StartAktiv im RolliDas Meer diskriminiert nicht – Wellenreiten mit Behinderung

Das Meer diskriminiert nicht – Wellenreiten mit Behinderung

„Die Frage ist nicht ‚Was geht nicht mehr?‘, sondern ‚Was geht noch?‘ – und das ist eine ganze Menge!“ Martin sitzt in einem Strandrolli und schält sich aus seinem Neoprenanzug. Er ist gerade vom Wellenreiten aus dem Wasser gekommen und strahlt. Der Mann, der aufgrund eines Querschnitts weder stehen noch gehen kann, ist ‚stoked‘ – so nennen die Surfer:innen die Begeisterung, die so offensichtlich in den Augen leuchtet. „Ich hab’ heute drei Wellen gekriegt. Das war viel Arbeit, aber die waren richtig gut!“
Aber wie soll das funktionieren? Kann man mit Behinderung wirklich Wellen reiten?

Zwei Männer stehen im Wasser, vor ihnen ein Surfbrett. Der linke Mann trägt ein Shirt, auf dem 'Blind Surfer' steht. Seine Hand bildet die Surfer-Geste. Er trägt eine schwarze Brille.

Wellenreiten mit Behinderung – sowas gibt’s?

‚Adaptives Surfen‘ lautet der Begriff, der das Wellenreiten für Menschen mit Behinderung umreißt. Der spektakuläre Sport, der vor 3000 Jahren im alten Polynesien entstanden ist, ist heute rund um den Globus beliebter denn je. Und Surfen funktioniert nicht nur im Stehen. Ganz einfach: Wer die Energie einer Welle nutzt, um sich fortzubewegen, surft. Egal, in welcher Position – im Liegen, im Sitzen, im Knien, im Stehen, allein auf dem Brett oder im Tandem. Dieser Sport ist hochgradig an individuelle Fähigkeiten und Bedürfnisse anpassbar. Für die nötige barrierefreie Mobilität sorgen zum Beispiel Strandrollis mit Ballonreifen oder Matten, die am Strand den Zugang zum Wasser auch für normale Rollis ermöglichen. Surfbretter und Neoprenanzüge werden den Bedürfnissen entsprechend ergänzt und umgebaut. So kann jede:r teilhaben: mit Behinderung oder ohne, egal, wie alt, egal, welchen Geschlechts.

Kraft, Geschick und mentaler Fokus

Der Nutzen des Wellenreitens ist vielseitig: Wer Wellen reitet, erfährt, wozu der eigene Körper fähig ist, trainiert körperliche Kraft, Geschick und mentalen Fokus. Wer sich der großen therapeutischen Kraft des Wassers überlässt, entwickelt ein neues Verhältnis zu sich selbst und den eigenen Möglichkeiten und fördert das Selbstbewusstsein. Die Konfrontation mit der elementaren Kraft des Meeres stärkt die Stressresilienz. Und das alles gelingt spielerisch: zusammen mit Freunden:innen und viel Spaß sowie als Teil einer Gemeinschaft.

Surfen als begleitende Therapie

Ein Mann steigt im seichten Wasser aus einem Strandrollstuhl aus. Daneben hockt ein anderer Mann und bereitet ein Surfbrett mit Gurten vor.

Inzwischen wird Surfen außerdem erfolgreich als begleitende Therapie bei Diagnosen wie Autismus, Depressionen oder PTSD eingesetzt und eignet sich als Reha-Maßnahme nach Unfall und Trauma. Für immer mehr Surfer:innen mit Behinderung ist es auch eine sportliche Herausforderung, was sich in der Zunahme der weltweiten Wettkämpfe für Para-Surfen – ein anderer Begriff für das adaptive Wellenreiten, der sich hauptsächlich auf den Wettkampf bezieht – widerspiegelt. Und nicht zu vergessen: Die erholende und entspannende Wirkung des Surfens ist kaum zu überbieten.

Open Ocean e. V.

Hervorgegangen aus dem Deutschen Wellenreitverband e. V., dem Dachverband für Wellenreiten in Deutschland und Heimat des deutschen Para-Surf-Nationalteams, steht der gemeinnützige Open Ocean e. V. für die Unterstützung von persönlichem Wachstum und Inklusion durch Wellenreiten. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Sport mehr Menschen zugänglich zu machen. Er bietet Projekte rund um das inklusive und barrierefreie Wellenreiten an. Mit Expertise, Überzeugung und freundlicher Offenheit eignen sich die Angebote sowohl für Einsteiger:innen als auch für fortgeschrittene Surfer:innen. Die Angebote richten sich an Menschen mit und ohne Behinderung. „Wir haben keine Lust auf die Trennung von Behinderung und Nichtbehinderung, das gibt es doch im Alltag schon genug“, erklärt Johannes Laing, Mitbegründer und mit einer Querschnittslähmung selbst adaptiver Surfer, das Konzept des Vereins. „Die sooft zitierte Inklusion ist hier Realität: Jede:r profitiert, sei es, indem man sich gegenseitig unterstützt und voneinander lernt oder bisherige Vorstellungen und Vorurteile ihre Gültigkeit verlieren und man sich vom Lebensmut anderer Menschen inspirieren lässt. Denn das Meer diskriminiert nicht. Es behandelt uns alle gleich.“

Zwei Surfer gehen einen hölzernen Weg hoch. Der linke sitzt im Rollstuhl, der recht ist Fußgänger und trägt ein Surfbrett.

Neugierig geworden?

Mehr Informationen über das Wellenreiten mit Behinderung liefert der Open Ocean e. V. in der Artikelreihe „Das Meer diskriminiert nicht – Wellenreiten mit Behinderung“. Darin werden alle Aspekte dieses noch jungen, aber beliebten Sports vom therapeutischen Nutzen bis hin zum Wettkampf beleuchtet.

Aktuelle News und weitere Informationen gibt es auch unter folgenden Adressen:
www.open-ocean.info
www.wellenreitverband.de
Instagram: @openoceanverein
Instagram: @wellenreitverband

Oder direkt per E-Mail an:  hallo@open-ocean.info

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