StartLeben mit Multiple SkleroseMultiple Sklerose & Sport?

Multiple Sklerose & Sport?

Die Meinung über Sport bei chronischen Krankheiten hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr geändert. Hieß es früher noch, MS-Betroffene sollten sich schonen, verweist man heute auf die positiven Effekte. Es hat sich gezeigt, dass Sport bei MS die Beweglichkeit sowie die Belastbarkeit fördert.

Ausdauersportarten und solche, die mobilisieren und entspannen, sind besonders geeignet. Wer eine entsprechende Sportart gefunden hat, kann auch versuchen, seine Grenzen auszutesten und sich gegebenenfalls zu steigern. Letztendlich sagt einem das eigene Körpergefühl, wie stark man sich belasten kann, ohne sich zu überanstrengen. Dabei sollten auch die Auswirkungen des Uhthoff-Phänomens (siehe Ausgabe 06/20) beachtet werden. Bei einem akuten Schub sind die sportlichen Aktivitäten natürlich zurückzufahren.

Früher war Sport, der in den Vereinen organisiert war, oft rein leistungsorientiert. Inzwischen werden dort viele neue Sportarten und auch Rehasport angeboten, sodass eigentlich jede*r eine passende sportliche Betätigung für sich finden kann. Auch außerhalb der Vereine sind viele Angebote hinzugekommen, die auch für Menschen mit chronischen Krankheiten oder körperlichen Einschränkungen angeboten werden.

So vielfältig, wie die Symptone der MS sind, so unterschiedlich sind auch die möglichen Sportarten. Hier eine kleine Übersicht:

Rehasport

Rehasport in vielfältigen Versionen wird mittlerweile von vielen Vereinen, in Physiotherapiezentren und Fitnessstudios angeboten. Dort wird man durch ausgebildete Übungsleiter betreut, welche mit den medizinischen Problemen der Erkrankungen vertraut sind. Der Rehasport kann vom Arzt verordnet werden und wird durch die Krankenkassen nach Genehmigung bezahlt. Da Rehasport meist in der Gruppe stattfindet, lässt sich auch leichter der „innere Schweinehund“ überwinden, um regelmäßig teilzunehmen.

Wassersport

Schwimmen ist nicht die einzige Wassersportart, die für MS-Betroffene geeignet ist. Auch Aquafitness und Aquagymnastik sind hervorragend zu betreiben. Dabei wird das Gleichgewicht geschult, die Gelenke geschont und der Wasserdruck wirkt sich positiv auf die Gefäße aus. Mit entsprechenden Hilfsmitteln wie Poolnudeln und Auftriebshilfen ist das auch für Betroffene möglich, die an Land nicht mehr stehen können. Beachten sollte man dabei die Wassertemperatur des Schwimmbades. Ist das Wasser zu kalt, können Spastiken auftreten, ist es zu warm, kann dies zum Uhthoff-Phänomen führen.

Ungewöhnlich erscheint vielen das Tauchen für Menschen mit MS. Vor Beginn dieses Trainings sollte aber ein Arzt feststellen, ob nicht noch andere Erkrankungen bestehen, die das Tauchen unmöglich machen. Durch den Wasserwiderstand werden Muskeln gestärkt und durch den Wasserdruck der Körper stabilisiert. Auch für Betroffene mit Ataxien und Spastiken ist Tauchen von Vorteil, weil diese oft gemildert werden.

Gerätetraining

Wer gerne ins Fitnessstudio geht, kann das auch weiterhin tun. Je nach Einschränkung können die einzelnen Einheiten an den Geräten angepasst werden. Dabei sollte nicht nur alleine Krafttraining, sondern auch Ausdauertraining betrieben werden, um dem ganzen Körper etwas Gutes zu tun.

Yoga, Tai Chi, Qigong

Diese asiatischen Techniken beruhen darauf, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Es gibt für jede Einschränkung besondere Übungen, um die Beweglichkeit zu erhöhen sowie Entspannung und Atemtechniken zu erlernen. Daraus resultiert ebenfalls oft eine Stärkung der Körpermuskulatur, eine Verbesserung der Koordination. Spastiken sowie Ataxien können gemindert werden.

Training an der frischen Luft

Wandern erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance und ist auch für MS-Erkrankte im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu betreiben. Touren können nach Belastbarkeit und Trittsicherheit individuell geplant werden. Gesundheitsfördernd ist auch die Bewegung an der frischen Luft.

Nordic Walking kann man alleine oder auch in der Gruppe betreiben. Es ist für Personen geeignet, die noch relativ gut zu Fuß sind. Ziel ist es hier, die Ausdauer zu stärken, ohne sich dabei zu überlasten. In der Gruppe sollte man gerade so flott unterwegs sein, dass man sich noch unterhalten kann.

In der letzten Zeit haben auch viele das Radfahren wieder für sich entdeckt. Es lässt sich oft auch in den Alltag einbinden, um Wege mit dem Auto zu vermeiden. Auch mit körperlichen Einschränkungen kann man mittlerweile unterschiedliche Modelle nutzen. Ist die Belastungsgrenze nicht sehr hoch, hilft ein E-Bike, hat man Probleme mit dem Gleichgewicht, ist ein Dreirad das Fortbewegungsmittel der Wahl und für Rollstuhlfahrer sind verschiedene Modelle von Handbikes geeignet. Für viele ist auch wichtig, dass man hier Ausflüge mit der Familie und Freunden unternehmen kann.

Hippotherapie

Etwas Besonderes ist die Hippotherapie. Durch die Bewegung auf dem Pferd können vielfältige Therapieerfolge erzielt werden. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Therapeut, Pferd und Betroffenem sehr wichtig. Gleichzeitig wird dabei auch das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt.

Klettern

Klettern ist in den letzten Jahren nicht nur bei nicht eingeschränkten Sportlern äußerst beliebt geworden. In vielen Kletterhallen haben sich Gruppen gegründet, die selbst Rollstuhlfahrern das Klettern ermöglichen. Gut gesichert kann man Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen klettern. Dabei wird sowohl die Beweglichkeit wie auch die Muskelkraft gestärkt.

Ein Beitrag von Heike Kanter

Weitere ausführliche Informationen über Sport bei MS finden Sie hier:

Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft
www.dmsg.de/multiple-sklerose-infos/ms-und-sport

Rehasportangebote in den einzelnen Landesverbänden des DBS
www.dbs-npc.de/sportentwicklung-rehabilitationssportgruppen-in-deutschland.html

Vereinsangebote Rollstuhlsport
drs.org/vereinslandkarte

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