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Angeln mit und ohne Behinderung

Oft sieht man sie am See oder in der Meeresbrandung stehen: die Angler.  Aber warum ist Angeln eigentlich so faszinierend?

Ein Sport mit langer Geschichte

Die Anglerkultur hat eine tief verwurzelte Geschichte, die bis zu den frühesten Menschen zurückreicht. Schon in der Urzeit nutzten sie ihre Hände, Speere und später Angelruten mit Haken, um Fische zu fangen. Der älteste gefundene Angelhaken stammt aus einer Zeit vor etwa 20 000 Jahren. In dem Gebiet, das heute Schleswig-Holstein ist, lebten nach der letzten Eiszeit Menschen, die den Hecht als ihren bevorzugten Speisefisch betrachteten und ihn mit Haken aus Knochen fingen.

Warum Angeln?

Die Beweggründe sind vielfältig und äußern sich auf unterschiedliche Weisen: die Freude an der Natur, die Möglichkeit, dem Stress des Berufsalltags zu entfliehen, das gesellige Zusammensein und der Austausch mit Fischerfreunden:innen. Immer mehr Menschen in Deutschland integrieren das Angeln als festen Bestandteil ihrer Freizeitgestaltung. Der Angelsport ist für Menschen jeden Alters, Geschlechts und mit verschiedenen Behinderungen geeignet.

An einem Gewässer. Zwei Männer im Rollstuhl. Sie angeln. Auf dem Gras liegen weitere Angeln und zusätzlich steht dort ein Eimer.

Angeln mit Behinderung

Wer aufgrund seiner Behinderung nicht in der Lage ist, eine Fischereischeinprüfung abzulegen, kann eine Ausnahmegenehmigung beantragen.

Bei der oberen Fischereibehörde kann eine Ausnahmegenehmigung von der Fischereischeinpflicht beantragt werden, wenn aufgrund einer Behinderung keine Fischereischeinprüfung abgelegt werden kann. Die Genehmigung erlaubt es, mit der Handangel in Begleitung eines:einer volljährigen Inhabenden eines gültigen Fischereischeins zu angeln.

Um diese Ausnahmegenehmigung zu bekommen, wird in erster Linie benötigt:

• Schwerbehindertenausweis (Kopie Vorder- und Rückseite) und

• ggf. ein ärztliches Attest, dass die Fischereischeinprüfung aufgrund der Schwerbehinderung nicht abgelegt werden kann

• der Antrag ist schriftlich bei der oberen Fischereibehörde zu stellen

• die Ausnahmegenehmigung wird dann postalisch zugestellt

• es werden Gebühren zur Fischereiabgabe fällig

Die Bearbeitungsdauer kann bis zu vier Wochen betragen. Die Ausnahmegenehmigung selbst ist kostenlos, wird aber in Verbindung mit der Fischereiabgabemarke versendet. Die Fischereiabgabe in Höhe von zehn Euro muss zusätzlich VOR Aufnahme der Fischerei entrichtet werden. Die Ausnahmegenehmigung kann auf unbestimmte Zeit erteilt werden, ist jedoch abhängig von der Gültigkeit bzw. der Frist des Schwerbehindertenausweises.

Barrierefreie Angelplätze

Inzwischen gibt es so einige Angelplätze, die auch rollstuhlgerecht sind. Ein rollstuhltauglicher Angelplatz ermöglicht das Angeln im Rollstuhl, jedoch berücksichtigt er oft nicht andere Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen.

Ein barrierefreier Angelplatz sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • Leicht erreichbar mit dem Auto und Parkmöglichkeiten in der Nähe.
  • Ebener Weg zum Angelspot und ebenerdiges Gelände am Spot selbst für Rollstühle und Rollatoren.
  • Der Angelspot sollte niedrig liegen und nicht an einer Spundwand sein, um das Keschern zu erleichtern.
  • Sicherheitsvorkehrungen gegen Wegrollen des Rollstuhls, zum Beispiel durch Kanten in Richtung Wasser.
  • Eine barrierefreie Toilette in der Nähe des Angelplatzes.

