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Botschafter Barrierefreiheit Michael & Ammon 

Der Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter Menschen Baden-Württemberg e. V. (LSK) ist ein visionärer Selbsthilfeverband, der sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Vorreiter in der Inklusionsbewegung entwickelt hat. Er tritt für ein selbstbestimmtes Leben und eine inklusive Gesellschaft ein und ist in Baden-Württemberg mit 31 Stützpunkten vertreten, die von erfahrenen und geschulten Botschaftern:innen Barrierefreiheit vor Ort betreut werden.

Wir möchten Ihnen die Botschafter:innen in einer Interviewreihe im Einzelnen vorstellen. Die ersten beiden Botschafterinnen finden Sie hier: https://barrierefrei-magazin.de/artikel/botschafter-doro-kerstin-lsk/
Botschafter 3:

Name: Michael Schmid
Alter: 30 Jahre
Behinderungsart: Spina bifida

Botschafter 4:

Name: M. A. Ammon Oswald
Alter: 70 Jahre
Behinderungsart: 1999 apoplektischer Insult mit Hirnblutung und Hemiparese rechts

Was ist Ihr Tätigkeitsgebiet/-feld beim LSK?

Portraitfoto von Botschafter Michael Schmid.
Botschafter Michael Schmid

Michael: Ich bin als Botschafter Barrierefreiheit für den Landkreis Heilbronn zuständig und setze mich für die Schwerpunkte des LSK vor Ort ein. Die Umsetzung der Barrierefreiheit und die Sensibilisierung der Gesellschaft für die Inklusion sind mir wichtig.

Ammon: Seit 2016 bin ich erster Behindertenbeauftragter des Landkreises Konstanz und seit ein paar Jahren außerdem als ehrenamtlicher Botschafter Barrierefreiheit beim LSK aktiv. Die Tätigkeitsfelder überschneiden sich, und ich setze mich in beiden Ämtern für die Belange der Menschen mit Behinderung ein. Inklusion und die Umsetzung der Barrierefreiheit sind für mich relevante gesellschaftliche Themen.

Welche Projekte begleiten Sie oder haben Sie begleitet?

Michael: Ich begleite das Projekt „Der Ländliche RAUM für  Zukunft“ in meiner Gemeinde. Das Projekt beinhaltet die Unterstützung bei der Entwicklung von Zukunftsprozessen, orientiert an den Bedarfen der Gemeinde. Ich unterstütze mit meinen Erfahrungen die Gemeinde Langenbrettach (Heilbronn) bei der Umsetzung von Barrierefreiheit. Mit den „Machern:innen“ vor Ort werden die Bedarfe und Potenziale ermittelt und umsetzungsorientierte Handlungskonzepte gemeinsam entwickelt.

Ammon: Die Umsetzung der Inklusion ist für mich vergleichbar mit einem Marathon. Es müssen immer wieder etliche Kilometer zurückgelegt werden und es darf kein Stillstand eintreten. Deshalb habe ich in den letzten Jahren viele Projekte ins Leben gerufen, um auf die Themen  Inklusion und Barrierefreiheit öffentlich aufmerksam zu machen.

Ich freue mich, hier einige Leuchttürme nennen zu können:
  

  • „Inklusionspreis“ – Landkreis Konstanz: Ziel des Preises ist es, über neue Wege der Inklusion nachzudenken und das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderung zu schärfen, damit das gemeinsame Leben von Menschen mit und ohne Behinderung selbstverständlich wird. Ausgezeichnet werden Projekte, die den Prozess der Inklusion auf örtlicher Ebene aktiv fördern. 
  • „Slow Inclusion“: Bereits im Kindergarten beginnt für mich der unbeschwerte Umgang mit Menschen mit Handicap. Diese frühe Sensibilisierung ist für mich von großer Bedeutung. Hier sind die spielerische Vermittlung einer tiefen und nachhaltigen Verankerung der Vorstellungen von Nichtdiskriminierung, Toleranz, Bewegungs- und Barrierefreiheit sowie die gleichberechtigte Teilhabe an allen alltäglichen Aktivitäten – allein und in der Gruppe – möglich.
  • „Internationale Bodensee-Tagung zur politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Inklusion von Menschen mit Behinderung“ zwischen mehreren Ländern – Deutschland, Liechtenstein, Vorarlberg sowie den Kantonen Thurgau, St. Gallen und Schaffhausen.
  • Verleihung des „Inklusion Plus Award“ gemeinsam mit dem LSK an die Pfahlbauten Unteruhldingen: https://www.youtube.com/watch?v=aruPgJOxQkw&t=4s

