Inklusive Bildung sollte eigentlich längst kein Randthema mehr sein, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Schulpolitik. Das Ziel? Allen Kindern – unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen – den gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Doch wie steht es aktuell um die Inklusion in deutschen Schulen? Ein Blick auf neue Entwicklungen, Herausforderungen und regionale Unterschiede zeigt: Es tut sich etwas – aber es bleibt noch viel zu tun.
Einen Übersicht über die verschiedenen Beschulungsmöglichkeiten finden Sie in unserem Artikel Schulmodelle für Kinder mit Behinderungen.
Inklusionsquote und Förderbedarf
Im Schuljahr 2022/23 hatten 581.265 Kinder und Jugendliche einen sonderpädagogischen Förderbedarf, was einer Förderquote von 7,6 Prozent entspricht. Von diesen Schülerinnen und Schülern wurden etwa 254.100 inklusiv an Regelschulen unterrichtet, während 313.900 weiterhin Förderschulen besuchten. Der Förderschwerpunkt „Lernen“ machte dabei mit 39,9 Prozent den größten Anteil aus.
Rückgang der Förderschulen
Die Zahl der Förderschulen in Deutschland nimmt seit einigen Jahren leicht ab. Während es im Schuljahr 2018/19 noch 2.835 Förderschulen gab, sank diese Zahl bis zum Schuljahr 2023/24 auf 2.798. Dies spiegelt die zunehmende Ausrichtung auf inklusive Bildungsmodelle wider.
Meinung der Lehrkräfte
Eine Umfrage des Deutschen Schulbarometers vom Juni 2023 ergab, dass 73 Prozent der Lehrkräfte der Meinung sind, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf könnten besser in Förderschulen gefördert werden. Das zeigt, dass es bei der Umsetzung der Inklusion im Schulalltag noch Herausforderungen und Vorbehalte gibt.
Ausbau der Inklusion
Der Ausbau inklusiver Bildungsangebote schreitet kontinuierlich voran. Bundesländer wie Rheinland-Pfalz setzen auf sogenannte Schwerpunktschulen, die im Schuljahr 2023/24 an insgesamt 303 Standorten inklusiven Unterricht anbieten. Auch andere Bundesländer investieren verstärkt in die Ausbildung von Lehrkräften und Inklusionshelferinnen und -helfern.
Elternwahlrecht
In den meisten Bundesländern können Eltern frei entscheiden, ob ihr Kind eine Förderschule oder eine inklusive Regelschule besuchen soll. Dieses Wahlrecht stärkt die individuelle Entscheidungsfreiheit der Familien und trägt zur bedarfsgerechten Förderung bei.
Regionale Unterschiede
Die Umsetzung von Inklusion und die Verfügbarkeit verschiedener Schulmodelle variieren stark zwischen den Bundesländern. In Berlin etwa gibt es ein dichtes Netz an Förderschulen, während ländliche Regionen stärker auf integrative oder inklusive Modelle setzen.
Fortbildung von Lehrkräften
Die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften in inklusiver Pädagogik ist ein zentraler Punkt der aktuellen Bildungspolitik. Ziel ist es, Lehrkräfte besser auf die Herausforderungen des inklusiven Unterrichts vorzubereiten.
Startchancen-Programm
Im Januar 2024 verständigten sich Bund und Länder auf das Startchancen-Programm zur Förderung von Brennpunktschulen. Über zehn Jahre hinweg sollen insgesamt 20 Milliarden Euro investiert werden, um Schulen in sozial schwierigen Lagen zu unterstützen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Verbesserung der Schul- und Unterrichtsentwicklung – ein Aspekt, der auch die inklusive Bildung stärken kann.