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Ninja Warrior mit Prothese

Die Sportleidenschaft von Thomas Wedig kennt nur wenige Grenzen

„Seit meiner Amputation überlege ich mir genau, für was ich meine Zeit verwende. Dinge, zu denen ich keine Lust habe, oder die man aufgrund einer Erwartungshaltung von anderen oder der Gesellschaft machen sollte – nein, dafür verschwende ich keine Zeit mehr. Das Leben kann viel zu schnell zu Ende sein, wenn man Pech hat. Diese Gratwanderung zwischen Leben und Tod habe ich ja persönlich erlebt.“ Thomas Wedig sprang 2014 dem Tod von der Schippe, als ein erblich bedingtes Aneurysma (ausgesackte Arterie) im Unterschenkel riss. Das Bein musste oberhalb des Knies amputiert werden.

Aneurysma in der Wade

Der Niedersachse hat schon immer auf sich und seine Gesundheit geachtet. Sport steht seit Jahren auf dem täglichen Programm. Und dann war da auf einmal ein Aneurysma – eine überraschende und kaum zu glaubende Diagnose, mit der keiner bei dem Sportler gerechnet hätte. Die ausgesackte Arterie hätte vorher erkannt werden können, wäre jemand auf die Idee gekommen, einen Ultraschall der oberen Wade vorzunehmen. „Aber warum auch? Zumal ich dort überhaupt nichts gemerkt habe“, erinnert sich Thomas. Die ersten Probleme traten nach seinem 23. Marathon auf. Seine Wade schien sich nach den enormen Strapazen nicht so schnell zu erholen wie sonst. Für den ausgebildeten Physiotherapeuten aber vorerst kein Problem. „Das konnte ich behandeln und auch wieder beheben. Aber als vier Wochen später mein Fuß und die Wade plötzlich nachts ganz kalt und weiß wurden, sah das schon anders aus!“ Er lässt sich ins Krankenhaus fahren – und dort bricht Hektik aus. Eine Amputation ist sofort notwendig und nicht mehr aufschiebbar. Nach der OP legt sich kurzzeitig eine tiefe Trauer über den lebensfrohen Sportler.

Zielsetzung mit Meilensteinplanung

Einen Tag lang zieht er die Decke über den Kopf, will und kann keinen Besuch ertragen. „Dann habe ich mir aber gedacht, dass ich die Situation nicht mehr ändern kann, sondern muss halt einen Weg finden, daraus das Beste zu machen.“ Was folgte, war ein gut ausgearbeiteter Stufenplan. Oberstes Ziel: So schnell wie möglich aus dem Krankenhaus und wieder fit werden. Ab in die Reha und danach wieder möglichst viel Sport treiben. „Und ich wollte diese Sportprothese! Während meines Aufenthaltes im Krankenhaus hatte mir ein Freund das Buch ‚Sprint zurück ins Leben‘ von David Behre mitgebracht. Das gab mir einen guten Ausblick, was alles möglich sein würde. Danach steckte ich meine Ziele.“ Obwohl er noch stationär in Behandlung war, begann Thomas, an seiner Kraft und Ausdauer zu arbeiten. Nach einigen Tagen war auch das Personal daran gewöhnt, dass er Klimmzüge am Bettgestell machte, die Gänge und Treppen fürs sein Kardiotraining nutzte. „Die Schwestern machten sich Sorgen, dass ich mich überlasten würde, aber der Arzt fand es gut. Ein halbes Jahr später war ich wieder zurück in meinem Job!“, erzählt der ehrgeizige Mann schmunzelnd.

Teilnahme an Ninja Warrior

Thomas Wedig steht vor dem Ninja-Warrior-Logo bei der Show und hält beide Daumen in die Höhe.

Die vergangene Zeit hatte den Blickwinkel von Thomas enorm verändert, sein Leben und die Liebe zum Sport allerdings nur bedingt. Zurück in der sportlichen Spur stellt er sich einer großen Herausforderung: Ninja Warrior. Eine TV-Show, in der 100 Kandidat:innen versuchen, vier extrem schwierige Hindernisparcours zu überwinden, begeistert Millionen Zuschauende. Hier stellen die Kandidat:innen Kraft und Ausdauer sowie die richtige mentale Einstellung unter Beweis. Genau das Richtige für Thomas. Mit eiserner Disziplin und einem Willen so unzerbrechlich wie Kruppstahl bereitete sich der 59-Jährige vor. „Ich bin sogar in den Wald gefahren und mit Prothese die Bäume hochgeklettert. Man darf nicht nur eine Sportart ausüben, das macht dich sonst kaputt. Ich trainiere jeden Tag, da muss man in verschiedene Richtungen gehen: Boxen, Schwimmen, Radfahren, Klettern – und natürlich Laufen.

Im Casting der fünften Staffel 2020 setzt er sich gegen 5.000 andere Bewerber:innen durch und schafft es bis zur Show, was bereits all seine Hoffnungen erfüllte. Er gewann zwar nicht, wurde aber vermutlich für viele zum Vorbild und der Ninja Warrior der Herzen.

Sportliche Leistung mit Prothese von Össur

Um sportlich so viel leisten zu können, benötigt man eine gute Versorgung. Thomas ist von seiner Prothese begeistert. „Meiner Meinung nach produziert Össur einfach das Beste, was es zurzeit für Sportler am Markt gibt. Mit denen kann man sich auch identifizieren! Alle Mitarbeiter, mit denen ich zu tun hatte, waren total nett. Es ist wie eine große Familie – und ich bin stolz darauf, ein Teil davon sein zu dürfen!“

Inzwischen hält Thomas Vorträge, inspiriert und motiviert seine Zuhörer:innen jedes Mal aufs Neue. „Wenn ein Einziger nach meinem Vortrag oder Interview zu Hause von seinem Sofa aufsteht und das erste Mal seit Langem wieder selbstständig zu Lidl einkaufen geht – dann bin ich glücklich und habe erreicht, was ich mir vorgenommen habe!“

Seine Frau lässt die Sportleidenschaft von Thomas selbst nach 25 Jahren Ehe vollkommen kalt. „Ach, das ist in Ordnung! Wir haben so viel zusammen erlebt und durchgemacht. Da braucht sie keinen Sport zu machen, damit wir glücklich zusammenleben können“, lacht er.

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