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Diabetes und seine Folgen

Zucker, Insulin, Diabetes – Wie ist der Zusammenhang?

Neues aus der Diabetesforschung

Zucker – oder genau genommen Glukose (Traubenzucker) ist ein wichtiger Energielieferant der Zellen im Körper. Das Gehirn gewinnt seine Energie im Normalfall sogar ausschließlich aus Glukose. Die Glukose wird aus der Nahrung aufgenommen oder auch vom Organismus selbst hergestellt und gelangt über das Blut zu den Zellen. Das Hormon Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse in den Betazellen produziert. Steigt die Glukosekonzentration im Blut, wird aus der Bauchspeicheldrüse je nach Bedarf Insulin ins Blut abgegeben. Wie ein Schlüssel öffnet das Insulin dann Kanäle in den Zellmembranen der Muskel-, Fett- und Leberzellen, durch die Glukose aus dem Blut in das Zellinnere gelangt. Wird zu wenig Insulin gebildet oder reagieren die Zellen nicht mehr auf das Insulin, können die Zellen nur einen Teil der Glukose aufnehmen und der Blutzuckerspiegel ist erhöht. Ist die Glukosekonzentration im Blut über längere Zeit zu hoch, kann eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) entstehen. Insbesondere bei Typ-2-Diabetes sind die Symptome zu Beginn unspezifisch. Allerdings können hohe Blutzuckerwerte bei langjährigem oder einem lange unentdeckten Diabetes mellitus zu Folgeerkrankungen, vorwiegend an Augen, Nieren, Nervensystem, Herz, Gehirn und Gefäßen führen. Daher ist es wichtig, Diabetes frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Diabetesformen

In Deutschland leben etwa sechs Millionen Menschen mit Diabetes. Am häufigsten treten folgende zwei Formen des Diabetes auf:

Am Typ-1-Diabetes erkranken meist Kinder oder junge Menschen. Die Bauchspeicheldrüse bildet zu wenig oder gar kein Insulin und als Therapie muss täglich Insulin gespritzt werden. Der Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Weder das Gewicht noch das Essen von Zucker beeinflusst die Entstehung von Typ-1-Diabetes. Die Krankheit ist auch nicht ansteckend.

Der Typ-2-Diabetes, früher Alterszucker genannt, ist eine schleichende Erkrankung. Sie tritt meist im fortgeschrittenen Alter auf. Seit einigen Jahren sind aber auch zunehmend junge Menschen betroffen. Neben den Genen zählen vor allem Übergewicht und Bewegungsmangel zu den Auslösern. Anfangs produziert der Körper ausreichend Insulin, das aber nicht richtig wirkt (Insulinresistenz). Die Zellen können die Glukose nicht aufnehmen, der Zucker bleibt im Blut. Meist reicht gesünderes Essen, viel Bewegung und zusätzlich Tabletten aus, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Wird ein Typ-2-Diabetes nicht ausreichend medizinisch behandelt oder zu spät erkannt, produziert der Körper immer weniger Insulin und Insulin muss gespritzt werden.

 

Im Magnetenzephalographen zur Messung der Essensreize sitzende Frau.
Bei Magnetenzephalographie werden die Reaktionen des Gehirns auf Essensreize gemessen.

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung – Forschen für eine Zukunft ohne Diabetes

An Diabetes erkranken immer mehr Menschen. Allein in Deutschland sind knapp 7 Millionen von der Stoffwechselerkrankung betroffen und jedes Jahr erhalten bis zu 500.000 Betroffene zum ersten Mal die Diagnose Diabetes mellitus. Dieser Diabetes-Epidemie will das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) entgegenwirken. Ziel ist es, die Erkenntnisse und Ergebnisse der Diabetesforschung möglichst schnell vom Labor zum Patienten zu bringen, um Diabetes vorbeugen und behandeln sowie Folgeerkrankungen des Diabetes verhindern zu können. Im Fokus der Arbeit des DZD stehen vor allem Typ-1- und Typ-2-Diabetes sowie Schwangerschaftsdiabetes. Das DZD ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Der nationale Forschungsverbund wurde 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert. Die Finanzierung erfolgt zu 90 Prozent über den Bund und zu 10 Prozent über die Länder. Im DZD arbeiten mehr als 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den führenden Forschungsinstituten und Universitäten im Bereich Stoffwechsel- und Diabetesforschung zusammen. 

