Volkshochschulen (VHS) sind für viele Menschen ein zentraler Anlaufpunkt für lebenslanges Lernen. Doch wie sieht es mit der Barrierefreiheit aus? Die gute Nachricht: Viele VHS arbeiten daran, ihre Angebote und Einrichtungen inklusiver zu gestalten. Die weniger gute: Der Fortschritt ist nicht einheitlich, und in vielen Bereichen bleibt noch einiges zu tun.
Räumliche Barrierefreiheit – zwischen Fortschritt und Herausforderungen
Einige Volkshochschulen haben bereits bedeutende Maßnahmen ergriffen, um ihre Räumlichkeiten barrierefrei zu gestalten. So baut die VHS Hamburg schrittweise räumliche Barrieren ab, indem sie Fahrstühle einsetzt und detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit ihrer Unterrichtsräume bereitstellt. Die VHS Frankfurt am Main ermöglicht den Zugang zu ihren Lernorten über mehrere Aufzüge, während die VHS Erlangen neben barrierefreien Zugängen auch induktive Höranlagen und Gebärdensprachdolmetschung für bestimmte Veranstaltungen anbietet. Dennoch gibt es weiterhin Einrichtungen, die noch nicht vollständig barrierefrei sind.
Digitale Barrierefreiheit – ein fortlaufender Prozess
Auch in der digitalen Welt wird an der Barrierefreiheit gearbeitet. Einige Volkshochschulen, zum Beispiel die VHS Zwickau und die VHS Hockenheim, haben ihre Websites zumindest teilweise barrierefrei gestaltet, arbeiten aber noch an Verbesserungen. Der Deutsche Volkshochschul-Verband orientiert sich mit der Plattform vhs.cloud an den gesetzlichen Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) und der Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0). Die VHS Stuttgart hat ebenfalls eine Erklärung zur Barrierefreiheit auf ihrer Website veröffentlicht, was darauf hindeutet, dass sie sich aktiv mit dem Thema auseinandersetzt. Dennoch gibt es bei vielen VHS-Websites weiterhin Mängel, die den Zugang für Menschen mit bestimmten Behinderungen erschweren.
Gibt es eine zentrale Liste barrierefreier VHS?
Eine vollständige Übersicht über barrierefreie Volkshochschulen gibt es nicht. Doch es gibt einige Einrichtungen, die besonders engagiert sind. So bietet die VHS Mainz ein spezielles Programm für barrierefreies und inklusives Lernen an. Die Münchner Volkshochschule hebt mit ihrem Programm „Barrierefrei lernen“ hervor, dass Inklusion bei ihnen keine Randerscheinung, sondern Programm ist. Auch der Bildungspartner Main-Kinzig GmbH (BiP-vhs) entwickelt ein Konzept für barrierefreien Zugang zu Bildungsangeboten. Wer eine VHS mit barrierefreien Angeboten sucht, sollte sich direkt an die jeweilige Einrichtung wenden, um aktuelle Informationen zu erhalten.
Auch gibt es leider kein zentrales Verzeichnis für inklusive oder barrierefreie Kurse. Der vhs-Kursfinder auf der Website des Deutschen Volkshochschul-Verbandes listet bundesweit Kurse auf, bietet jedoch keine spezifische Filteroption für inklusive Angebote. Daher bleibt der direkte Kontakt mit der gewünschten Volkshochschule die beste Möglichkeit, um sich über barrierefreie Kursangebote zu informieren.
Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit
Volkshochschulen setzen verschiedene Maßnahmen um, um ihren Bildungsauftrag inklusiv zu gestalten:
• räumliche Anpassungen wie Fahrstühle, flexible Möblierung und entsprechende Kennzeichnungen/Hinweise auf Barrierefreiheit
• digitale Verbesserungen durch barrierefreie Websites und Online-Angebote
• individuelle Unterstützung durch Gebärdensprachdolmetschende, Induktionsschleifen und Begleitpersonen
• inklusive Kursangebote, die Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam nutzen können
• Schulungen für Mitarbeitende, um Bewusstsein und Fachwissen zur Barrierefreiheit zu stärken
• Kooperationen mit Selbsthilfeorganisationen, um spezifische Bedarfe besser zu berücksichtigen
Kurse für Menschen mit Behinderungen – Inklusion statt Sonderwege
Der Trend geht eindeutig in Richtung inklusiver Bildung. Spezielle Kurse für Menschen mit Behinderungen sind selten geworden und werden meist nur dann angeboten, wenn sie dringend erforderlich sind – etwa Absehkurse für Schwerhörige oder Alphabetisierungskurse für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Stattdessen setzen viele Volkshochschulen darauf, ihre regulären Kurse durch unterstützende Maßnahmen barrierefrei zugänglich zu machen, zum Beispiel durch Gebärdensprachdolmetschende oder Induktionsschleifen.
Für Menschen mit Behinderungen, die sich für eine Weiterbildung interessieren, bietet der oben schon erwähnte vhs-Kursfinder eine erste Orientierung über bundesweite Angebote. Da jedoch keine direkte Filterung nach barrierefreien Kursen möglich ist, bleibt es weiterhin notwendig, sich gezielt bei der jeweiligen Volkshochschule über inklusive Angebote zu informieren. Viele Menschen, die eine Weiterbildung anstreben, sind in der Lage, selbst einzuschätzen, ob sie für einen bestimmten Kurs geeignet sind oder welche Unterstützung sie benötigen. Dennoch wäre eine klarere Kennzeichnung inklusiver Kurse eine wertvolle Ergänzung.
Das Behindertengleichstellungsgesetz als Rahmen
Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) bildet die Grundlage für Barrierefreiheit an öffentlichen Einrichtungen – dazu zählen auch Volkshochschulen. Es definiert Barrierefreiheit umfassend und verpflichtet öffentliche Stellen, ihre Angebote entsprechend anzupassen. Besonders wichtig ist dabei die digitale Barrierefreiheit, die durch die BITV 2.0 geregelt wird. Volkshochschulen orientieren sich an diesen Vorgaben, auch wenn die Umsetzung in der Praxis oft Zeit braucht.
Das Fazit: Wie barrierefrei sind Volkshochschulen wirklich?
Es gibt viele positive Entwicklungen in Richtung Barrierefreiheit, aber die Umsetzung variiert stark. Während einige Volkshochschulen bereits gut aufgestellt sind, haben andere noch Nachholbedarf – sei es in ihren Räumlichkeiten, im digitalen Bereich oder bei der Unterstützung von Menschen mit besonderen Bedarfen. Eine zentrale Liste aller barrierefreien Volkshochschulen wäre wünschenswert, existiert aber bislang nicht.
