StartAmputation & ProthetikDer psychologische Nutzen von Hightechprothesen

Der psychologische Nutzen von Hightechprothesen

Beim Beantragen fragt die Krankenkasse dabei zunächst die Funktionen und die Anwendbarkeit ab. Kannst du damit die Wäsche aufhängen? Schleifen binden? Gemüse schneiden? Fahrrad fahren? In manchen Fällen sind auch der Tragekomfort und die Ansteuerung der Elektroden von besonderer Bedeutung. Aber was fast nie gefragt und somit vollkommen außer Acht gelassen wird, ist der psychologische Nutzen von Hightechprothesen. Und dass, obwohl dieser mittlerweile gut erforscht ist und eindeutig belegt wurde.

Belege aus der Wissenschaft

So fanden Prof. Dr. Bertolt Meyer und sein Team heraus, dass man beim Tragen einer Hightechprothese als deutlich kompetenter wahrgenommen wird als ohne. Das ist zum Beispiel in Bewerbungsgesprächen von besonderer Bedeutung, aber natürlich auch im Alltag. Menschen denken also, dass wir mit Prothesen kompetenter, das heißt schlauer oder fähiger, sind als ohne, und trauen uns deshalb mehr zu. Verblüffend, oder? Und das passiert auch, wenn wir sie gar nicht tatsächlich von der Funktion unseres elektronischen Gadgets überzeugen. Allein durch das Aussehen der Prothese werden sogenannte Stereotype aktiviert – und die fallen eben bei Prothesentragenden deutlich positiver aus als bei Menschen mit fehlenden Gliedmaßen.

Win-Win: psychologischer Nutzen verbessert auch Funktion

Andere Studien ergaben weitere psychologische Vorteile von Hightechprothesen. So kann das Tragen der Prothese die Selbstwahrnehmung bzw. den eigenen Selbstwert verbessern. Dadurch fühlen sich die Anwendenden gestärkt und selbstbewusster in sozialen Situationen und im Umgang mit Fremden, wodurch sie mehr positives Feedback erhalten. Und das macht – glücklicher. Oder in anderen Worten: Studien belegen ebenfalls, dass durch das Tragen der Prothese die allgemeine Lebenszufriedenheit steigt. Wenn Menschen mit dem Aussehen ihrer Prothese zufrieden sind, dann tragen sie sie auch lieber, und dadurch verbessert sich die funktionale Anwendung. Sie sehen: Der Kreis schließt sich. Denn die Funktionsverbesserung ist eben immer noch das entscheidende Kriterium, wenn es um die Bewilligung der Prothesenversorgung durch die Krankenkasse geht.

An einer Ecke eines Straßencafes sitzt ein Pärchen. Der Mann auf der linken Seite ist an seinem rechten Bein amputiert und trägt eine Prothese. Die Frau sitzt rechts neben ihm. Beide trinken etwas.

Gut für die psychische Gesundheit

Die eigene Zufriedenheit mit der Prothese hat also einen enorm großen Nutzen und sollte unbedingt einen hohen Stellenwert bekommen. Da sollte sich niemand mit halb fertigen Produkten oder schlecht sitzenden Schäften zufriedengeben, denn all das kann sich negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirken. Und dabei haben Menschen mit fehlenden Gliedmaßen ohnehin ein erhöhtes Risiko für Depressionen und neigen zu Selbstwertproblemen.

Prothesen sind cool!

Diskriminierung ist bei Menschen mit Behinderungen sowieso ein großes Thema, denn alles, was man nicht kennt, kann zu Ausgrenzung führen. Deshalb ist die zunehmende mediale Darstellung in Film und Fernsehen von Menschen mit Prothesen ein Zugewinn für das verbesserte Image. Statt wie früher Handfehlbildungen mit bösen Hexen in Verbindung zu bringen, werden Roboterhände heute mit Science-Fiction und Superhelden:innen assoziiert. Und das macht das Thema Behinderung irgendwie alltagstauglich und cool.

Anzeige
Anzeige

BELIEBTE BEITRÄGE

Steh auf und Lauf!

KI in Prothesen