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Partnerschaft und Querschnittslähmung

So bewältigen Paare die emotionalen Herausforderungen

Querschnittslähmungen können auf unterschiedliche Weise das Liebesleben und die Intimität beeinflussen, doch sie bedeuten keineswegs das Ende einer erfüllten Partnerschaft.

Neue Herausforderungen – neue Wege

Eine Querschnittslähmung bringt für Paare neue Herausforderungen mit sich, die eine Neuausrichtung der Beziehung erfordern. Offen und ehrlich über Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen, ist essenziell, um gemeinsam neue Wege zur Intimität zu finden. Viele Paare berichten, dass sie eine tiefere Verbindung zu ihrem:ihrer Partner:in aufbauen konnten.

Bei vielen Menschen führt die Lähmung zu Problemen wie verminderter Sensibilität, Kontinenzstörungen oder einer Beeinträchtigung der Funktion der Sexualorgane. Genauere Informationen sowie Lösungen dazu finden Sie in unserem Artikel Querschnittslähmung: Wie beeinflusst sie Sex und Empfinden?, aber auch in Sexualität bei Männern mit Querschnittslähmung oder auch Sexualität bei Frauen mit Querschnittslähmung.

Diese neuen Herausforderungen bedeuten aber keinesfalls das Ende für eine erfüllte Sexualität. Kreativität ist angesagt, es gilt, neue Wege zu finden. Die Haut ist das größte Sinnesorgan des Körpers und bietet zahlreiche Möglichkeiten für sinnliche Erlebnisse, die über die genitalen Bereiche hinausgehen. Sich selbst so anzunehmen und zu akzeptieren, wie man ist, ist dabei von fundamentaler Bedeutung.

Emotionale Herausforderungen

Die physischen Veränderungen durch eine Querschnittslähmung können in vielerlei Hinsicht zu Unsicherheit und Frustration führen. Es braucht Zeit, Geduld und gegenseitiges Vertrauen, sich daran zu gewöhnen. Humor kann dabei ein wertvolles Mittel sein, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Und: Kommunikation hilft ungemein!

Mehr als 70 % der Menschen mit Querschnittslähmung berichten übrigens von einer zufriedenen Partnerschaft – ein Wert, der im Vergleich dem der Gesamtbevölkerung entspricht.

Ein Paar. Auf der linken Seite ein Mann, auf der rechten Seite des Bildes eine Frau. Der Mann küsst die linke Schulter der Frau. Sie lächelt.

Kommunikation ist das A und O

Wie vermutlich in allen Beziehungen braucht es neben gegenseitigem Verständnis immer wieder Offenheit und Kommunikation.

Es ist essenziell, offen über Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen zu sprechen, besonders bei Themen wie Sexualität oder den täglichen Herausforderungen. Zudem hilft es oft immens, wenn beide Partner umfassend über Querschnittslähmung und deren Auswirkungen informiert sind. Der Umgang mit der Situation fällt dann vielen leichter! Zudem sind wichtig:

Gegenseitiges Vertrauen: Eine vertrauensvolle Beziehung bildet die Grundlage, um mit den Veränderungen, die eine Querschnittslähmung mit sich bringt, umzugehen.

Humor und Positivität: Viele Paare betonen, dass Humor und eine positive Einstellung wesentlich sind, um den Herausforderungen zu begegnen.

Selbstständigkeit fördern: Es ist wichtig, den:die Partner:in mit Querschnittslähmung in seiner:ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen, anstatt ihm:ihr alle Aufgaben abzunehmen.

Sexualität neu entdecken: Paare können gemeinsam neue Wege finden, um Intimität und Sexualität zu erleben.

Pflege sozialer Kontakte: Anstatt sich zu isolieren, ist es wichtig, soziale Verbindungen aufrechtzuerhalten und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Fachliche Unterstützung suchen: Es kann hilfreich sein, bei Bedarf Unterstützung und Rat von Experten:innen zu Themen wie Sexualität oder psychologischen Aspekten einzuholen.

Gemeinsame Interessen entdecken: Trotz Querschnittslähmung können Paare neue gemeinsame Hobbys und Aktivitäten finden, die ihnen Freude bereiten.

Let’s Talk about Sex

Vieles verändert sich mit einer Querschnittslähmung, das ist kein Geheimnis. Aber das Thema Sex hat einen sehr hohen Stellenwert bei vielen Menschen, weshalb die Einschnitte erst mal schwer zu ertragen sein können.

Auch hier ist Reden Gold! Eine klare Kommunikation zwischen den Partnern über die Bedürfnisse und Wünsche ist unerlässlich.

Teilen Sie als betroffene Person ihrem:ihrer Partner:in mit, welche sexuellen Aktivitäten noch möglich sind, was sie als angenehm empfinden und was nicht mehr funktioniert. Nur Sie können diese wichtigen Informationen geben, niemand anders. Und diese von den Augen abzulesen, fällt den meisten Menschen schwer …

Zudem ist es nicht realistisch und auch nicht fair, anzunehmen, dass der:die Partner:in von selbst herausfindet, was einem gefällt. Jede Person ist für ihre eigene sexuelle Erfüllung verantwortlich. Paare sollten offen über ihre Bedürfnisse und Sorgen in Bezug auf Darm- und Blasenfunktionen, erforderliche Hilfsmittel, sexuelle Positionen und Praktiken sprechen. Der:die Partner:in wird es zu schätzen wissen, wenn es keine unangenehmen Überraschungen gibt.

Ein interessantes Interview mit dem Fachexperten Martin Kessel lesen Sie in unserem Artikel: Herausforderungen im Liebesleben mit körperlicher Behinderung

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