Translationale Forschung

Ziel des DZD ist es, die neuen Erkenntnisse schneller und effizienter in wirksame Diagnose- und Behandlungsmethoden zu überführen und die Translations-„Lücken“ innerhalb der Medizinforschung, z. B. zwischen grundlagenorientierter Forschung, krankheitsorientierter Forschung und patientenorientierter Forschung, zu schließen. In großen Bevölkerungsstudien untersuchen Forscherinnen und Forscher die Auswirkungen von Umwelt, Lebensstil und Genen auf die Entstehung des Diabetes mellitus. Neue Biomarker sollen zukünftig die Diagnose des Diabetes verbessern. Schon jetzt gibt der Deutsche Diabetes Risikotest Auskunft über ein erhöhtes Risiko. Interessierte können den Test online unter www.dzd-ev.de durchführen. Wer den Test macht und ein erhöhtes oder gar hohes Risiko feststellt, kann rechtzeitig etwas gegen den Ausbruch der Erkrankung tun und sich ggf. medizinisch behandeln lassen. Denn die Erkrankung oder durch sie bedingte Folgeschäden lassen sich gut durch frühzeitig angewandte und gezielte präventive oder therapeutische Maßnahmen verhindern oder zumindest deutlich hinauszögern.

 

Das Untersuchungmaterial in Pulverform wird bei einer Genotypisierung mit einem Glasschaber durch ein Sieb gestrichen.
Vorbereitung einer Hochdurchsatz-Genotypisierung. In der Hochdurchsatz-Genotypisierung wird nach Diabetesgenen gesucht.

Diabetes-Folgeerkrankungen verhindern

Um personalisierte Präventions- und Therapiemaßnahmen, d.h. die passende Behandlung für die richtige Patientengruppe zur richtigen Zeit, zu entwickeln, hat das DZD bundesweite klinische Multicenterstudien aufgelegt. In der multizentrischen Prädiabetes Lebensstil Interventionsstudie setzt sich das DZD die Entwicklung personalisierter Vorsorgemaßnahmen zum Ziel. Mit der Deutschen Diabetes Studie sollen neue Erkenntnisse zur erfolgreichen Vorbeugung von diabetesbedingten Folgeerkrankungen bringen. Denn gerade die Folgeerkrankungen führen zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, vorzeitig zu versterben.

Die Rolle der Gene

Mit Hilfe von genetischen, zellbiologischen und tierexperimentellen Techniken versuchen die Wissenschaftler, die molekularen Mechanismen des Diabetes aufzuklären. So sollen weitere Gene identifiziert werden, die mit Diabetes assoziiert sind, sowie epigenetische und biochemische Regulationswege geklärt werden. DZD-Experten arbeiten zudem daran, neue Wirkstoffkandidaten und Angriffspunkte für innovative Medikamente zu entdecken, zu validieren und weiterzuentwickeln. Erste Wirkstoffkandidaten befinden sich in der klinischen Testung.

Präventions- und Therapieansätze bei Typ-1-Diabetes

Im Bereich des Typ-1-Diabetes gilt es, die Mechanismen zu entschlüsseln, die zur Entstehung der Autoimmunerkrankung führen, sowie Marker zu identifizieren, die eine frühe Diagnose ermöglichen, und Therapien zur Prävention und Heilung von Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Aktuell wurde das weltweit einzigartige Präventionsprogramm GPPAD aufgesetzt, in dem Wissenschaftler und Ärzte vorbeugend Kleinkinder mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes behandeln, um die Entwicklung der Krankheit möglicherweise zu verhindern. Weiterhin arbeitet das DZD daran, die Zerstörung der Betazellen zu stoppen bzw. die Betazellen zu ersetzen. Hier gelang den Forschern vor kurzen wichtige Fortschritte bei der Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse.

Ein Beitrag des DZD – Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Weitere Infos zum Deutsches Zentrum für Diabetesforschung:

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V.
Ingolstädter Landstraße 1
85764 Neuherberg
Tel.: 089-3187-2086
Fax: 089-3187-2223
E-Mail: contact@dzd-ev.de

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