StartGesundheitTic-Störungen und das Tourette-Syndrom

Tic-Störungen und das Tourette-Syndrom

Tic-Störungen und das Tourette-Syndrom gehören zu den neuropsychiatrischen Erkrankungen. Das Tourette-Syndrom wurde nach dem Neurologen Georges Gilles de la Tourette benannt.

Charakteristisch für alle Tic-Störungen sind sogenannte Tics. Als Tics bezeichnet man unwillkürliche, plötzlich einsetzende und wiederholt auftretende Zuckungen oder Lautäußerungen, die von den Patienten:innen als unvermeidbar empfunden werden, jedoch zeitweise unterdrückt werden können. Tic-Störungen sind bei den betroffenen Menschen in der Häufigkeit, Intensität und Lokalisation sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Da Tics auf andere befremdlich oder gar provozierend wirken können, stoßen Menschen mit Tics oft auf Ablehnung, Unverständnis oder Verärgerung.

Medizinische Unterscheidung

  • vorübergehende Tic-Störungen (transiente Tic-Störung)
  • chronische motorische Tic-Störung
  • chronische vokale Tic-Störung
  • Gilles-de-la-Tourette-Syndrom

Symptome und Diagnose

Tic-Störungen beginnen oftmals im Vorschulalter. Ungefähr 20 % der Kinder in diesem Alter haben vorübergehende Tics, die nicht länger als ein Jahr andauern.
Von dem Gilles-de-la-Tourette-Syndrom – der ausgeprägtesten Form der Tic-Störung aufgrund der Kombination aus mehreren motorischen und vokalen Tics – ist ca. 1 % der Bevölkerung betroffen. Die Krankheit beginnt meist im Grundschulalter, auf jeden Fall aber vor dem 18. Lebensjahr.
Tics sind keine simplen Marotten, die durch genügend Willensstärke abgestellt werden können. Für die Betroffenen sind sie unvermeidbar, auch wenn sie diese für einen gewissen Zeitraum unter Umständen unterdrücken können.
Es wird zwischen motorischen und vokalen Tics unterschieden. Tics wie Augenblinzeln oder Räuspern werden als einfache motorische bzw. vokale Tics eingestuft. Größere Gesten oder zum Beispiel ein Rotieren um die eigene Achse sowie das zwanghafte Aussprechen von Wörtern oder Sätzen sind komplexe motorische bzw. vokale Tics.

In der Öffentlichkeit ist das Tourette-Syndrom oftmals nur als Krankheit bekannt, bei der die Betroffenen Schimpfwörter und/oder vulgäre Ausdrücke aussprechen. Allerdings zeigen nur 15 bis 20 % der Betroffenen diese unter dem Fachterminus Koprolalie zusammengefassten Symptome. Die Koprolalie ist kein obligates (zwingendes) Diagnosekriterium für das Tourette-Syndrom.

Ursachen

Die Ursachen für das Entstehen einer Tic-Störung oder des Tourette-Syndroms sind immer noch unklar. Man geht davon aus, dass eine Dysfunktion vieler Neurotransmittersysteme im Gehirn für die Erkrankung verantwortlich ist, aber auch andere Hypothesen werden diskutiert.
Tic-Störungen treten oftmals in Kombination mit anderen Nebenerkrankungen auf – besonders häufig mit ADS/ADHS, aber auch mit Zwangsverhalten oder Lernschwierigkeiten. Hinzu kommt, dass vor allem bei Menschen mit ausgeprägten Tics Ängste und Depressionen gehäuft auftreten, was unter anderem auf die Belastung durch die Krankheit und die Einschränkung der Lebensqualität zurückzuführen ist.

Behandlung

Es gibt noch keine Behandlung, die zu einer Heilung führt. Möglich ist eine Behandlung mit Neuroleptika, die bestimmte Rezeptoren im Gehirn blockieren. Da diese Medikamente jedoch des Öfteren starke Nebenwirkungen zur Folge haben, werden leichte Tic-Störungen nur selten medikamentös behandelt. Wird bei starken Störungen eine Behandlung mit Medikamenten in Betracht gezogen, muss immer geprüft werden, in welchem Verhältnis die Nebenwirkungen zum eigentlichen Nutzen des Medikaments stehen. In den letzten Jahren deuten kleinere Studien darauf hin, dass Medikamente auf Cannabis-Basis – einschließlich Cannabis-Blüten – bei der Behandlung wirksam sein könnten. Das Habit-Reversal-Training (HRT) ist eine verhaltenstherapeutische Technik und kann zu einer Tic-Reduktion von 30 bis 35 % führen. Verhaltenstherapeutische Ansätze werden als Erstlinienbehandlung empfohlen, sie sind jedoch aufgrund fehlender regionaler Angebote oftmals nicht durchführbar.

InteressenVerband Tic & Tourette Syndrom, kurz IVTS e. V.

Unsere bundesweit tätige Selbsthilfeorganisation wurde im Jahr 2007 gegründet. Wir möchten die Lebenssituation von Tic- und Tourette-Betroffenen verbessern, indem wir direkte und praktische Hilfe für Erkrankte und deren Angehörige bieten.

Ein Bild des InteressenVerbandes Tic & Tourette Syndrom e. V. inklusive Logo. Im linken Abschnitt des Bildes ist eine junge Frau mit Brille. Mittig eine Aufzählung was der Verband anbietet.

Unser Vereins-Slogan lautet: „Nie mehr allein mit Tics!“

Der Austausch mit anderen Betroffenen ist sehr entlastend. Insbesondere erfahren die Menschen, dass sie mit ihrer Krankheit, die in der Gesellschaft oft tabuisiert wird, nicht allein sind. Betroffene können sich in den Workshops, den Tourette-Selbsthilfegruppen und in der Facebook-Tourette-Gruppe gegenseitig Verständnis, Halt und Unterstützung geben. Bei Tic & Tourette finden Betroffene und deren Angehörige so vor allem Wege aus ihrer Isolation.

IVTS e. V.
Wittentalstr. 34
79346 Endingen
Homepage: https://iv-ts.de/
Tic-Landkarte – wichtige Adressen für betroffene Familien: https://ticerkrankung.de/
Informationsmaterialien: https://www.iv-ts.org/
Facebook: www.facebook.com/IVTS.e.V

Ein Bild des Tourette-Vorstandes. Rechts und links jeweils eine Frau in der Mitte ein Mann. Sie stehen angelehnt an einem blauen Geländer. Alle lächeln.

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