 Wie genau gehen Sie bei Ihrer Arbeit vor?

Michael: Viele Gespräche laufen zuerst über E-Mail oder per Telefon. Ich stelle mich zuerst vor und baue ein Gespräch auf. Danach erkläre ich den Hintergrund meines Anrufs und versuche, herauszufinden, wo ich meine Expertise einbringen kann und wo Hilfebedarf benötigt wird. Ein persönliches Kennenlernen und der persönliche Austausch vertiefen die Beziehung. Freundlichkeit und Unaufdringlichkeit sind hier das A und O.

Ammon: Ich suche den Kontakt zur Politik, Ministerien und Entscheidungsträgern und habe während der Jahrzehnte ein großes Netzwerk aufgebaut. Hier finden die wichtigen Themen Gehör und Umsetzung. Wie sagte bereits der amerikanische Autor Mark Twain: „Das Geheimnis des Erfolgs ist anzufangen“.

Wie wird Ihre Arbeit angenommen?

Michael: Die meisten meiner Gesprächspartner:innen haben Interesse an dem Thema. Bei anderen merke ich ziemlich schnell, dass sie keine Lust haben, mir zuzuhören und dieses wichtige gesellschaftliche Thema noch nicht bei ihnen angekommen ist. Aber der Abbau von Barrieren geht uns alle an, wenn wir auch im Alter noch selbstbestimmt wohnen und leben wollen.

Ammon: Meine Tätigkeit wird im ganzen Landkreis von allen Ober- und Bürgermeistern:innen sehr positiv aufgenommen und unterstützt. Alle Entscheidungsträger waren und sind von Anfang an mit Feuereifer dabei, Inklusion – wo immer möglich – umzusetzen. Sei es zum Beispiel in den Kindergärten, bei den Bushaltestellen oder in den Hallen- und Schwimmbädern. Auch die Öffentlichkeit unterstützt mich in meiner Arbeit.

Portraitfoto von Ammon Oswald, ein Botschafter für Barrierfreiheit
Botschafter Ammon Oswald

Was bedeutet Ihnen die Arbeit als Botschafter Barrierefreiheit?

Michael: Mir bedeutet es wirklich viel, dass ich mich für diese Schwerpunkte stark machen kann, wenn ich sehe, wie manche Menschen mit ihrer Behinderung und dem Umfeld kämpfen. Ich sage immer, ein Mensch muss mit seiner Erkrankung leben. Barrieren aber kann man beseitigen und dadurch Teilhabe und Partizipation für Menschen mit Behinderung, ältere Menschen und auch für Eltern mit Kinderwagen schaffen.

Ammon: Es bedeutet zusätzliche Motivation, mich gemeinsam mit einem innovativen Verband, der landesweit tätig ist, für die gleichen Ziele einzusetzen. Denn jeder Mensch soll so akzeptiert werden, wie er ist. Daraus leitet sich die Konsequenz ab, dass Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich zusammen lernen, wohnen, arbeiten und leben müssen. Ich werde auch weiterhin meinem Wahlspruch treu bleiben:

„Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen.“
Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.)

Mehr zu den Botschaftern:innen und dem LSK finden Sie auf
https://www.lsk-bw.de/ oder
http://barrierefreiheit.lsk-bw.de/

Logo des LSK Baden-Württemberg e.V.

 

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