StartGesundheitVerkehrssicherheitskampagne "Runter vom Gas"

Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“

Mit einer neuen Aktion im Rahmen der Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ warnen das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) vor schweren Unfallfolgen durch Leichtsinnigkeit oder Überschätzung.

Seit Oktober sind sie zu sehen, die neuen Plakate und der Spot der Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“. Die Bildsprache ist eindringlich und der Aufklärungsspot „Laufen lernen“ emotional sehr bewegend.

Das muss er auch sein, denn das Thema ist wichtig: Rund 68.000 Menschen sind im Jahr 2018 auf den Straßen hierzulande schwer verletzt worden und ein großer Teil dieser Unfälle wäre vermeidbar gewesen.

Die offizielle Unfallstatistik zeigt, dass menschliches Fehlverhalten nach wie vor der größte Risikofaktor im Straßenverkehr ist: 73.082 Menschen verunglückten allein durch die zwei Unfallursachen zu schnelles Fahren oder Alkohol am Steuer, jeder zehnte Verkehrstote geht auf Ablenkung zurück.

Viele überschätzen ihr fahrerisches Können oder werden mit der Zeit einfach zu leichtsinnig am Steuer.

Unangepasste Geschwindigkeit

Die Nummer 1 bei Verkehrsunfällen mit Todesfolge: 2018 sind 1.064 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen, weil Fahrer oder Fahrerinnen zu schnell waren. Damit ging etwa jeder dritte Verkehrstote auf diese Ursache zurück.

Alkohol

Insgesamt verunglückten mehr als 16.800 Menschen im Jahr 2018, weil Verkehrsteilnehmer alkoholisiert waren.

Ablenkung

Laut Studien von Experten geht jeder zehnte Verkehrstote auf Ablenkung zurück. Bei mindestens 10% aller Unfälle mit Personenschaden ist Ablenkung die Hauptunfallursache, bei rund 30% aller Unfälle spielt sie zumindest eine Rolle.

Oberkörper eines Mannes mit Armprothese, davor steht der Schriftzug "Weil die andere kurz abgelenkt war"

Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ – das Making of

Um die Kampagne realistisch umzusetzen, wurden Betroffene für ein Shooting sowie für die Reportagen gesucht. Aufgrund unseres großen Netzwerkes und der vielen Kontakte deutschlandweit konnten wir von Barrierefrei dabei dem Produzenten sehr behilflich sein.

Vier Betroffene berichten offen in den Reportagen von ihrer Geschichte und ihrem Weg zurück in den Alltag nach dem Unfall. Drei weitere sind für die Plakatkampagne ausgewählt worden: auf diesen Plakaten ist der Träger einer Armprothese, die unterschenkelamputierte Trägerin einer Beinprothese sowie der Nutzer eines Rollstuhls zu sehen. Darunter stehen jeweils die harmlos klingenden Gründe für den Unfall: „Weil die andere kurz abgelenkt war“, „Weil der andere ein Bier hatte“ und „Weil der andere zu schnell war“.

Nicht zu sehen sind die Gesichter der Models. So wird durch den Fokus auf die Versorgung die visuelle Wirkung und damit die Eindringlichkeit der Botschaft noch verstärkt. Über das Shooting für die Kampagne haben uns zwei von ihnen im Interview berichtet: Laura stand Modell mit ihrer Unterschenkelprothese, Rollstuhlnutzer Paul ist querschnittsgelähmt und ließ sich ebenfalls für die Kampagne ablichten.


INFOBOX

Die neue Verkehrssicherheitsaktion ist auf der Kampagnen-Website und den gängigen Soci-al-Media-Kanälen zu sehen, die Autobahnplakate sind auf mehr als 700 Plakatflächen entlang der deutschen Autobahnen und auf Raststätten angebracht.

www.runtervomgas.de
www.facebook.com/RunterVomGas
www.instagram.com/runtervomgas_offiziell


Unterkörper einer Frau mit Beinprothese beim Gehtraining, davor steht der Schriftzug "Weil der andere zu schnell war"

Laura

Was hat Sie veranlasst, sich als Model für die Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ zu bewerben?

