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Ganzheitliche Hippotherapie

Von Pferden zutiefst bewegt!

Die Hippotherapie ist eine als Heilmittel anerkannte Form der Physiotherapie, bei der speziell ausgebildete Pferde als therapeutisches Medium eingesetzt werden, um Menschen mit körperlichen, geistigen sowie emotionalen Beeinträchtigungen zu behandeln.
Der Begriff Hippotherapie setzt sich aus den griechischen Wörtern hippos (Pferd) und therapeia (Behandlung) zusammen.

Historische Wurzeln und Entwicklung

Die Hippotherapie hat eine lange geschichtliche Entwicklung, so liegt der Ursprung in der Antike. Belegt ist, dass schon im antiken Griechenland Pferde zur Heilung von Erkrankungen eingesetzt wurden. Der Arzt Hippokrates (ca. 460–370 v. Chr.) beschreibt Techniken des Reitens zu Therapiezwecken als „heilsamen Rhythmus“ und „allumfassende Übung“.

Auch aus dem 17. und 18. Jahrhundert existieren Schriften über die gesundheitsfördernde Wirkung des Reitens. Die moderne Hippotherapie entstand Mitte des 20. Jahrhunderts in mehreren europäischen Ländern und den USA. Besonders im Zweiten Weltkrieg wurden Pferde zur Rehabilitation beinamputierter Soldaten eingesetzt.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Hippotherapie als wirksame und durch wissenschaftliche Studien anerkannte Behandlungsmethode für verschiedene Beeinträchtigungen etabliert, insbesondere zur Therapie neurologischer Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schlaganfall, Infantile Cerebralparese (ICP) etc. und auch orthopädischer Erkrankungen. Die Behandlung basiert auf neurophysiologischen sowie funktionell-biomechanischen Grundsätzen, die ausschließlich von Physiotherapierenden oder Ärzten:innen mit zertifizierter Fortbildung zum Hippotherapierenden durchgeführt werden darf.

Die zentrale Rolle des Pferdes in der Hippotherapie

In der Hippotherapie spielt das Pferd die zentrale Rolle, denn die Bewegungen des Pferdes, insbesondere sein Schritt, werden als therapeutisches Mittel genutzt. Hippotherapie ist nicht mit aktivem Reiten gleichzusetzen, wichtiger ist ein reaktiver Bewegungsdialog zwischen Pferd und Mensch. Während einer hippotherapeutischen Einheit wird das speziell ausgebildete Pferd von einem:einer erfahrenen Pferdeführenden am Langzügel in der Gangart Schritt geführt. So kann der:die Therapierende seine:ihre volle Aufmerksamkeit dem:der Patienten:in widmen und mit verbalen sowie taktilen Stimuli die bestmögliche Wirksamkeit der Pferdebewegung unterstützen.

Die ganzheitliche Wirkung auf Körper, Geist und Seele

Das Pferd überträgt im Schritt rhythmische und dreidimensionale Bewegungen auf den:die Patienten:in und löst somit für den Menschen gangtypische, muskuläre und neurologische Reaktionen besonders im Becken und Rumpf aus.

Es wird eine Regulation der Spannungszustände der Muskulatur erzielt, wodurch Spastiken gelöst werden können und die Stabilisation des Rumpfes mit Steigerung der physiologischen Bewegungsfähigkeit erzielt werden kann. Diese Kombination aus Haltungs-, Stütz- und Gleichgewichtstraining während einer Vorwärtsbewegung durch den Raum mit gangtypischer Stimulation und Aktivierung der gesamten Muskulatur des:der Patienten:in wird in dieser Art und Intensität durch keine andere Therapieform erreicht.

So werden die Beweglichkeit, das Gleichgewicht und die Koordination des:der Patienten:in verbessert.

Nach neuesten Erkenntnissen spricht die Hippotherapie die Plastizität des Gehirns an und bietet die Möglichkeit, neue oder verloren gegangene Bewegungsmuster als neuronale Verknüpfungen im Gehirn zu platzieren und abrufbar zu machen.

