Lieber Herr Prof. Dr. Froböse, man kennt Sie aus dem Fernsehen, Sie sind sehr präsent auf YouTube, und auch im Buchladen begegnet man Ihren Werken. Was viele dabei überraschen dürfte: Ihren wissenschaftlichen Werdegang haben Sie im Bereich Inklusion und Behindertensport begonnen. Wie kam es dazu? Es gäbe ja viele andere Felder, denen Sie sich hätten widmen können …
Ingo Froböse: Ja, ich bin in der Tat im Behindertensport unterwegs gewesen. Das kam deswegen so, da an der Deutschen Sporthochschule eine neue Studienrichtung eingerichtet wurde: Rehabilitation und Behindertensport. Und ich habe mich bewusst dafür entschieden. So habe ich den Weg in den Behindertensport gefunden. Nachdem ich zuvor als Athlet bereits den Spitzensport kennengelernt hatte, war es mir wichtig, ja, sogar bedeutsam, nun auch die andere, vielleicht sogar schönere Seite des Sports zu entdecken: Wie Sport Menschen helfen kann, zurückzukommen – nicht nur mit Blick auf Leistung, sondern vor allem mit Blick auf Teilhabe an der Gesellschaft und auf die Wiederherstellung von Lebensqualität.
Das hat mich tief geprägt und letztlich auch meine gesamte wissenschaftliche Arbeit beeinflusst.
Es hat mir große Freude gemacht, diese Seite des Sports kennenzulernen. Mit Beginn meines Studiums habe ich also die Richtung gewechselt: Vom leistungsorientierten Spitzensport hin zum gesundheitsorientierten Sport – und das war genau die richtige Entscheidung.
Lesetipp: Erfahren Sie im Beitrag „Multiple Sklerose & Sport?“ mehr darüber, wie Sport insbesondere bei MS gezielt helfen kann.
Gab es eine Erkenntnis aus dieser Zeit, die für Sie besonders wertvoll war?
IF: Ja, es gibt tatsächlich eine Erkenntnis, die ich für besonders wichtig halte: Jeder ist selbst für sich und seine Gesundheit verantwortlich. Ich glaube, das ist das Entscheidende. Denn niemand da draußen hat ein wirklich großes Interesse daran, dass wir gesund werden und bleiben – das müssen wir selbst in die Hand nehmen.
Und dazu gehören die drei großen Bereiche: Bewegung, Ernährung und Regeneration. Auf diese Aspekte müssen wir ein Leben lang achten. Nur wenn wir diese drei Elemente in eine gute Balance bringen, können wir langfristig unsere Gesundheit und Lebensqualität erhalten und genießen.
Haben Sie heute noch Berührungspunkte mit diesen Themenfeldern?
IF: Ja, ich habe nach wie vor Berührungspunkte mit diesen Themen.
Ich habe vor über 30 Jahren den größten Gesundheitssportverein in Köln gegründet – und leite ihn bis heute. Dort begleiten wir Menschen mit ganz unterschiedlichen Krankheits- und Behinderungsbildern: von Demenz, Multiple Sklerose und neurologischen Störungen über Schlaganfälle bis hin zu Herzinfarkten. Darüber hinaus entwickeln wir spezielle Programme für Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen und orthopädischen Erkrankungen.
Außerdem engagiere ich mich bis heute im Vorstand des Forschungsinstituts für Inklusion durch Bewegung und Sport (kurz: FIBS). Dort arbeiten wir intensiv mit Menschen mit geistigen Behinderungen zusammen. Diese Arbeit erfüllt mich nach wie vor mit großer Freude.
Wie motivieren Sie sich eigentlich persönlich zum Sport, wenn die Lust mal ausbleibt?
IF: Ich brauche keine besondere Motivation, meine Motivation ist ganz simpel: Es macht mir einfach Spaß, Sport zu treiben. Und das ist jeden Tag so.
Ich denke gar nicht darüber nach, ich muss mich nicht überwinden. Für mich ist Sport wie Zähneputzen: Es gehört selbstverständlich dazu.
Haben Sie ein Lebensmotto?
IF: Mein Lebensmotto lautet: „Essen und Trimmen – beides muss stimmen.“
Und das am besten ein Leben lang.
Wir bedanken uns recht herzlich für das Interview.
Über Prof. Dr. Ingo Froböse
Prof. Dr. Ingo Froböse ist Sportwissenschaftler, Gesundheitsexperte und Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln. Mehr als 30 Jahre erforschte und vermittelte er, wie Bewegung, Ernährung und Regeneration die Gesundheit fördern. Als Bestseller-Autor zahlreicher Sachbücher und Ratgeber und gefragter Medienexperte macht er wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum verständlich.
Mehr über Ingo Froböse finden Sie hier:
Website: ingo-froboese.de
YouTube-Kanal: @formelfroboese
Zum Weiterlesen: In einem weiteren Interview mit Herrn Prof. Dr. Froböse erfahren Sie, wie sich der Stoffwechsel von Rollstuhlfahrern ankurbeln lässt.