Das Thema passt zu meiner Geschichte, denn auch ich bin ja letzten Endes ein Verkehrsopfer. Ich hoffe, diese Bilder werden – zumindest teilweise und wenn auch nur für einen Augenblick – Fahrer sensibilisieren.

Frau mit Beinprothese beim Dreh der Kampagne "Runter vom Gas"Nachdem Sie ausgewählt wurden, erfolgte eine Einladung zum Shooting nach Berlin. Wie muss man sich solch einen Shooting-Tag vorstellen?

Tatsächlich kann so ein Shooting ganz schön anstrengend sein, auch wenn ich das nie gedacht hätte. Man muss die ganze Zeit über sehr konzentriert sein und auf die Anweisungen achten und das ohne Pause über vier Stunden lang. Mein Motiv wurde im Schwimmbad bei über 30 Grad Celsius fotografiert. Ich habe auf dem Foto eine kurze Hose und ein T-Shirt an, aber es war trotzdem sehr warm am Set. Der Kunde, die Agentur und die Fotografin hatten eine präzise Vorstellung von der Kampagne und auch hohe Ansprüche. Da wollte ich sie natürlich nicht enttäuschen und alles geben, auch wenn es zu heiß war und die Prothese ziemlich gedrückt hat. Am Ende waren aber alle sehr zufrieden und das hat mir viel Freude bereitet.

Haben Sie schon vorher Erfahrungen als Model sammeln können?

Nein. Ich war tatsächlich bis jetzt noch nie an einem professionellen Set. Aber ich hatte mir öfters schon gewünscht, Filme zu drehen oder mal auf dem Catwalk zu laufen mit meiner Prothese. Wahrscheinlich ist es aber schwierig, in dieser Nische unterzukommen.

Ein Mann im Rollstuhl, davor steht der Schriftzug "Weil der andere ein Bier hatte"

Paul

Wie kamen Sie dazu, für dieVerkehrssicherheitskampagne Modell zu stehen?

Ich spiele, inspiriert durch meine Freundin, seit gut einem Jahr im RSC (RollstuhlSportClub) Berlin Badminton. Über dessen Verteiler kam der Aufruf zur Bewerbung an der besagten Kampagne „Runter vom Gas“.
Erneut ermutigt durch meine Freundin, habe ich einige Bilder von mir ausgewählt und abgeschickt – nicht wirklich in dem Glauben, ausgewählt zu werden, da ich in der Vergangenheit oft die Erfahrung gemacht habe, dass Institutionen sich wenig offen für ein laienhaftes Fotomodel zeigen, wie ich eines bin.

Jetzt sind Sie bei der deutschlandweiten Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ dabei. Wie wird es sich wohl für Sie anfühlen, wenn Sie sich das erste Mal auf einem Plakat entlang der Autobahnen sehen werden?

Wenn ich ehrlich bin, wird es mich zum einen bestimmt mit etwas Stolz erfüllen, im ganzen Land gesehen werden zu können. Andererseits endet das Bild aber kurz unterhalb meines Kinns. Personen, denen ich nicht von meinem Shooting erzählt habe, werden mich wohl nicht erkennen.

Wurden Sie vor Ort über den Hintergrund der Verkehrssicherheitskampagne aufgeklärt?

Mir wurde vom Aufnahmeleiter berichtet, dass es in Deutschland zwar mit wenigen Ausnahmen von Jahr zu Jahr weniger Verkehrstote gibt, die Zahl der Unfälle und auch der Schwerverletzten aber stets stabil hoch bleibt.
Erklären lässt sich dieser Zusammenhang wohl durch die immer besser gewordenen Fahrzeugkabinen und Technik, welche den Insassen besser schützen und einen direkten Tod durch einen Verkehrsunfall verhindern. Doch häufig werden die Beteiligten stark verletzt und verlieren Gliedmaßen.
Diese Plakate sollen den Fahrer ermahnen, sich an die geltenden Geschwindigkeiten und Gesetze zu halten und verantwortungsbewusst im Straßenverkehr zu sein damit in Zukunft solche Unfälle und Verletzungen nicht mehr so häufig auftreten.

Fotos: Monika Höfler für „Runter vom Gas“, Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V.
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