fokus liege komplett auf dem eigenen Körpergefühl, weshalb Behinderungen wie Amputationen nebensächlich würden.

Und auch den Kindern schien es, gefallen zu haben. So erlernten sie die Basics für das Entdecken neuer Perspektiven und konnten in einer beeindruckenden Lebenswelt über sich hinauswachsen. Denn man merkt der ausgelassenen Stimmung an: Hier bleibt keiner am Beckenrand sitzen, und alle dürfen alles ausprobieren.

Projekt Tauchcamp nur der Anfang

„Geht nicht gibt’s nicht“, sei das Motto des Projekts. Oder um es in den Worten des Projektleiters auszudrücken: „Wir machen den Tauchsport inklusiv. Tauchen ist für fast alle möglich, wenn man ihnen nur die Türen öffnet.“ Fahrenholz ließ für die Inklusionsprojekte sogar einen Eventbus ausbauen, mit dem ab nächstem Frühjahr Schulen, Reha-Zentren, Sportfeste und Tauchplätze angefahren werden sollen – mit Rollstuhllift und genügend Schlafmöglichkeiten. Dabei sollen Begegnungen geschaffen werden und auch ein Austausch mit Gruppen stattfinden, die bislang einen anderen Schwerpunkt hatten.

Im Wasser. Eine junge Frau etwas hinten vor ihr ein Mann, halten sich an jeweils einem Seil eines Segelbootes fest. Der jungen Frau fehlen die Gliedmaßen ihrer rechten Hand.

Weitere Projekte im In- und Ausland

So wolle er im kommenden Jahr auch Projekte in anderen europäischen Ländern realisieren, um mehr Menschen von seiner Vision zu überzeugen: gelebte Inklusion. Denn das sei erst der Anfang, und wir dürfen gespannt sein, was als Nächstes an der inklusiven Tauchfront geschieht.

Dokumentiert wurde das Ganze über und unter Wasser. „Mit Drohnen, Kameras und GoPros soll ein Video entstehen, dass annähernd festhalten kann, was hier entsteht.“ Denn in der Zukunft sei das Tauchteam noch weiter auf der Suche nach Sponsoren:innen und Projektgeldern, um die bisherige Finanzierung durch die Landesregierung NRW zu ergänzen.

Bankverbindung DIVETOGETHER e. V.:
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE50 3705 0299 0022 0511 05
BIC: COKSDE33XXX

Für weitere Infos besuchen Sie gerne die Website oder die Instagram-Seite des Projekts:
Website: https://divetogether-ev.de
Instagram: diversity_divetogether

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