Männer erleben durch eine Querschnittslähmung eine Reihe physiologischer Veränderungen, die mitunter einen großen Einfluss auf ihre Sexualität haben können. Wir haben einige der wesentlichen Veränderungen und deren Auswirkungen zusammengetragen:
Erektionsfähigkeit
Querschnittslähmungen beeinträchtigen je nach Höhe und Grad der Verletzung des Rückenmarks oft die Fähigkeit, Erektionen zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Man unterscheidet zwischen zwei Haupttypen von Erektionen:
Reflexerektionen: Diese treten durch direkte physische Stimulation des Penis auf. Sie können bei Männern mit Verletzungen unterhalb der T12-Nervenwurzel erhalten bleiben.
Psychogene Erektionen: Diese entstehen durch sexuelle Gedanken oder visuelle Reize und können bei höheren Verletzungen (über T12) beeinträchtigt sein.
Weitere anschauliche Informationen zur erektilen Dysfunktion finden Sie auch in dieser PDF:
Ejakulation und Fruchtbarkeit
Viele Männer mit Rückenmarksverletzungen haben Schwierigkeiten mit der Ejakulation. Dies kann sowohl retrograd (Sperma gelangt in die Blase) als auch anejakulatorisch (keine Ejakulation) sein. Aufgrund der Ejakulationsprobleme und der verminderten Qualität und Quantität der Spermien ist die Fruchtbarkeit häufig reduziert.
Zur Erhaltung der Fruchtbarkeit kann die Anwendung eines speziellen Stimulationsgeräts (FertiCare®) sehr hilfreich sein. Dieser steuerbare Vibrationsstab wird unter die Eichel gelegt und erzeugt einen hohen Tonus an Vibration. Dies führt zu einer unwillkürlichen Ejakulation bei einem Mann mit Querschnitt. Die gesetzliche Krankenkasse erstattet die Kosten für dieses Gerät oft jüngeren Verunfallten, um die Zeugungsfähigkeit zu bewahren. Therapieempfehlung ist, einmal im Monat die Ejakulation zu erzeugen, um die Samenkanäle offen zu halten.
Sensibilität und Orgasmus
Verletzungen des Rückenmarks führen oft zu einem Verlust oder einer Veränderung der Sensibilität im Genitalbereich, was die sexuelle Erregung und das sexuelle Vergnügen beeinträchtigen kann. Viele Rückenmarksverletzte können weiterhin Orgasmen erleben, obwohl diese anders empfunden werden können als vor der Verletzung. Orgasmen können oft länger dauern und weniger intensiv sein.
Autonome Dysreflexie
Vorsicht ist bei Männern mit hohen Rückenmarksverletzungen (T6 und darüber) geboten. Bei ihnen kann sexuelle Aktivität eine autonome Dysreflexie auslösen, das heißt eine potenziell lebensbedrohliche Erhöhung des Blutdrucks, die sofortige medizinische Aufmerksamkeit erfordert.
Behandlungsoptionen
Es gibt verschiedene medizinische und mechanische Hilfsmittel, die helfen können, die sexuelle Funktion zu verbessern:
Medikamente: PDE-5-Hemmer wie Viagra (Sildenafil) können helfen, Erektionen zu verbessern.
Mechanische Hilfsmittel: Vakuum-Erektionshilfen, wie das Active 3® Erection System von Medintim, können die Blutzufuhr zum Penis verbessern und eine Erektion erzeugen, die dann mittels Stauring gehalten wird.
Vakuumerektionshilfen sind anerkannte Hilfsmittel, die von der Krankenkasse erstattet werden.
Penisringe, wie der Helpi-Ring, der Back-up-Ring (Foto) oder der Active LoopRing von Medintim helfen, die Erektion zu verbessern oder aufrechtzuerhalten.
Penile Injektionen: Direkte Injektionen von Medikamenten in den Penis können eine Erektion bilden.
Chirurgische Eingriffe: Penile Implantate sind eine Option für Männer, bei denen andere Methoden nicht wirksam sind.
Viele querschnittsgelähmte Männer sorgen sich um Blasen- und Darmunfälle während des Geschlechtsverkehrs. Ein effektives Management dieser Funktionen, wie das Entleeren der Blase vor der sexuellen Aktivität und ein konsistentes Darmmanagementprogramm, kann das Risiko solcher Unfälle minimieren.
Lagerung beim Sex
Auch wichtig – und nicht zu unterschätzen – ist die richtige Lagerung beim Sex. Für Menschen mit Querschnittslähmung spielt sie eine wichtige Rolle, um Komfort und Sicherheit zu gewährleisten. Aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit und Sensibilität ist es wichtig, Positionen zu wählen, die für alle angenehm und sicher sind. Geeignete Polster oder Kissen sind wichtig, um zu entspannen.
Psychologische und soziale Unterstützung
Neben den physischen Aspekten sind psychologische Unterstützung und Beratung wichtig, um das Selbstwertgefühl und das sexuelle Selbstvertrauen wiederherzustellen. Partner- und Sexualtherapie können dabei helfen, neue Wege zur Intimität zu finden und die Beziehung zu stärken. Mehr dazu lesen Sie auch in unserem nächsten Beitrag in dieser Reihe.