Nicht trennbar von den oben genannten körperlichen Wirkungen der Hippotherapie ist die Wirkung auf Geist und Seele des:der Patienten:in. Der ganzheitliche Aspekt der Hippotherapie bezieht sich auf eine Sichtweise, die den Menschen als eine Einheit von Körper, Geist und Seele betrachtet. Die ganzheitliche Betrachtungsweise geht davon aus, dass alle Bereiche des menschlichen Lebens miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen.

In einer Reithalle. Auf einem Pony sitzt ein kleines Mädchen. Neben ihr läuft eine Frau. Sie hält das Mädchen am Rücken fest. Hinter dem Pony läuft eine weitere Frau. Sie hält das Pony an einer Leine.

Selbstbewusstsein und Sozialverhalten

Die Hippotherapie kann zu den ganzheitlichen Therapieverfahren gezählt werden, denn sie spricht durch den Einsatz eines Pferdes und des außergewöhnlichen Therapie-Settings auch emotionale und kognitive Ebenen des:der Patienten:in an. Seit jeher haben Pferde als wichtiger Bestandteil unserer zivilisatorischen Entwicklung eine besondere Wirkung auf Menschen.

Das Pferd mit seiner mächtigen, anmutigen Gestalt kann zunächst Furcht einflößend wirken, und es bedarf Mut, sich ihm zu nähern. Daher kann der Umgang mit einem Pferd das Selbstbewusstsein, die Motivation und das Selbstwertgefühl des:der Patienten:in steigern. Die Fähigkeit zur Konzentration und zur Fokussierung kann ebenfalls verbessert werden.

Durch das evolutionär bedingte Sozialverhalten, das das Pferd in seinem natürlichen Lebensraum benötigt, zeigt es sich in der Lage, sehr fein über Körpersprache mit dem Menschen zu kommunizieren. So kann es als soziales Bindeglied dienen und zu einem verbesserten Sozialverhalten des Menschen beitragen. Es kann Vertrauen, Empathie und Kommunikationsfähigkeit fördern. Patienten:innen können sich durch die Zuneigung des Pferdes bedingungslos angenommen fühlen.

Geborgenheit und Trost

Nicht nur durch die Wertungsfreiheit des Pferdes fühlt sich der Mensch angenommen, sondern auch das sichere Getragenwerden ist eine sehr ursprüngliche Erfahrung, die Geborgenheit und Trost spenden kann. Säuglinge und Kleinkinder profitieren von dem besonderen Gefühl, getragen und geschaukelt zu werden. Es bietet ihnen die Sicherheit einer Bezugsperson und dass sie im sozialen Gefüge gut aufgehoben sind.

Auf dem Pferd können Patienten:innen dieses Gefühl wieder erleben, das sie vertrauensvoll zu Ruhe und Entspannung bringen kann.

Neurobiologisch lässt sich nachweisen, dass sich tiergestützte Interventionen wie die Hippotherapie auf die menschlichen Hormone auswirken. Positive Auswirkungen wurden unter anderem auf den Cortisol- und Oxytocinspiegel nachgewiesen. Diese biochemischen Einflüsse im Körper führen zu einer Stressreduktion und einer erhöhten Freisetzung von Hormonen, die mit sozialen Bindungen und positiven Emotionen assoziiert sind.

Fazit

Ein hellbraunes Pony mit einer Trense in einer Reithalle. Daneben steht eine Frau, ihre Nase berührt die Nüstern des Ponys. Sie lächelt.Zusammengefasst bietet die Hippotherapie einen modernen, ganzheitlichen und vielversprechenden Ansatz in der physiotherapeutischen Behandlung vieler Krankheitsbilder.

Als langjährige Reiterin und leidenschaftliche Pferdefreundin kann ich die positiven Auswirkungen durch den Umgang mit Pferden nur bestätigen.

Ein Logo abgebildet ist ein Pferd und ein Strichmännchen mit der Aufschrift Hippotherapie Von Pferden zutiefst bewegt.Umso glücklicher macht es mich, durch meinen Beruf als Hippotherapeutin beeinträchtigten Menschen den Zugang zu dieser Therapieform zu ermöglichen und meine Patienten:innen auf allen Ebenen von Pferden zutiefst bewegen zu lassen.

Die Autorin: Bianca Sontowski
Staatl. exam. Physiotherapeutin & Hippotherapeutin

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