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StartLeben mit Multiple SkleroseMS & das Uhthoff-Phänomen

MS & das Uhthoff-Phänomen

Dr. Uhthoff lässt grüßen

Besonders den letzten Sommer werden viele MS-Erkrankte, aber auch andere Menschen mit demyelisierenden* Krankheiten noch stark in Erinnerung haben. Vielen wird dann auch der Name Dr. Uhthoff begegnet sein. Dieser Augenarzt beschrieb schon 1890 dieses nach ihm benannte Phänomen.

„Pseudoschub“ aufgrund hoher Temperaturen

Das heiße Sommerwetter hat bei vielen Betroffenen bereits vorhandene neurologische Beschwerden wie Sehstörungen, Fatigue, Lähmungen und andere motorische Ausfälle verstärkt. Gerade junge MS-Betroffene mit einer noch relativ frischen Diagnose denken dabei sofort an einen Schub, dabei liegt es „nur“ an der hohen Außentemperatur, die zu einer erhöhten Körpertemperatur führt. Es ist ein „Pseudoschub“, das sogenannte Uhthoff-Phänomen. Auch Fieber, ein heißes Bad oder eine heiße Dusche, starke körperliche Anstrengung oder ein Saunabesuch können bei Erkrankten dieses Phänomen auslösen. Bei sinkender Körpertemperatur reduzieren sich die Symptome meistens bzw. verschwinden ganz.

Ursachen des Uhthoff-Phänomens

Die Ursache dieser Symptomatik hängt mit der entzündlichen Erkrankung des Gehirns oder des Rückenmarks zusammen. Wenn Entzündungen an den Nervenfasern abheilen, bilden sich oft Narben, welche die Reizweiterleitung behindern. Sobald sich die Körpertemperatur erhöht, werden die Nervenimpulse an diesen Narben noch schlechter weitergeleitet und es kommt zur Verstärkung der bereits vorhandenen Beschwerden. Sobald die Körpertemperatur wieder sinkt, lassen die Beschwerden meist schnell nach. Das heißt für den kommenden Sommer, möglichst die Auslöser zu vermeiden, dementsprechend möglichst kühle Orte aufsuchen, die Klimaanlage im Auto anschalten, höchstens lauwarm duschen und auf heiße Vollbäder und Saunabesuche verzichten. Bei Infekten mit Fieber sollten dann in Absprache mit dem Arzt fiebersenkende Medikamente eingenommen werden.

Tipps & Hilfsmittel

Eine Frau mit einem Ventilator in der Hand. Sie hält ihn in Höhe des Halses.

Wenn man aber nicht auf die Sonne verzichten kann oder möchte, gibt es mittlerweile einige „Hilfsmittel“, die helfen können, die eigene Körpertemperatur zu senken:

  • Kühlkappen und Kühlwesten werden in diesem Zusammenhang sehr oft erwähnt. Leider sind sie sehr teuer und werden meistens nicht von den Krankenkassen übernommen.
  • Kühle Räume findet man auch nicht an jeder Ecke. Ich habe im letzten Sommer besonders den Aufenthalt im Supermarkt bei den Kühltheken genossen. Auch im klimatisierten Auto ging es mir recht gut.

Aber es gibt auch einfachere Lösungen:

  • Ein Eimer mit kühlem Wasser unter dem Schreibtisch oder ein Ventilator kann für Abkühlung sorgen.
  • Leicht gekühlte Getränke und gekühltes Obst können ebenfalls kurzzeitig die Temperatur senken.
  • Fitness-Kühltücher – mein persönlicher Favorit! Das sind Mikrofasertücher oder Schals, die leicht mit Wasser getränkt werden und durch die Verdunstungskälte angenehm die Handgelenke, den Kopf oder den Nacken kühlen. Sobald sie nicht mehr kühlen, schüttelt man sie kurz auf und sie sind wieder aktiviert. Das funktioniert so lange, bis sie trocken sind. Meistens werden sie in einer wasserdichten Hülle angeboten, sind daher gut zu transportieren und auch recht erschwinglich.

Ich habe bei besonders heißem Wetter zusätzlich auch immer eine Thermos-Trinkflasche dabei, die mit Eiswürfeln gefüllt ist. Mit dem Wasser aktiviere ich die Tücher und kann mit den Eiswürfeln auch Getränke wie z.B. Eistee kühlen. Besonders bei heißen Nächten lege ich vorher ein kleines Kopfkissen in den Tiefkühlschrank, das hilft dann gut beim Einschlafen.

Mit ein bisschen Planung und guter Vorbereitung kann der Sommer dann kommen.

* Demyelisierung = Schädigung von Myelinhüllen der Nervenzellen, die dadurch ihre Funktion verlieren

 

Wer war Dr. Wilhelm Uhthoff?

Portrait von Dr. Uhthoff*Augenarzt und Hochschullehrer
*31.07.1853–21.03.1927
Er beschäftigte sich u.a. mit dem Zusammenhang von Augen- und Nervenkrankheiten. 1890 beschrieb er die nach körperlicher Anstrengung auftretende vorübergehende Verschlechterung der Sehschärfe bei Patienten mit MS. Die körperliche Anstrengung ließ dabei die Körpertemperatur ansteigen. Deshalb wird heutzutage eine Verschlechterung neurologischer Symptome durch Erhöhung der Körpertemperatur als Uhthoff-Phänomen bezeichnet.

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