StartGesundheitÜberfordert? Ich? Niemals!

Überfordert? Ich? Niemals!

Warum wir dazu neigen, uns ständig zu überfordern

Es allen recht zu machen, ist unmöglich. Und trotzdem versuchen es viele von uns. Und das ist absolut anstrengend auf die Dauer! Irgendwann ist man ausgebrannt und resigniert. Das Gefühl, man wäre unzulänglich, weil man es nicht schafft, alle Menschen im Umfeld glücklich zu machen oder ihnen regelmäßig Zeit zu schenken, verfestigt sich. Die liebe Zeit ist ja auch immer so knapp.

Aber warum versucht man immer wieder das Unmögliche? Nun ja, Sie wollen ja schließlich anerkannt werden, geliebt im besten Falle und natürlich zu dem netten Teil der Menschheit gehören. Und dafür muss man sich schon ins Zeug legen. Ohne Fleiß kein Preis – oder wie war das? Wie gut es sich anfühlt, wenn Sie die Lösung für Probleme mitbringen. Vor allem für die Probleme der anderen. Für die eigenen bleibt meist keine Zeit.

An einer Steinmauer angelehnt sitzen auf einer Steintreppe zwei junge Männer nebeneinander. Ein junger Mann rechts außen liegt mit dem Oberkörper auf der Stufe. Die Arme sind verschränkt.

Diana Dreeßen-Wösten ist Wirtschaftscoachin und Bestsellerautorin. Sie beschreibt in ihrem Buch „Du musst nicht verreisen, um bei dir anzukommen“ sehr anschaulich, wie sehr es Menschen lieben, Dinge beeinflussen zu können und das Ruder in die Hand zu nehmen. Denn dann sind wir unersetzlich, und niemand kommt so schnell auf die Idee, uns aufs Abstellgleis zu schieben. Was wären die anderen schon ohne uns?

„Für das Gefühl unersetzlich zu sein, zahlt man oft einen hohen Preis: den auf leisen Sohlen daherkommenden, schleichenden Prozess der Überforderung. Natürlich will dieses Wort niemand hören, man könnte das Eingeständnis, überfordert zu sein, ja als Schwäche auslegen“, schreibt Frau Dreeßen-Wösten in ihrem Buch.

IM INTERVIEW MIT DIANA DREEẞEN-WÖSTEN

BF: Liebe Frau Dreeßen-Wösten, worin sehen Sie den Hauptgrund, dass viele Menschen offensichtlich nur noch schwer eine dauerhafte Verbindung zu sich selbst bzw. ihrer Innenwelt aufbauen können?

DDW: Es ist die Kombination von verschiedenen Ursachen, die diese essenzielle Verbindung zu ihrem Inneren verkümmern lassen. Menschen lassen sich zu sehr von der digitalen Parallelwelt ablenken, gleichzeitig entsteht ein inneres Vergleichen mit denen, die scheinbar mehr im Leben erreichen als man selbst.

So steigt unbemerkt der innere, perfektionsgesteuerte Leistungsantreiber gepaart mit dem Pflichtbewusstsein, allem und allen gerecht werden zu wollen. Hängt man erschwerend dazu noch in der Harmoniefalle fest, dann ist die innere starke Verbindung kaum noch aufrechtzuerhalten.

BF: In Ihrem Buch beschreiben Sie das „Funktionsgefängnis“, in das man gerät, wenn man es allen und allem recht machen möchte, mit Bravour verschiedene – und vielleicht auch zu viele – Rollen spielt oder der eigene Anspruch manchmal auch zu hoch ist. Hier inhaftiert, ist die Gefahr groß, in totaler Erschöpfung zu enden. Was kann ich präventiv tun, um nicht erst in diese Situation zu kommen? Haben Sie einen Tipp?

DDW: Am Morgen damit beginnen, sich auf seinen Tag einzustellen und grob zu skizzieren, was die Prioritäten sind. Kommen dann außerordentliche Aufgaben dazu, sollte man jeweils entscheiden, ob es in das Tagespensum noch reinpasst oder nicht. Wenn nicht, wäre es sehr gut, das dem:der Auftraggebenden zu kommunizieren. Um es an einem Beispiel zu benennen: Der:die Vorgesetzte kommt mit einer dringend zu erledigenden Arbeit auf jemanden zu. Geistesgegenwärtig wäre es dann, im Gespräch gleich darauf aufmerksam zu machen, welches Projekt dafür liegen bleiben wird, wenn man umdisponiert. Dann darf der:die Vorgesetzte entscheiden, was ihm lieber ist. Leider wird dies in der Praxis kaum so umgesetzt, obwohl es so einfach wäre. Stattdessen reißen die fleißigen Arbeitnehmenden Überstunde um Überstunde ab, um allen Aufgaben gerecht zu werden. Und dieses Verhalten kann nur in der Überforderung enden.

BF: Haben Sie das Buch aus der eigenen Erfahrung heraus geschrieben?

DDW: Ja, ich hatte im Jahr 2009 auch einen Burn-out. Man bemerkt es erst nicht, gerade wenn das persönliche Arbeitsgebiet sehr erfüllend ist. Da ich aber so ein Stehaufmännchen bin, habe ich mich daraus befreit, indem ich meinen Zugang zu meinem Inneren wieder kraftvoll ausgebaut habe. Einige Beispiele dafür sind leicht umsetzbar und praxisnah in meinem Buch beschrieben.

Die Autorin

Diana Dreeßen-Wösten ist Wirtschaftscoachin und Bestsellerautorin: Seit fast 16 Jahren begleitet und berät sie hochkarätige Unternehmen in Changemanagementprozessen, im Generationsübergangsprozess und im Etablieren einer erfolgsorientierten Kommunikations- und Führungskultur.

„Du musst nicht verreisen, um bei dir anzukommen.
Wege zu einem selbstbestimmten Leben.“
Verlag: dtv
ISBN 978-3-423-26176-0
240 Seiten
€ 14,90

Zu dem Buch „Du musst nicht verreisen, um bei dir anzukommen“ ist ebenfalls das Begleitbuch bzw. Arbeitsbuch erhältlich. Für alle, die gleich mitarbeiten oder sich Notizen machen möchten. Bestellen können Sie es auf der Website der Autorin: www.dianadreessen.de/buecher

 

 

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