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Spastik bei MS

Multiple Sklerose und ihre „unsichtbaren“ Begleiter

Vielen MS-Betroffenen wird Spastik im Verlauf ihrer Erkrankung zu einem unliebsamen Begleiter. Die Lebensqualität wird durch Spasmen eingeschränkt und ist eine der wichtigsten Ursachen von Beeinträchtigungen und Behinderungen.

Spastiken können in vielen Körperregionen auftreten

So vielfältig die Symptome der MS sind, so unterschiedlich sind auch die Arten und Körperregionen, in denen Spasmen auftreten können. Bei MS-Betroffenen findet man oft Spasmen in den unteren Extremitäten, welche die Gehfähigkeit einschränken und gegebenenfalls die Nutzung von Hilfsmitteln wie Stock, Rollator, oder Rollstuhl notwendig machen.
Ein unangenehmes Thema ist für viele Betroffene die Harninkontinenz, welche durch Spasmen der Blase hervorgerufen wird.

Wie entsteht eine Spastik?

Unsere Muskulatur wird durch das Nervensystem gesteuert. Ist die Pyramidenbahn, die Nervenbahn, die in Hirn und Rückenmark verläuft, geschädigt, kommt es häufig zu Spasmen. Die Ausprägung der Spasmen ist daher abhängig davon, wie stark und in welchen Bereichen diese Nervenbahn geschädigt ist.  Bei einer Spastik ist der Muskeltonus (normale Spannung der Muskulatur) so erhöht, dass die Muskeln steif werden und sich verkrampfen. Diese Versteifung der Muskeln nennt man auch spastische Lähmung oder spastische Parese. Diese Verkrampfungen können plötzlich auftreten, aber die Erhöhung des Muskeltonus kann auch chronisch sein. Durch die Spastik nimmt die Bewegungsfähigkeit der Muskeln ab, es kommt dann häufig zu Fehlstellungen in den Gelenken. Viele MS-Erkrankte berichten ebenfalls von akuten oder chronischen Schmerzen. Oftmals kommt es durch das Auftreten der Spastik auch zu Schlafstörungen und damit zur Verstärkung der Fatigue.

Eine Frau liegt quer auf einem Bett, die Füße hoch an eine Wand gestellt.

In vielen Fällen werden Spasmen durch bestimmte Faktoren, sogenannte Trigger, ausgelöst oder auch verstärkt. Bei jedem MS-Patienten sind diese Faktoren anders und es ist von Vorteil, wenn man die Auslöser identifizieren kann, um sie zu vermeiden.

Therapiemöglichkeiten

Ein wichtiger Behandlungsansatz bei Spastik ist die Physiotherapie (z.B. nach Bobath oder Voita). Ziel ist es dabei, Schmerzen zu lindern und Folgeschäden wie Muskel- und Sehnenverkürzungen sowie Gelenkfehlstellungen zu vermeiden. Der Erhalt bzw. die Verbesserung der Gehfähigkeit steht dabei für viele Betroffene an erster Stelle. Ergotherapie kann helfen, bereits vorhandene fehlerhafte Verhaltensmuster abzulegen, welche zu Spasmen führen können, und eventuell notwendige Hilfsmittel sinnvoll einzusetzen. Auch durch eigenverantwortlich betriebenen Sport können die Auswirkungen von Spastiken gemindert werden. Dabei ist genau zu beobachten, ob durch den „Lieblingssport“ die Spastik nicht noch zusätzlich getriggert wird. Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung und auch Yoga können helfen, Spasmen zu mildern.

Ein Mann sitzt auf einer Behandlungsliege, eine Frau in weißer Kleidung fasst ihn ans Knie.

Medikamentöse Unterstützung

Der behandelnde Arzt kann die Behandlung von Spastik in schwereren Fällen auch medikamentös unterstützen. Dazu stehen verschiedene Antispastika und Muskelrelaxanzien zur Verfügung. Diese werden dann in die Gesamtkonzeption der Behandlung eingebracht.

Seit 2011 ist auch ein Cannabis-Spray zur Behandlung von MS-Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Spastik, denen mit anderen Antispastika nicht geholfen werden konnte, zugelassen. Der Gebrauch dieses Sprays fällt allerdings unter das Betäubungsmittelgesetz und sowohl Arzt wie Patient haben dafür strenge Auflagen zu erfüllen.

Ebenfalls seit 2011 ist der Wirkstoff Fampiridin für MS-Patienten, die weniger als 500 Meter gehen können, aber noch keinen Rollstuhl benötigen, erlaubt. Dieser Wirkstoff zeigte in Studien bei ca. einem Drittel der Probanden eine Steigerung der Gehgeschwindigkeit um 25%. Die (spastische) Harninkontinenz kann durch Anticholinergika gemildert werden, außerdem ist die Injektion von Botulinumtoxin in den Schließmuskel der Blase genehmigt.

So individuell, wie die Symptone der Spastik bei MS sind, so individuell sind auch die Behandlungsempfehlungen für den einzelnen Betroffenen. Auf jeden Fall sollte die Therapie der Spastik in enger Kooperation von Arzt, Physio- und/oder Ergotherapeut sowie dem Betroffenen erfolgen, um den größtmöglichen Erfolg zu erreichen.

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