StartAmputation & ProthetikTanzen mit und ohne Prothese

Tanzen mit und ohne Prothese

Der Rhythmus, wo man mit muss

Die Hüften kreisen lassen, die Füße geschickt vor- und zurückbewegen und ganz in die Musik eintauchen. Tanzen macht Spaß und ist auch noch gesund. Der Stoffwechsel wird durch die Bewegungen angeregt, Kraft und Ausdauer trainiert. Ein positiver Nebeneffekt: Kalorien werden dabei ebenfalls verbrannt! Ein Vorteil ist zudem, dass gewählt werden kann, ob man allein eine flotte Sohle aufs Paket legt, zu zweit oder als Teil einer Gruppe. Im Jahr 2020 waren es laut einer Statistik rund 4,13 Millionen Personen, die häufig in ihrer Freizeit tanzten.

Felix Bauer ist Tanzlehrer in der Tanzschule Kronenberger in Walldorf. Er hat in seinem Leben schon vielen Menschen das Tanzen beigebracht, auch Prothesenträgern.

L&B: Sehr geehrter Herr Bauer, wie kamen Sie zum Tanzsport und was fasziniert Sie daran?

FB: Ich hatte das Glück, in einer Tanzschulfamilie aufzuwachsen, frühen Kindesalter leideschaftlich für Tanz interessiert. Im Alter von zweieinhalb Jahren begann ich mit dem Balletttanzen. Etwas später erlernte ich zusammen mit meiner jüngeren Schwester das Paartanzen in den Standard- und Lateintänzen. Nach meiner Schulzeit habe ich dann direkt eine Ausbildung zum Tanzlehrer in Angriff genommen. Anschließend war ich in mehreren Tanzschulen in Süddeutschland angestellt, bis ich schließlich in der Tanzschule Kronenberger im Herzen Walldorfs gelandet bin. Hier wirke ich nun schon seit fast zehn Jahren.

Am schönsten beim Tanzen finde ich die Möglichkeit, die Musik in Bewegung sichtbar machen zu können. Darüber hinaus ist es ein Hobby, das man als Paar gemeinsam ausüben kann und bei dem man viele neue Leute kennenlernt.

L&B: Wenn jemand tanzen lernen möchte, was ist in Ihren Augen wichtig, zu wissen? Ist Tanzen mehr als nur „Sport“?

FB: Man muss nichts im Voraus wissen. Das ist ja gerade das Schöne. Man geht in eine Tanzschule und schaut einfach, was passiert. Man begegnet neuen Leuten und erlernt ganz nebenbei, auf wie viele Arten man seine zwei Beine einsetzen kann, wo der Kopf am besten ist und wie man alles gemeinsam unter einen Hut bringt.

Ob man das Ganze dann zu einem Sport werden lässt, hängt in erster Linie von jedem/jeder selbst ab.

L&B: Sie unterrichten auch Menschen, die Beinprothesen tragen. Worauf müssen diese achten, wenn sie tanzen lernen möchten?

FB: Zunächst einmal sollten diese Menschen einfach nur Spaß an der Bewegung mitbringen. Alles Weitere sind dann sehr individuelle Möglichkeiten, die sich eröffnen, die man am besten vor Ort im Unterricht gemeinsam mit den Tanzlehrenden für sich herausfindet. Grundsätzlich ist mit etwas Geduld und Ausdauer vieles möglich. Also nur Mut und einfach ausprobieren.

L&B: Stellte das Unterrichten von Beinamputierten für Sie anfangs eine Herausforderung dar? Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

FB: Sicher, jede neue Aufgabe birgt eine Herausforderung in sich. Ich habe mich letzten Endes einfach auf die Menschen und ihre persönlichen Bewegungsstrukturen eingelassen und versucht, diese zu verbessern. Herausgefunden, was bei jedem Einzelnen, jeder Einzelnen motorisch möglich ist und so alle ermutigt, ihre Grenzen neu auszuloten. Bei den Schritten, die es nicht zuließen, sie zu tanzen, habe ich das Schrittmaterial leicht verändert, sodass es möglich wurde. Das Schöne ist, dass wir alle großen Spaß daran haben. Sowohl die Gruppe meiner TanzschülerInnen als auch ich.

L&B: Sind Sie der Auffassung, dass jeder Mensch tanzen lernen kann?

FB: Ja, dieser Auffassung bin ich. Natürlich fällt nicht jedem das Erlernen der Tänze gleich leicht. Aber jeder kann für sich Erfolge erzielen – und wenn es  nur  das  Verbringen  der  gemeinsamen  Zeit  mit  dem  Partner,  der  Partnerin  oder  der  Spaß  am Tanzen in einer Gruppe ist

L&B: Vielen Dank für Ihre Zeit!

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