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Pfleger, Buttler oder Kellner gewünscht?

Der intelligente Pflegewagen des Fraunhofer IPA unterwegs auf der PflegestationRoboterassistenten in der Pflege

Zu wenig Personal für zu viele pflegebedürftige Patienten oder Bewohner: Dies ist ein bekanntes Problem in der Pflege. Um diesem entgegenzuwirken, sind neue Lösungen gefragt, die das Personal zeitlich und körperlich entlasten. Neue Forschungsbereiche wie die Geriatronik, Servicerobotik oder AAL (Ambient Assistent Living) entwickeln sich daher rasant, vielversprechende Lösungen stellten kürzlich das Fraunhofer IPA sowie die TU München vor.

Der intelligente Pflegewagen kommt auf Knopfdruck

Um dem Pflegepersonal Laufwege zu ersparen sowie den Aufwand für die manuelle Dokumentation verbrauchten Materials zu reduzieren, hat das Fraunhofer IPA zusammen mit der Firma MLR den »intelligenten Pflegewagen« entwickelt. Die Pflegekraft bestellt ihn per Smartphone zum gewünschten Einsatzort und er navigiert selbstständig dort hin. Mithilfe eines 3D-Sensors und einer Objekterkennungssoftware erkennt der Pflegewagen das entnommene Material, sodass der Verbrauch automatisch dokumentiert wird. Geht ein Pflegeutensil zur Neige oder wird die Akkuleistung knapp, fährt der Pflegewagen nach Freigabe durch das Pflegepersonal selbstständig ins Lager bzw. an die Ladestation. Der Pflegewagen ist modular aufgebaut und kann somit an verschiedene Einsatzszenarien und Praxisanforderungen angepasst werden. Da nur die Pflegekraft den Wagen per Tablet öffnen kann, können mit ihm auch Materialien transportiert werden, die sonst in abgeschlossenen Zimmern gelagert und bei Bedarf erst geholt werden müssten.

Darf es noch ein Getränk oder Snack sein?

Ein Roboterassistent fährt auf einem Flur entlangNeben dem Pflegewagen ist auch der robotische ServiceAssistent ein Ergebnis des Projekts. Der mobile Roboter kann mit bis zu 28 Getränken oder Snacks befüllt werden und diese Patienten oder Bewohnern anbieten. Ziel ist es auch hier, das Personal zu entlasten und durch regelmäßige Erinnerungen die Flüssigkeitsaufnahme der Bewohner zu steigern. Zugleich kann der Robotereinsatz auch die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen fördern.

Im Mannheimer Seniorenzentrum Waldhof, in dem der robotische ServiceAssistent in einem Aufenthaltsraum eine Woche lang getestet wurde, war dieser eine willkommene Abwechslung. Viele Bewohner waren neugierig und interessiert. Über den am Roboter angebrachten Touchscreen konnten sie verschiedene Getränke auswählen, die ihnen der Roboter dann anreichte. Die Praxistests sowie das Feedback zum Pflegewagen und ServiceAssistenten lieferten viele wertvolle Ergebnisse. Sie werden nun dazu genutzt, um beide Modelle weiter zu verbessern. Mittelfristig sollen die Prototypen mit interessierten Firmen zur Serienreife gebracht werden.

Roboterassistenten statt Pflegeeinrichtung

Bild des Roboterassistenten GARMIAm gerade eröffneten TUM-Anwender- und Forschungszentrum „Geriatronik“ in Garmisch-Partenkirchen werden zukünftig ebenfalls Roboterassistenten für geriatrische Zwecke entwickelt und in Feldstudien erprobt. Rund 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM) werden dort zunächst arbeiten.

Die in Garmisch-Partenkirchen entwickelten technischen Innovationen sollen jedoch insbesondere dabei helfen, möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen. Das wichtigste Projekt des Zentrums ist der zweiarmige Roboterassistent GARMI. Er soll beispielsweise bei Alltagstätigkeiten wie dem Aufstehen aus einem Sessel helfen oder ein intelligentes Werkzeug für die Telemedizin sein. So soll GARMI es ermöglichen, dass Ärzte sowohl bei Routineuntersuchungen wie auch im Notfall aus der Ferne verzögerungsfrei vor Ort handeln können.

AAL Kongress Karlsruhe

Alltagsunterstützende Assistenzsysteme sind das Zukunftsthema in Deutschland. Die aktuellen Produkte und Dienstleistungen hierzu konnten kürzlich auf der Messe AAL (Active Assisted Living) Kongress Karlsruhe im Oktober besichtigt werden. 33 Aussteller zeigten unter anderem innovative Pflegebetten, intelligente Pflegepflaster, Notruf- und Sicherheitssysteme sowie Technologien zur Aktivierung von älteren und demenziell erkrankten Menschen.
Ergänzt wurde der eintägige praxisorientierte Kongress dieses Jahr zum ersten Mal um einen AAL-Wissenschaftskongress, der ein Vortragsprogramm mit 23 renommierten Experten umfasste.

Text: Fraunhofer IPA , TU München;
Fotos: Fraunhofer IPA , Uli Benz / TU München
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