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Rollstuhlfechten – en garde!

Rollstuhlfechten ist eine faszinierende, paralympische Sportart, die Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen die Möglichkeit bietet, Fechten auf hohem Niveau auszuüben. Seit 1960 ist sie Teil der Paralympischen Spiele und richtet sich an Athleten:innen mit Amputationen, Knieversteifungen oder Querschnittslähmungen. Doch wie genau funktioniert das Fechten im Rollstuhl? Welche Regeln gelten? Und wie können Sie selbst einsteigen? In diesem Beitrag haben wir alle wichtigen Informationen für Sie zusammengetragen.

Die Grundlagen des Rollstuhlfechtens

Beim Rollstuhlfechten gibt es drei Waffengattungen:

• Degen

• Florett

• Säbel

Gefochten wird sowohl in Einzel- als auch in Mannschaftswettbewerben. Athleten:innen dürfen bei den Paralympischen Spielen in maximal zwei der drei Disziplinen antreten. Die Trefferfläche und Regeln variieren je nach Waffe.

Ein wesentliches Merkmal des Rollstuhlfechtens ist, dass die Fechtenden mit ihren Rollstühlen in einem speziellen Gestell fixiert sind. Dadurch liegt der Fokus auf Schnelligkeit, Präzision und Strategie. Die Bewegungsmöglichkeiten sind auf den Oberkörper beschränkt – Beinarbeit, wie sie im olympischen Fechten üblich ist, entfällt.

Unterschiede zum olympischen Fechten

Obwohl das Grundprinzip des Fechtens erhalten bleibt, gibt es einige zentrale Unterschiede:

Fixierte Position: Die Rollstühle sind in einem Gestell am Boden fixiert, sodass keine Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung möglich ist.

Anpassbarer Abstand: Der Abstand zwischen den Fechtenden wird individuell eingestellt – abhängig von Körpergröße, Armlänge und der gewählten Waffe.

Trefferflächen:

• Florett: Der gesamte Rumpf ist gültige Trefferfläche.

• Säbel: Zusätzlich zum Rumpf zählen auch Arme und Maske als Trefferfläche.

• Degen: Treffer sind nur oberhalb der Hüfte erlaubt – anders als im olympischen Fechten, wo der gesamte Körper zählt.

Ausweichen: Rollstuhlfechtende können nur durch Oberkörperbewegungen ausweichen, da ihre Rollstühle fixiert sind.

Regeln zur Sitzposition: Die Sitzposition der Fechtenden richtet sich nach ihrer Waffenhand – Rechts- und Linkshänder:innen haben feste Vorgaben zur Anordnung.

Klassifizierung: Im Rollstuhlfechten gibt es drei Fechtklassen, die die individuellen körperlichen Voraussetzungen der Athleten:innen berücksichtigen.

Klassifizierung – wer kann teilnehmen?

Damit Fairness gewährleistet ist, werden die Athleten:innen in drei Fechtklassen eingeteilt:

• Klasse A: intakte Bauch- und Rückenmuskulatur, keine Einschränkungen am Fechtarm

• Klasse B: eingeschränkte Bauch- und Rückenmuskulatur, keine Einschränkungen an Armen und Händen

• Klasse C: beeinträchtigte Bauch- und Rückenmuskulatur sowie Einschränkungen an Armen und Händen

Die Klassifizierung erfolgt durch offizielle Sportverbände und ist Voraussetzung für die Teilnahme an Wettkämpfen.

Beim Fechten. Eine Person in einem Rollstuhl sitzend. Die Person ist am rechten Bein Unterschenkel amputiert. Der linke Fuß ist angeschnallt.

Regeln und Ausrüstung

Auch im Rollstuhlfechten gilt: Ziel ist es, zuerst 15 Punkte gegen den:die Gegner:in zu erzielen. Dabei gelten die Sicherheitsvorschriften des Internationalen Fechtverbands (FIE).

Ausrüstung:

• Fechtrollstühle für den professionellen Sport (Anfänger:innen können zunächst im Alltagsrollstuhl fechten)

• Die Rollstühle werden in einem Gestell fixiert, um die nötige Stabilität zu gewährleisten

• Fechtausrüstung (Maske, Handschuh, Jacke) nach den üblichen Standards

Training und Wettkämpfe

Rollstuhlfechten wird in vielen Fechtvereinen des Deutschen Fechter-Bundes angeboten. Dort können Interessierte sowohl im inklusiven Training mit Fechtenden ohne Behinderung üben als auch gezielt auf Rollstuhlfechten spezialisierte Kurse besuchen.

