Dirk Steffens

Sehr geehrter Herr Steffens, wir freuen uns sehr, dass Sie sich Zeit für unsere Fragen nehmen!

Recherchiert man Ihre Person im Internet, bekommt man die Information, dass Sie ein echtes Nordlicht sind, da in Stade geboren. Sie haben eine Ausbildung zum Fernmeldemechaniker absolviert, und dann aber Geschichte und Politik studiert. Was hat Sie dazu bewogen, nach der Ausbildung in diese Richtung zu gehen?

Die Ausbildung zum Fernmelder war für mich, damals 16 Jahre alt, nur die Rechtfertigung, mit zwei gleichaltrigen Freunden aus einem winzigen Dorf nach Hamburg zu ziehen. Ohne Eltern. Wir wollten raus aus der Provinz – und das war unser Weg. Inhaltlich hat mich die Fernmeldetechnik nie sonderlich interessiert, aber die drei Jahre Ausbildung und das Leben in einer Großstadt: Das war genau das, was ich für meine Entwicklung brauchte um herauszufinden, in welche Richtung ich wirklich gehen möchte.

Liest man weiter in Ihrer Vita, kann man klar erkennen, dass die Natur und Umwelt eine immer größere Rolle für Sie spielen. Was war der Auslöser bzw. was brachte die Motivation, sich hiermit intensiver und vor allem langfristig auseinanderzusetzen?

Mit Anfang Zwanzig war ich schon Weltreisender und Filmemacher. Und wurde im Laufe der Zeit zum Augenzeugen des globalen Wandels. Jedes Mal, wenn ich an einen exotischen, schönen Ort zurückkehrte, war er weniger exotisch und schön als zuvor. Naturzerstörung überall, auf dem ganzen Planeten. Und mir wurde im Laufe der Jahre dadurch klar: Das ist das eine große Menschheitsthema meiner Generation. Das darf ich nicht ignorieren, das darf niemand ignorieren.

Man hat den Eindruck, dass in diesen Zeiten immer noch ein großer Teil der Gesellschaft egoistisch und ignorant (was unsere Umwelt angeht) vor sich hinlebt. Nehmen Sie das auch so wahr? Wenn ja, was macht es mit Ihnen? Wie gehen Sie damit persönlich um?

Ich bin ja auch egoistisch und ignorant, deshalb verurteile ich niemanden dafür. Ich glaube auch nicht, dass wir, so wünschenswert das auch wäre, eine Gesellschaft aus Gutmenschen formen können, in der jeder und jede aus sich selbst heraus erkennt, was richtig und falsch, gut und böse ist. So sind wir Menschen einfach nicht. Deshalb ist es meiner Meinung nach wichtiger und auch spannender, gesellschaftliche Leitplanken einzuziehen, die zum Beispiel egoistische Motive in gute Taten verwandeln. Beispiel: Ein Wilderer erschießt Elefanten, um Geld zu verdienen. Gelingt es, ihn davon zu überzeugen, dass lebende Elefanten mehr Wohlstand bedeuten, weil sie die Natur intakt halten und Tourismus ermöglichen, wird der Wilderer zum Elefantenschützer. Aus egoistischen Motiven. Wir sollten nicht versuchen, die Menschen zu verändern, sondern ihnen erklären, warum manchmal neue Wege besser sind als die alten.

Wie könnte man diesen Teil der Gesellschaft Ihrer Meinung nach erreichen, sodass ein globales Umdenken (zum Wohle unserer Erde) stattfinden kann?

Naja, wir sollten nicht naiv sein: Ein gewisser Prozentsatz ist natürlich unbelehrbar, weil es nun mal auch Menschen gibt, die ideologisch verblendet, besonders gierig oder sonst wie unterbelichtet sind. Wir können nicht unsere Zeit damit verschwenden, jahrzehntelang auf Leute einzureden, die gar nicht zuhören wollen. Da muss man dann auch mal hart sein, mit Verboten und Strafen arbeiten. Und das ist ja auch normal: Die meisten Menschen klauen nicht. Ein paar sozial fehlentwickelte aber doch. Und für die haben wir Gesetze, Polizei, Gerichte. Mit Umweltsündern müssen wir genauso verfahren. 

Haben Sie sich Ziele gesteckt, was Ihr Engagement hinsichtlich Natur und Umwelt angeht? Welche Projekte stehen demnächst noch an?

Ich arbeite daran, unsere Filmproduktionen „grün“ zu machen, also beispielsweise klimaneutral. Weil es nicht angeht, dass wir über Umweltprobleme berichten und dabei selbst welche verursachen. Die Fernsehsender sind dabei aber leider ziemlich träge. Bisher. Aber der Druck wächst.

Würden Sie uns noch Ihr Lebensmotto verraten?

Optimismus ist Pflicht.

Vielen Dank für das Interview!

Terra X: Faszination Erde – mit Dirk Steffens
Drei neue Folgen: Sonntag, 6., 13. und 20. Februar 2022, 19.30 Uhr

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