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Was macht eigentlich … Philippe Croizon

„Ein ganzer Kerl“ – Der Beitrag erschien bei uns in der Winterausgabe 2012. Wir haben Ihnen den Franzosen Philippe Croizon mit seiner wirklich unglaublichen Geschichte vorgestellt. Im Alter von 25 Jahren verliert er bei einem Starkstromunfall den größten Teil seiner Arme und Beine. Im Krankenhaus entscheidet er sich: Da er nicht mehr ist, wer er war, muss er ein anderer werden, und zwar einer, der durch Meere schwimmt: Der Ärmelkanal, die Passage zwischen Papua-Neuguinea und Indonesien, die Straße von Gibraltar, die Meerenge zwischen Ägypten und Jordanien und schließlich die Beringstraße.

Wir haben nach acht Jahren nachgefragt, wie es dem „ganzen Kerl“ heute geht und was von seinem Ehrgeiz geblieben ist.

Lieber Philippe, als wir im Jahr 2012 über dich berichteten, warst du gerade durch die Beringstraße geschwommen. Spürst du noch immer diesen großen Tatendrang von damals in dir?

Ja, tatsächlich haben wir damals fünf Kontinente verbunden. Gestartet sind wir in Papua-Neuguinea, um Ozeanien mit Asien zu verbinden. Dann durch das Rote Meer, um die Verbindung zwischen Afrika und Asien zu schaffen. Anschließend die Straße von Gibraltar – für Europa und Afrika – und abschließend haben wir mit der Beringstraße Amerika und Asien verbunden. Oh ja, ich bin immer noch voller Tatendrang, allerdings nicht mehr so sehr in sportlicher Hinsicht.

Warum hast du dich damals diesen enormen Herausforderungen gestellt? Wolltest du deine Grenzen kennenlernen oder eher dir und der Welt etwas beweisen? Wenn ja, was?

Jede Herausforderung nahm ich an, weil ich es einfach wollte und Lust dazu hatte. Heutzutage frage ich mich nicht, ob ich etwas kann oder nicht kann – ich tue es einfach. Und wenn es eine große Herausforderung ist, dann suche ich mir ein Team, mit dem ich das gesteckte Ziel erreichen kann. Also nein, ich wollte nichts beweisen. Aber es ist doch gut, wenn meine Aktionen auch noch als Botschaft verstanden werden!

Bist du immer noch im Wasser unterwegs oder hast du ein anderes Element für dich entdeckt?

Ich schwimme eigentlich nicht mehr. Hauptberuflich bin ich nun Redner und Motivator bei Veranstaltungen sowie Tagungen in ganz Frankreich.

Hat sich dein Blickwinkel auf das Leben in den letzten Jahren noch einmal geändert?

Ja, mein Leben selbst hat sich sehr verändert. Durch meine Behinderung gibt es vieles, was ich nicht mehr machen kann. Aber ich erlebe gerade dadurch verrückte Sachen. Ich habe diese vermeintliche Schwäche, diesen Nachteil in eine Stärke verwandelt und heute kann ich voller Inbrunst sagen: Ich liebe mein Leben, weil ich etwas daraus gemacht habe! Regelmäßig werde ich gefragt, ob ich mein altes Leben zurück möchte, wenn mir jemand meine Arme und Beine zurückgeben könnte. Meine Antwort ist nein, denn ich habe meinen neuen Körper voll und ganz akzeptiert. Und er gehört zu meinem neuen Leben, das ich liebe, denn es ist wirklich erfüllt und reich. Insbesondere durch das, was ich jetzt beruflich mache. Ich komme viel herum in Frankreich und treffe viele neue Menschen – die Begegnungen und der Austausch sind großartig!

Wie sieht dein Leben heute aus? Hast du ein neues Projekt?

Mein nächstes Projekt und somit die neue Herausforderung ist es, die Bühne mit einer One-Man-Show zu erobern. Daran schreiben wir gerade. In 2022 will ich nochmals als Fahrer am Paris–Dakar-Rennen teilnehmen (Anmerkung der Redaktion: Er nahm 2017 bereits teil), dieses Mal aber in einem „sauberen“ Auto, das zu 100% elektrisch fährt. Das ist mein Traum, daran arbeite ich gerade. Und wenn jemand aus Deutschland mir dabei helfen möchte, ist er herzlich willkommen!

Mehr über Philippe Croizon finden Sie auch auf seiner Webseite: www.philippecroizon.com

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