StartLebenswege„Heute sehe ich die Welt mit anderen Augen“

„Heute sehe ich die Welt mit anderen Augen“

Perspektivenwechsel nach Unterschenkelamputation

„Das Leben ist ernst genug, man sollte öfter lachen“ – diesen Tipp gibt Fritz gern. Gerade hat er zur Reinigung sein Quad komplett auseinandergebaut. Motocross ist seine Leidenschaft – schon immer gewesen.

Schwerer Motorradunfall führt zur Amputation

Es gab nur eine kurze Pause, in der es auch für den Sachsen wenig zu lachen gab. Auf dem Motorrad unterwegs zu seiner Freundin wird er damals in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Sein Unterschenkel wird dabei abgetrennt. Im Krankenhaus versuchen die Ärzt:innen, durch Annähen diesen zu retten, aber die Blutversorgung funktioniert nicht mehr. Fritz stimmt kurzerhand einer Amputation zu. Katharina, seine Freundin, steht Fritz bei allem zur Seite.

Zweifel am Leben und der Liebe

Ein junges Pärchen. Die Frau ist schwanger. Der Mann steht hinter ihr und hält den Babybauch. Ihre Hände liegen auf seinen. Sie küssen sich. Der Mann trägt eine Unterschenkelprothese links. Zwischen den Beinen der Frau sitzt ein Hund.

Starke Selbstzweifel plagen den damals 20-jährigen Mann nach der OP. Wie viel ist er als Mensch in diesem Zustand noch wert? „Nach der OP wollte ich meine Freundin nicht mehr sehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich so, wie ich jetzt aussehe, noch jemand lieben könnte“, erinnert sich Fritz. „Ich gab der Schwester die Anweisung, Katharina nicht in mein Zimmer zu lassen. Die hat sich zum Glück nicht daran gehalten. Ich wüsste nicht, wo ich heute ohne meine Freundin, die Freunde und Familie wäre. Katharina hat meine schlechte Laune stets ertragen – und ich hatte zu Anfang oft miese Laune! Sie war immer für mich da, das tat unglaublich gut“, erzählt er gerührt.

Offener Umgang mit Behinderung & Prothese

Es geht immer weiter, ist Fritz’ Devise. Seine Prothese mit dem Cheetah-Xplore-Fuß trägt er mit Stolz und immer gut sichtbar. Selbst im Winter wird deshalb der Kälte in kurzen Hosen getrotzt. Das Prothesen-Cover in Rot ist auch ein echter Hingucker!

Auszubildender mit Behinderung

Für Fritz war es nach seinem Unfall schwierig, als Amputierter wieder einen Ausbildungsplatz zu finden. Die alte Ausbildung konnte er aufgrund der Situation nicht beenden. Alle involvierten Träger:innen, wie zum Beispiel die Agentur für Arbeit, hatten ihm geraten, sich doch einen Bürojob zu suchen. „Da sieht man mich mit der Prothese eher, haben sie mir damals gesagt. Ich bin aber kein Sesselfurzer, Handwerk ist einfach meins!“ Schon immer gewesen. Seit er 14 Jahre alt ist, schraubt Fritz an Motorrädern. Die passende Ausbildung hat er im August 2021 dann doch gefunden: Karosseriebauer bei Toyota. „Dieses Wissen fehlte mir noch“, lachte der fröhliche 22-Jährige. Klar schmerzt am Abend nach der Arbeit der Stumpf, aber auspowern möchte er sich trotzdem.

Ein Mann sitzt auf einem Quad, die rechte Hand am Steuer. In der linken Hand hält er seine Unterschenkelprothese nebst Schuh hoch. Die Perspektive des Fotos wurde von hinten aufgenommen. Auf seinem Pullover steht: Suche neuen Schutzengel. Meiner ist mit den Nerven am Ende.

Eishockey und Simson mit Beiwagen

Vor Kurzem hat er an einem Probetraining für Para-Eishockey teilgenommen. Vielleicht wird das sein neues Hobby? Aber die Leidenschaft für Motorräder und sein Quad wird es wohl nicht verdrängen. Eigentlich hatte sich Fritz nach seinem Unfall geschworen, nicht wieder auf eine Maschine zu steigen. Schließlich war er frisch Vater geworden. „Das hat mich ruhiger werden lassen. Ich will schließlich nicht, dass mein Kind früher als nötig an meinem Grab steht. Aber mein Quad muss sein!“, lacht der humorvolle Motorcross-Fan. Der gute Vorsatz hat allerdings nicht lange gehalten. Nun steht wieder ein Motorrad auf dem Hof, allerdings mit Beiwagen. Das restauriert er gerade. Damit Kind und Hund ihn demnächst begleiten können.

Familienleben & Austausch mit anderen Betroffenen

„Es ist schön, Vater zu sein, aber auch anstrengend. Aber der Moment, wenn man nach Hause kommt und erst der Hund, dann die Tochter und dann die Freundin auf einen zustürmen und einen begrüßen, entschädigt für alles.“

Zu anderen Menschen mit Behinderung hat er auch Kontakt, erst war es der Austausch über das neue Leben mit Prothese. Heute geht es um Enduro-Technik.

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