StartAmputation & ProthetikMit Prothese auf dem Gipfel des Kilimandscharo

Mit Prothese auf dem Gipfel des Kilimandscharo

Der Kilimandscharo – eines der bekanntesten Bergmassive der Welt, in Tansania gelegen. Der Kibo ist der höchste Gipfel und gehört zu den legendären Seven Summits – die höchsten sieben Gipfel der sieben Kontinente. Allein der Anblick ist schon beeindruckend, aber die Aussicht nimmt einem den Atem. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das weiß Jens König aus eigener Erfahrung.

Dünne Luft raubt den Atem und manchmal den Verstand

Das Bild zeigt einen Mann stehend, angelehnt an ein Schild auf dem Gipfel des Kilimandscharo. Links trägt er eine sichtbare Beinprothese.„Es heißt, es schaffen nur sechs von zehn Bergbegeisterten den Aufstieg bis zum Gipfel. Und ich wollte unbedingt einer von den sechs sein!“, lacht Jens. Und er ist es tatsächlich geworden! „Die letzte Etappe ist die herausforderndste. Es sind nur sechs Kilometer, aber wir haben sieben Stunden dafür gebraucht. Alle dreißig Meter habe ich eine Pause einlegen müssen! Die Luft ist so dünn, du hast wahnsinnige Kopfschmerzen, und der Körper ist einer extrem hohen Belastung ausgesetzt. Aber dann bist du oben, stehst dort am Schild und bist auf dem Dach der Welt. Es war sehr kalt und windig, aber die Sonne strahlt dich direkt an. Was für ein wunderschöner Moment. Ich war unendlich stolz, es geschafft zu haben! Und das mit Prothese! Der Wahnsinn. Andere sind vorher umgekippt, deren Körper kam nicht mit dem wenigen Sauerstoff klar. So kann es auch gehen. Und dann musst du wieder runter, ob du willst oder nicht. Da zögern die Guides nicht lange.“ Nur 15 Minuten darf der:die erfolgreiche Gipfelbezwinger:in ganz oben auf 5.890 Meter Höhe stehen, dann muss wieder der Abstieg erfolgen. Es wäre sonst zu gefährlich. Insgesamt sechs Tage hat die Reise im August 2022 zum Gipfel des höchsten Berges Afrikas gedauert.

Idee geisterte schon länger im Kopf umher

Bereits einige Jahre spukte die Idee im Kopf des sportlichen 57-Jährigen herum, und irgendwann nahm sie Form an. Jens berichtete seinem Techniker Thomas Schröder vom Sanitätshaus Alippi in Aue von seinem Vorhaben. Der war sofort begeistert. Seit über 20 Jahren kennen sich die beiden. Genauer gesagt seit dem Motorradunfall von Jens im September 1999, bei dem er einem entgegenkommenden Motorradfahrer nicht mehr ausweichen konnte, den es aus seiner Fahrbahn gedrückt hatte. Beide streiften sich, Jens wurde von seiner Maschine geschleudert und rutschte unter der Leitplanke hindurch. Sein Unterschenkel traf leider den Pfeiler der Planke und wurde abgetrennt. „Ich hatte eigentlich sehr viel Glück! Der Pfeiler hatte ‚nur‘ meinen Unterschenkel erwischt, es hätte ja auch anders sein können.“

Amputation und Techniker Thomas

Das Bild zeigt Jens König und Techniker Thomas Schröder gegenüberstehend. Jens König trägt eine Unterschenkelprothese am linken Bein. Eine Schachtel wird übergeben.Im Krankenhaus lernte Jens auch den Orthopädietechniker Thomas kennen, der die Erstversorgung vornahm und seitdem stets an seiner Seite geblieben ist. „Die Amputation war geplant, und somit herrschten für alle klare und planbare Verhältnisse. Bereits der erste Kontakt mit Jens war so unkompliziert. Man musste ihn nicht zu einer Prothesennutzung überreden, er war gleich dabei. Und die Chemie stimmte, das macht die Zusammenarbeit auch heute noch sehr angenehm! Jens war in guter Verfassung, seine Kondition war sehr gut, da konnte ich schon früh abschätzen, dass er nur sehr wenige Probleme mit der Prothese haben würde.“ Wie richtig der erfahrene Techniker damit lag, zeigt wohl das Kilimandscharo-Abenteuer am deutlichsten! „So eine Entwicklung, wie Jens sie zeigte, ist natürlich ideal. Wir versorgen jemanden mit einer guten und perfekt angepassten Prothese, und der Patient kann seine Träume verwirklichen. Sich seine eigenen Grenzen stecken, ohne dass die Technik sie steckt. Jens wäre Mobilitätsgrad 5, wenn es den geben würde und die Skala nicht bei 4 (sehr aktiv) enden würde“, erklärt Thomas mit einem Grinsen.