Wettkämpfe:

• Landesmeisterschaften und nationale Turniere

• internationale Wettbewerbe, darunter Weltcups und Weltmeisterschaften

• Paralympische Spiele

Alle zwei Jahre findet in Deutschland ein Weltcup im Rollstuhlfechten statt – eine der wichtigsten Stationen für internationale Athleten:innen.

Wie kann ich mit Rollstuhlfechten anfangen?

Sie möchten selbst einmal Rollstuhlfechten ausprobieren? Der Einstieg ist unkompliziert.

Kontakt aufnehmen: Erkundigen Sie sich beim Deutschen Fechter-Bund oder direkt bei einem Fechtverein in Ihrer Nähe, ob Rollstuhlfechten angeboten wird. Viele Vereine sind offen für Neulinge und bieten Schnuppertrainings an.

Ausrüstung organisieren: Anfänger:innen benötigen zunächst nur bequeme Kleidung – die Fechtausrüstung wird in vielen Vereinen gestellt. Falls Sie später professionell trainieren möchten, kann ein speziell angepasster Fechtrollstuhl sinnvoll sein.

Training starten: Rollstuhlfechten erfordert Schnelligkeit, Taktik und Reaktionsfähigkeit – doch mit regelmäßigem Training können Sie schnell Fortschritte machen.

Klassifizierung beantragen: Wenn Sie an offiziellen Turnieren teilnehmen möchten, benötigen Sie eine Klassifizierung. Diese erfolgt durch den Fachverband.

Eine Person in einem Rollstuhl sitzend inkl. Schutzausrüstung beim Fechten.

Warum Rollstuhlfechten?

Rollstuhlfechten ist nicht nur ein hochdynamischer und spannender Sport, sondern auch eine inklusive Disziplin, die Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringt. Es fördert Kraft, Koordination und mentale Stärke – und eröffnet neue sportliche Perspektiven.

Ob als Hobby oder mit Wettkampfambitionen: Rollstuhlfechten ist eine herausfordernde, aber lohnende Sportart. Probieren Sie es aus! Weitere Informationen finden Sie beim Deutschen Fechter-Bund oder bei den Landesverbänden. Worauf warten Sie noch? Die Fechtbahn ruft!

In Deutschland gibt es mehrere Fechtvereine, die Rollstuhlfechten anbieten. Hier ist eine Auswahl an Vereinen:

Fechtclub Offenbach von 1863 e. V.
Offenbach am Main, Hessen
Der zweitälteste Fechtverein Deutschlands bietet seit 2002 Rollstuhlfechten an und wurde 2005 für sein Engagement mit dem „Großen Stern des Sports in Bronze“ ausgezeichnet.

Fecht-Club Tauberbischofsheim e. V.
Tauberbischofsheim, Baden-Württemberg
Als einer der führenden Fechtvereine weltweit verfügt der Club über eine integrative Abteilung für Rollstuhlfechten und fördert den Behindertensport nachhaltig.

SV Waldkirch e. V.
Waldkirch, Baden-Württemberg   
Die Fechtabteilung des Vereins hat eine lange Tradition im Rollstuhlfechten und zahlreiche nationale sowie internationale Erfolge vorzuweisen.

Fecht- und Sportgemeinschaft Ruhr Wattenscheid e. V.
Bochum, Nordrhein-Westfalen
Der Verein blickt auf eine über 50-jährige Fechttradition zurück und ist national wie international als Ausrichter wichtiger Turniere bekannt.

Fechtzentrum Berlin e. V.
Berlin
Bietet behinderten Sportler:innen die Möglichkeit, das Rollstuhlfechten zu erlernen, unabhängig von der Art des Handicaps.

OSC Berlin e. V.
Berlin
Einer der Berliner Vereine, die Rollstuhlfechten anbieten und sich für die Förderung des paralympischen Sports in der Hauptstadt engagieren.

Bitte beachten Sie, dass diese Liste nicht vollständig ist. Für weitere Informationen und zur Suche nach einem passenden Verein in Ihrer Nähe können Sie die Vereinslandkarte des Deutschen Rollstuhl-Sportverbands (DRS) nutzen. Diese ermöglicht es Ihnen, nach Sportarten gefiltert den passenden Verein zum Ausprobieren zu finden. Bei der Suche nach einem geeigneten Club helfen auch die DRS-Ansprechpartner:innen gerne weiter. Wir empfehlen (wie immer), direkt mit den genannten Vereinen Kontakt aufzunehmen, um aktuelle Trainingszeiten und Angebote zu erfahren.

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