Reiseziel: Südostasien. Genauer gesagt: Thailand. 15 Tage paradiesische Strände, eindrucksvolle Paläste und Buddha-Schreine. So ein Urlaub ist aufregend und bedarf einiger Planung. Die wird umso umfangreicher, reist man – wie Kathi – mit Beinprothese.
Checkliste und Check-up vor Reiseantritt
„Wir hatten die Reise über ein Reisebüro gebucht. Dort hatte ich dann auch angerufen, weil ich natürlich wissen wollte, was ich hinsichtlich meiner Prothese beachten muss“, erzählt die 26-Jährige. Aber dort konnte man nicht weiterhelfen. Auch auf Instagram versuchte Kathi, Infos zu bekommen, Fehlanzeige. Schließlich konnte ihr Orthopädietechniker Martin Emde vom Sanitätshaus Friedhoff weiterhelfen. Er stellte ihr einen Prothesenpass aus und riet ihr, bei der Airline anzumelden, dass sie Prothesenträgerin ist. Zudem führte der Fachmann vor Reiseantritt einen Check-up durch, damit keine unliebsamen Überraschungen den Urlaub stören würden. „Die Sicherheitskontrollen verliefen relativ entspannt, obwohl Deutschland und Dubai zusätzlich Sprengstofftests gemacht haben. Ich wurde aber immer rausgewunken und abgetastet.“
Stumpfschwankungen durch Luftfeuchtigkeit
In Thailand war die hohe Luftfeuchtigkeit für Kathi ein echtes Problem. Durch die Volumenschwankungen des Stumpfes verlor die Prothese den festen Halt. Im Austausch mit Techniker Martin konnte schnell eine Lösung gefunden werden: eine Stumpfsocke. Die sorgte dafür, dass die Prothese wieder gut saß.
„Thailand konnte ich dann richtig genießen. Ich hatte mir aber um vieles vorher einen Kopf gemacht, und es stellte sich heraus: Ist alles gar nicht so kompliziert. Dort waren alle so hilfsbereit und rücksichtsvoll. Man muss nur mit den Leuten reden und nachfragen. Das ist auch mein Tipp für eine geplante Reise: Bringt alles in Erfahrung, was ihr wissen müsst. Ruft bei den Veranstaltern an und fragt nach. So weiß man nicht nur selbst Bescheid, sondern die Veranstalter können sich auch darauf einrichten.“
Amputation durch Weichteilkrebs in der Kniekehle
Ein Weichteilkrebs in der Kniekehle hatte Anfang 2022 dafür gesorgt, dass Kathis rechtes Bein amputiert werden musste. Alles begann damals mit einem geschwollenen Fuß. Gemäß den Diagnosen aller befragten Ärzte:innen handle es sich lediglich um eine Zyste, die nicht weiter tragisch sei. Allerdings hatte Kathi wenig Lust, zukünftig mit einem geschwollenen Fuß leben zu müssen. Sie entschied sich dafür, die Zyste entfernen zu lassen. „Bei der OP wurde festgestellt, dass es sich gar nicht mehr um eine Zyste handelte, sondern um Weichteilkrebs. Inzwischen war das Gebilde auch von 2 auf 13 cm angeschwollen. Und wie mir der Arzt mitteilte, war es auch höchste Zeit. Hätte ich noch länger gewartet, hätte es schlecht um mich gestanden“, erinnert sie sich.
Was für ein Schock für alle Beteiligten. Anfangs war Kathi noch wütend, da die Amputation wohl verhindert hätte werden können, hätten sich die Ärzte:innen genauer damit befasst. „Aber ich habe mir dann auch gesagt: Das bringt nichts, damit tue ich mir keinen Gefallen und meinem Umfeld auch nicht“, erzählt Kathi pragmatisch. Anschließend musste die Nordrhein-Westfälin noch eine Chemo durchstehen. Ihre Familie und der Freund waren zuversichtlich. Schließlich war entscheidend, dass Kathi den Krebs überstanden hatte – und nicht, aus welchem Material ihr Bein von nun an bestehen würde.
Versorgung mit RHEO KNEE XC und Pro-Flex LP
„Als wir uns im März 2022 kennengelernt haben, war Kathi mit einer Interims-Oberschenkelprothese mit Übergangsschaft, einem RHEO KNEE XC (mikroprozessorgesteuertes Kniegelenk) und einem Karbon-Fuß versorgt.
Der Prothesenschaft war mittlerweile vom Volumen zu groß, da die Schwellung am Stumpf zurückgegangen ist, was völlig normal ist. Um die Reha sinnvoll anzutreten, habe ich ihr übergangsweise einen angepassten Interimsschaft angefertigt, mit dem sie die Zeit in der Reha optimal nutzen konnte und super absolvierte“, berichtet Diplom-Orthopädietechniker Martin Emde. Sechs Monate später wurde dann die Definitivversorgung in Angriff genommen. „Diese bestand aus einem Milwaukee-Schaft, einem Seal-In-X-TF-Liner, einem RHEO-XC-Knie und einem Pro-Flex-LP-Fuß von Össur. Die einzelnen Komponenten ergeben im Ganzen eine gut abgestimmte Oberschenkelprothesenversorgung für Kathi. Sie hat eine hohe Bewegungsfreiheit und kann die Prothese aktiv, zum Beispiel beim Sport im Fitnessstudio, belasten, da sich das eingebaute Knie an eine hohe Geschwindigkeit anpassen kann und der verbaute Fuß ein hohes Maß an Beweglichkeit ermöglicht“, erklärt der Fachmann. Er ist einer von vielen Experten im Sanitätshaus Friedhoff , welches seit 2022 Vollversorgungszentrum beherbergt.
Therapierende lernen von Kathi
„Kathi ist eine sehr aktive und vorbildliche Prothesenträgerin. Sie geht super mit ihrer Amputation um, und jedes Mal, wenn wir uns wiedersehen, kann ich ihre Fortschritte deutlich erkennen. Ihr Gangbild kann physiotherapeutisch wenig verbessert werden, daher gab es schon gemeinsame Fortbildungen, bei denen sie mich beim Schulen von Therapierenden unterstützte und den praktischen Teil darstellte und von ihrer Lebenssituation und ihren Erfahrungen berichtet hat.“
Weitere Infos zu den Produkten von Össur sind auf www.ossur.de zu finden.