StartGeneration PlusDas Ziel: 1200 Kilometer mit dem Rollator

Das Ziel: 1200 Kilometer mit dem Rollator

Es ist September 2023, und Peter Schmeißer hat schon 950 Kilometer mit seinem Rollator dieses Jahr zurückgelegt. Sein Ziel bis zum Ende des Jahres: 1200 Kilometer! Nicht nur, dass Peter Schmeißer sehr ehrgeizig ist und einen Mordsbiss hat, nein, er ist auch schon 82 Jahre alt. Und hat immer noch mit den Folgen des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) zu kämpfen.

Guillain-Barré-Syndrom nach Infekt

Er war gerade 65 Jahre geworden, als sich seine Beine plötzlich wie Gummi anfühlten. Kurz vor seinem Ehrentag hatte er sich einen Magen-Darm-Infekt eingefangen, erinnert er sich. „Mein Immunsystem war runter, ich hatte davor ziemlichen Stress.“ Zusammen mit seiner Frau suchte er seinen Hausarzt auf. Der konnte jedoch nicht feststellen, was dem sonst fitten 65-Jährigen fehlen sollte. Mit dem guten Rat, erst einmal wieder nach Hause zu fahren und anzurufen, wenn es schlechter werden sollte, wurden die beiden entlassen. Die Situation verschlimmerte sich rasch. „Als ich merkte, dass da erheblich was nicht stimmte, rief ich meine Prokuristin an und ließ sie zu mir kommen. An Autofahren war ja nicht mehr zu denken. Mit ihr besprach ich alles Wichtige. Anschließend rief ich den Arzt an, der mir riet, umgehend ins Krankenhaus zu fahren.“

Drastische Verschlechterung des Gesundheitszustands

Dort stand nach zwei Rückenmarkpunktionen die Diagnose fest: Guillain-Barré-Syndrom. Peter Schmeißers Zustand verschlechterte sich innerhalb kürzester Zeit drastisch. Sein Blutdruck war jenseits von Gut und Böse, wenig später stieg die Lunge aus, die Ärzte:innen entschieden sich für eine Intubation. Ganze siebeneinhalb Wochen lag der damalige Unternehmer auf der Intensivstation. „Selbst mein Herz ist zwischendurch stehen geblieben. Und ich habe ihn gesehen, den weißen Raum! Dreimal haben sie meine Frau während dieser Zeit angerufen und gesagt, sie solle kommen, es wird ernst“, berichtet Peter Schmeißer. Mit Herzschrittmacher wird er später in die Frühreha nach Kreischa (Sachsen) verlegt. Und von dort direkt wieder zurück auf die Intensivstation. Der Zustand ist wieder mehr als kritisch. Der Thüringer kämpft weiter, wird wieder auf eine andere Station verlegt. Er muss weiterhin beatmet werden.

Nach der Reha endlich nach Hause

Mit der Zeit wird Peter Schmeißers Gesundheitszustand etwas stabiler. Dort feiert er mit seiner Frau Weihnachten und Silvester. „Ich dachte bei mir, du kannst deine Frau nicht sitzen lassen! Du musst jetzt endlich mal was tun. Und so sagte ich zu ihr: ‚Weißt du was? Ich will raus aus dem Rollstuhl!‘“ Und somit war das erste Ziel gesteckt. Wieder zu Hause, nach 10 Monaten, fängt er an, mit dem MOTOmed, einem motorbetriebenen Bewegungstherapiegerät, zu trainieren. „Meine Hände und Füße mussten festgebunden werden, da ich ja immer noch keine volle Kontrolle darüber hatte. Und so habe ich regelmäßig trainiert. Leider ging das nur am Wochenende, da mich ja jemand reinsetzen musste und meine Frau die Woche über arbeiten war. Irgendwann stand dann auf der Anzeige „Motor abkühlen lassen“, da war ich schon stolz drauf“, erzählt der heutige Rentner lächelnd. Eine erneute Reha (im Jahr 2008) bringt weitere Fortschritte. Ihm wird ein Unterarm-Rollator verordnet, mit dem der zielstrebige Mann zu Hause, zusammen mit seiner Therapeutin, trainiert.

