Ein verheerender Tropensturm hatte große Teile von Mexiko überflutet und zerstört. Moises, 20 Jahre alt, wollte seine Gemeinde bei der Bewältigung unterstützen und machte sich gemeinsam mit einem Freund auf den Weg. Mit einem Transporter wollten sie die Schäden begutachten und stecken gebliebene Autos abschleppen. Inmitten des Chaos suchten die beiden jungen Männer auch nach ein bisschen Spaß: Sie befestigten ein Seil an Moises’ Transporter und surften abwechselnd auf einem Boogie-Board durch die überschwemmten Straßen. Doch der Spaß endete abrupt, als das Seil, das Moises hielt, sich in einem Abwasserkanal verfing. Es spannte sich und riss ihm vier Finger seiner rechten Hand ab, als das Fahrzeug weiterfuhr.
Im örtlichen Krankenhaus gab es keine Möglichkeit, eine Operation durchzuführen, um seine Finger zu retten. Noch am selben Tag wurde er deshalb nach San Diego geflogen, wo seine abgetrennten Finger wieder angenäht wurden. Für die Rehabilitation musste er anschließend zwei Monate dort verbringen.
Ein Moment verändert das Leben
„Mit 20 hätte ich nie gedacht, dass ein einziger Moment mein Leben so komplett verändern würde“, sagt Moises rückblickend. „Ich musste nicht nur den Verlust meiner Finger verarbeiten, sondern auch mit den emotionalen Folgen klarkommen.“
Trotz der Anstrengungen der Ärzte:innen wurde nach ein paar Tagen deutlich, dass seine Finger nicht zu retten waren. Sie mussten wieder abgetrennt werden, was Moises schwer traf. Er kämpfte mit überwältigenden Schuldgefühlen und der Gewissheit, dass seine eigene Entscheidung zu dieser verheerenden Situation geführt hatte. Ebenso tragisch war der Gedanke daran, seine Träume loslassen zu müssen: „Feuerwehrmann zu werden oder mich so zu verteidigen, wie ich es gewohnt war – das war nicht mehr drin.“
Negative Gedankenspirale verhindert Genesung
Jede Begegnung mit anderen Menschen erinnerte ihn an seine neue Realität. Er hatte das Gefühl, sich selbst im Weg zu stehen, und sabotierte unbewusst seine Fortschritte. Doch dann brachte ihn eine Krankenschwester, die ihm sagte, er solle froh sein, dass sein Daumen noch intakt war, zum Nachdenken. Damals konnte er diesen Gedanken kaum ertragen: „Ich war wütend! Wie konnte sie nur denken, dass ich Glück hatte, wenn ich nicht mal alleine essen oder auf die Toilette gehen konnte?“ Erst viel später begriff er, dass sie recht hatte. Moises war gefangen in einer negativen Gedankenspirale und fokussierte sich nur darauf, was er verloren hatte, und nicht auf das, was ihm noch möglich war.
Ein Familienfreund, der ihn im Krankenhaus besuchte, veränderte schließlich seine Sichtweise. Er brachte ihm eine Zeitschrift über Autos und Zigarren mit – und Informationen über i-Digits-Handprothesen. „Wir besorgen dir so eine“, versprach der Freund. Für Moises war das der Wendepunkt. Plötzlich konnte er wieder an eine Zukunft denken – mit einer Hightechprothese, die ihm neue Möglichkeiten eröffnen würde!
Neue Perspektive durch Hightechprothese i-Digits
Nach seiner Entlassung zögerte Moises nicht lange. Er nahm sofort Kontakt zum Hersteller der Prothese auf und fand einen zertifizierten Techniker in Los Angeles. Der Prozess, eine i-Digits-Handprothese zu erhalten, kam ins Rollen. Wenig später traf er sich gemeinsam mit seinem Orthopädietechniker mit einem i-Digits-Nutzer, der ihm die Handhabung erklärte und schilderte, wie sehr diese Technologie sein Leben verändert hatte.
Ein Jahr nach dem Unfall hielt Moises schließlich seine eigene i-Digits-Prothese in den Händen. „Jeden Morgen zog ich sie an und fragte mich: Was kann ich heute damit lernen? Zähneputzen? Es war ein ständiges Ausprobieren.“ Mit jedem Griff wurde er sicherer im Umgang mit seiner neuen Hand.
„Scheitere – und scheitere schnell“ ist sein immerwährender Rat, denn Moises wusste, dass Rückschläge zum Prozess gehören, aber das Wichtigste war, niemals aufzugeben.
Drei Prothesen für jede Situation
Etwas später erfuhr Moises vom GripLock-Finger von Naked Prosthetics, und ihm war klar: Damit würden sich ungeahnte Möglichkeiten auftun. Er hatte sich seit einiger Zeit eine zusätzliche Prothese gewünscht, die ohne Batterien funktioniert. Diese Teilhandprothese bot eine wasserfeste, passiv positionierbare Lösung. Der GripLock-Finger kam genau zum richtigen Zeitpunkt, denn für schwerere handwerkliche Tätigkeiten und die Kombination mit Wasser war er die perfekte Alternative. Die Umstellung war nicht einfach, aber Moises nahm die Herausforderung an. Er lernte, seine Hand neu zu positionieren und geduldiger mit sich zu sein.
Heute benutzt Moises drei Prothesen: seine myoelektrische i-Digits-Handprothese, die passive Silikonprothese von Livingskin und die GripLock-Fingerprothese. Je nach Situation und Bedarf wählt er die passende Prothese aus. „Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, verschiedene Optionen zu haben, um den täglichen Herausforderungen zu begegnen. Prothesen sollten so einzigartig sein wie die Menschen, die sie tragen.“
Jede:r hat ein Päckchen zu tragen
Der Austausch mit anderen Amputierten erweiterte seine Perspektive zusätzlich, und er erkannte, dass alle ihre eigenen Herausforderungen haben. Heute ist Moises Botschafter für Naked Prosthetics und Össur-Produkte. Er betont stets, wie wichtig es ist, vielfältige Prothesenlösungen zu haben, um das körperliche und seelische Wohlbefinden wiederherzustellen.
„Ich würde meinem jüngeren Ich raten, geduldig zu sein und darauf zu vertrauen, dass der Fortschritt kommt. Mein Daumen war der Schlüssel zu meiner Anpassungsfähigkeit und führte mich in eine Zukunft voller Hoffnung und Möglichkeiten“, erzählt Moises rückblickend.
Heute, mit Anfang 30, blickt Moises auf die dunkelsten Momente seines Lebens zurück und weiß, dass sie ihn stärker gemacht haben. Seine Geschichte zeigt, was Entschlossenheit, technologische Innovation und die Unterstützung von Familie und Freunden:innen bewirken können.
Mehr zu den Prothesen von Naked Prosthetics (Össur) erfahren Sie auf https://www.ossur.com/de-de/prothetik/np-devices