In ganz Deutschland gibt es barrierefreie Angelplätze, die unter folgendem Link zu finden sind: https://angelmagazin.de/karten/barrierefreie-angelplaetze/

Eine Angel angelehnt an einen Holzpfad eines Holzsteges. Darunter befindet sich das Gewässer. Weiter hinten im Bild Schilf und Bäume.

Zehn Gründe, um zur Angel zu greifen

1. Naturschutz und Gewässerschutz
Hobbyangler:innen engagieren sich über Vereine und Verbände aktiv im Naturschutz, da sie als Eigentümer:innen oder Pächter:innen von Fischereirechten gesetzlich zur Hege und Pflege der Bestände verpflichtet sind. Dies geschieht weitgehend im Ehrenamt, was eine kostenintensive staatliche Intervention verhindert.

2. Naturerlebnis für die Generation „Smartphone“                                             
Besonders für Jugendliche bietet das Angeln ein aktives Naturerlebnis, das sie von der virtuellen Smartphone-Welt ablenkt. Zudem lernen sie einen schonenden Umgang mit ihrer Umwelt.

3. Stressabbau in der Natur                                                                                       
Die Natur bietet den idealen Ort, um abzuschalten. Beim Angeln kommt zu dem reinen Naturerlebnis noch eine freizeitliche „Aufgabenstellung“ hinzu, die dazu dient, die Seele baumeln zu lassen.

4. Angeln für Menschen mit Handicap                                                                     
Angeln kann man mit und ohne Behinderung. Es ist einfach eine wunderbare Möglichkeit der Freizeitgestaltung. Rollstuhlfahrende, Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen oder chronischen Erkrankungen profitieren ebenso wie alle anderen von einem gemeinschaftlichen und facettenreichen Naturerlebnis.

5. Angeln verbindet die Generationen                                                                         
Der soziale Aspekt des Angelns ist nicht zu unterschätzen. Menschen jeden Alters können dem Angelhobby nachgehen, somit treffen sich unterschiedliche Generationen an den Angelplätzen.

6. Ökologische Lebensmittelgewinnung                                                                       
Angeln ist eine nachhaltige Form der Naturnutzung und ermöglicht die Gewinnung von frischen, regionalen und artgerecht aufgewachsenen Fischen. Dies trägt dazu bei, den Import von Fischen aus Übersee zu reduzieren.

7. Gesellschaftliche Relevanz
In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der viele Menschen vereinsamen, bietet das Angeln eine soziale Komponente und fungiert für viele Angelfreunde:innen als eine Art soziale Heimat.

8. Erhöhtes Verantwortungsbewusstsein
Angler:innen müssen ein erhöhtes Verantwortungsbewusstsein zeigen, da von ihnen eine freiwillige Selbstdisziplin in Bezug auf den Fang und den Umgang mit den Fischen verlangt wird.

9. Angeln als Wirtschaftsfaktor
Die Angelfischerei trägt erheblich zur Wirtschaft bei und generiert in Deutschland einen Umsatz von etwa 5,2 Milliarden Euro pro Jahr. Angler:innen ziehen auch in Regionen, die sonst touristisch weniger frequentiert sind, und sorgen für zusätzlichen Umsatz.

10. Sinnvolle Entschleunigung                                                                                     
In einer Welt, die immer schneller wird, stellt das Angeln eine Form der Entschleunigung dar. Ähnlich wie beim Stressabbau kann die bewusste Entschleunigung beim Angeln dazu beitragen, das Gleichgewicht zu finden und klare Gedanken zu fassen.

Gut zu wissen

Wichtig zu wissen, ist, dass das Angeln in Deutschland nicht einfach spontan und ohne Vorbereitung möglich ist. Ein Angelschein und die Erlaubnis des:der Gewässerinhabenden sind notwendig, um legal zu angeln. Verstöße können als Straftat geahndet werden!

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