Passende Technik für Abenteuer Kilimandscharo

Das Bild zeigt unterschiedliche Prothesenteile inklusive einiger Schrauben. „Ohne Thomas und die passende Technik hätte ich nie die Möglichkeit gehabt, meinen Traum Realität werden zu lassen. Sowas stemmt man nicht alleine, nicht wenn man Prothesenträger ist.“ Sein Techniker hatte auch die Idee, den Prothesenhersteller Össur mit ins Boot zu holen. „Jens hat seit seiner Amputation die ganze technische Entwicklung, die Össur vollzogen hat, miterlebt. Seit Anfang an waren die Produkte perfekt für ihn. Zudem ist die Arbeit mit dem Außendienst so angenehm, dass es nur klar war, bei Össur anzufragen, ob sie bei diesem verrückten Vorhaben dabei sein würden.“ Und das war das isländische Unternehmen sehr gern. Es sponserte alle Teile, die notwendig waren, um den Sportler mit einer Prothese zu versorgen, die es mit dem Bergmassiv würde aufnehmen können. Alippi hat dann den Aufbau und Schaft gesponsert. Eine so robuste Prothese zu bauen, mit der Jens den Gipfel stürmen könnte, war kein einfaches Unterfangen. Aber eine Herausforderung, die Thomas als Fachmann gern annahm.

Cheetah Xplore als sportlicher Fuß

„Wir sind zusammen schon einen Berg hochgestiegen, um zu sehen, wie sich Gangbild und Technik verhalten. Als Fuß wählten wir den Cheetah Xplore, dieser Fuß ist echt eine hervorragende Entwicklung. Nirgendwo anders bekommst du mehr Fuß mit weniger Gewicht! Interessant war für uns beide, dass die Fußkosmetik zum Schluss den Halt und die Sicherheit im Schuh gab, die noch fehlte. So lernt man ständig dazu. Und ich bin unheimlich dankbar, dass ich mich all die Jahre bei Alippi technisch immer ausleben durfte. Das macht meinen Job so interessant, und ich würde auch nichts anderes machen wollen!“ 30 Jahre ist er schon in seinem Unternehmen, aber so ein Projekt wie die Besteigung des Kilimandscharo war noch nicht dabei.

 

Das Foto zeigt einen Mann stehend vor dem Ausgang der Marangu Route. Er hölt zwei Wanderstöcke gekreuzt vor sich.

Ein Fleischer testet alle Limits

Die Vorbereitung bestand bei Jens überwiegend aus „Radeln“. Damit meint der aufgeschlossene Erzgebirgler, in hohem Tempo die Berge hochzufahren. Viel gewandert ist er im Vorfeld aber nicht. Und da war auch noch die Arbeit. Jens hat die Fleischerei seiner Eltern übernommen und widmet sich tagsüber hingebungsvoll der Fleischverarbeitung und dem -verkauf. Da hat man mitunter auch manchmal Zeit, über außergewöhnliche Projekte nachzudenken. Fallschirmspringen mit seinem Sohn macht er schon regelmäßig. „Nein, ich habe noch kein neues Projekt! Aber ich bin jemand, der gern seine Grenzen austestet. Da dauert es nicht lange, bis die nächste Idee kommt …“

Weitere Infos zum Cheetah Xplore von Össur gibt es hier: https://www.ossur.com/de-de/prothetik/fusse/cheetah-xplore

Mehr zum Sanitätshaus Alippi – Mitteldeutschlands größter Komplettanbieter im Sanitätsfachhandel: https://www.alippi.de/

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