Ein Rollator der Firma TOPRO mit einer Umhängetasche. Auf der Netzablagefläche sitzt ein Stofftierelch.Der Rollator bringt Bewegungsfreiheit

„Ich bin früher gern gelaufen. Habe mit kurzen Strecken angefangen. Die Zeiten und Kilometer habe ich immer akribisch aufgeschrieben. Die Blätter habe ich heute noch! Aber das hilft ungemein! Das motiviert. Und damit fing ich nun wieder an.“ Der heute 82-Jährige durchläuft viele Therapien. Irgendwann bringt ihm seine Therapeutin einen handelsüblichen Rollator mit, mit dem die beiden auf der Asphaltstraße vor dem Haus üben. Die Fortschritte lassen nicht lange auf sich warten. „Irgendwann bekam ich dann einen richtigen Rollator. Einen von TOPRO. Damit bin ich dann in der Spitze 220 Kilometer im Monat gelaufen. Naja, irgendwann war dann der Gummi ab“, lacht Peter Schmeißer. „Das ist eben mein Sportgerät! Im Haus kann ich mich auch ohne ihn bewegen, muss mich aber abstützen. Und draußen hilft er mir dann.“ Durch den unsicheren Gang blieben leider Stürze nicht aus. Dabei gingen das linke und rechte Sprunggelenk zu Bruch sowie der Schenkelhals seines Oberschenkelknochens. Andere hätten diese Umstände lahmgelegt. Aber nicht Peter Schmeißer.

Ein älteres Pärchen. Sie lächeln. Der Mann steht an einem Rollator. Im Hintergrund befinden sich mehrere Menschen und ein Objekt in Form einer Kugel.

Reisen mit dem Rollator & GBS-Stiftung

„Was nach all den Jahren noch geblieben ist? Ich habe immer noch eine Fußheberparese. Die Kraft in meinen Armen und Beinen ist wieder ganz okay, aber meine Hände sind noch eingeschränkt. Den Pinzettengriff kann ich zum Beispiel nicht mehr machen. Aber ich habe keine Probleme mit den Brüchen. Es ist immer noch Vorsicht geboten bei allem, was ich mache.“ Der agile Mann ist seit 2009 Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche GBS- Vereinigung e.V. und hat nebenbei, im Jahr 2013, die Deutsche Guillain-Barré-Syndrom-Stiftung gegründet, von der er immer noch den Vorsitz innehat. Immer etwas um die Ohren zu haben, ist offensichtlich das Geheimrezept, um fit zu bleiben, von Peter Schmeißer, dem man sein Alter nicht anmerkt. „Als ich wieder halbwegs gut zu Fuß war, sind wir endlich in den Urlaub gefahren. Das wollten wir eigentlich direkt nach meinem 65. Geburtstag machen, aber dann kam ja alles anders.“ Um der gesundheitlichen Situation gerecht zu werden, aber trotzdem viel zu sehen, entschied sich das Ehepaar für eine Kreuzfahrt. Danach folgten Island, das Nordkap, St. Petersburg und auch Abu Dhabi. Alles mit Rollator. Selbst auf dem Jakobsweg ist er mit seinem vierrädrigen Begleiter schon einen Kilometer gelaufen. „Im Juni dieses Jahres habe ich den neuen TOPRO Pegasus – Carbon-Rollator bekommen. Sieht echt futuristisch aus! Der hat jetzt auch schon 350 Kilometer weg.“ Und im nächsten Jahr gehts mit den Wiener und  Berliner Philharmonikern auf Konzertreise …

Auf einem Kreuzfahrtschiff. An einem Geländer steht ein älteres Pärchen. Der Mann hält sich am Geländer fest. Vor ihm steht ein Rollator. Die Sonne scheint und das Meer befindet sich im Hintergrund

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