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Heinrich Popow – eine Ikone des Parasports

Er zählt zu den bekanntesten deutschen Leichtathleten:innen im Parasport. Mit seinen Leistungen und seinen Statements in den Medien zählt er wohl auch zu den beliebtesten. Als mehrfacher Welt- und Europameister und Paralympics-Sieger macht er sich stark für die Nachwuchsförderung, ist Mentor und teilt sein Wissen für Newcomer:innen und deren sportliche Laufbahn. Im November 2020 gründete er zusammen mit Niko Kappel einen Verein zur Förderung talentierter junger Sportler:innen mit Schwerpunkt Para-Leichtathletik.

Sandkasten und Aschenbahn

Während seiner aktiven Karriere arbeitete er als IT-Systemadministrator und entschied sich 2014 für eine Ausbildung zum Orthopädietechniker. Heinrich Popow, geboren im Jahr 1983 in der Sowjetunion, kam im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Als er neun ist, entdeckten Ärzte:innen ein Ewing-Sarkom im linken Wadenbereich und mussten infolgedessen sein linkes Bein bis zum Oberschenkel (Knieexartikulation) amputieren.

Der junge und sportbegeisterte Heinrich arrangierte sich recht schnell mit seiner neuen Lebenssituation, im Gegensatz zu seinen Eltern. Seine Sorge galt eher der Frage, ob Fußball spielen in Zukunft noch möglich ist.

Sportkarriere und Erfolge

Mit der Möglichkeit, verschiedene Sportarten auszuprobieren, entdeckte er 2001 für sich die Leichtathletik. Sein Einstieg erfolgte durch eine Einladung zum Leichtathletiktraining bei Bayer 04, bei dem Popow durch herausragende Laufzeiten überzeugte. Unter der Anleitung von Trainer Karl-Heinz Düe trainierte er gemeinsam mit den Siebenkämpferinnen, darunter auch die Olympiateilnehmerin Jennifer Oeser. Seine Disziplinen: 100- und 200-m-Lauf und Weitsprung.

Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Lille im Jahr 2002 sicherte sich Heinrich Popow die Bronzemedaille im Weitsprung und etablierte sich somit an der Spitze der Weltrangliste. Seine Premiere bei den Paralympics in Athen 2004 krönte er mit dreifachem Bronzeerfolg über 100 und 200 Meter sowie im Weitsprung. Eine bemerkenswerte Steigerung seiner Leistung zeigte sich bei den Paralympics in Peking 2008, wo er mit einer Zeit von 12,98 Sekunden die Silbermedaille über 100 Meter gewann.

Gold bei den Paralympics 2012

Profilbild von Heinrich Popow. Er trägt ein schwarzes Jacket und lächelt. In den Händen hält er seine Gold-Medaille.Der Höhepunkt seiner Karriere folgte bei den Paralympics 2012 in London, als Heinrich Popow schließlich die Goldmedaille über 100 Meter errang. Schon im Vorfeld hatte er dieses Ziel festgelegt und setzte sich im Olympic Stadium mit einer Zeit von 12,40 Sekunden gegen starke Konkurrenten durch. Im Juli 2013 stellte Popow beim integrativen Leichtathletiksportfest von Bayer Leverkusen einen neuen Weltrekord über 100 Meter auf. Mit einer Zeit von 12,11 Sekunden und einem zulässigen Rückenwind von 1,2 Meter/Sekunde verbesserte er die 17 Jahre alte Bestmarke von Earle Connor um drei Hundertstelsekunden.

Bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro holte Heinrich Popow die Goldmedaille im Weitsprung mit einem neuen paralympischen Rekord von 6,70 Metern. Dies war nur knapp unter seinem Weltrekord, den er wenige Tage zuvor am 20. August beim Leichtathletik-Meeting in Hachenburg mit 6,77 Metern aufgestellt hatte.

Seine erfolgreiche Karriere fand bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin ihren Abschluss, wo Popow die Silbermedaille gewann. Nach diesem Erfolg entschied er sich dazu, einen Schlussstrich unter seine beeindruckende Sportlaufbahn zu ziehen.

Medaillenspiegel

Paralympics
Teilnahmen: 5
Erfolge: 2 × Gold, 1 × Silber und 5 × Bronze

Para-Weltmeisterschaften
Teilnahmen: 4
Erfolge: 3 × Gold und 4 × Bronze

Para-Europameisterschaften
Teilnahmen: 4
Erfolge: 1 × Gold, 3 × Silber und 4 × Bronze

Eine herausragende Persönlichkeit

Heinrich Popow ist eine der gefragtesten Stimmen des paralympischen Sports. Der 42-Jährige setzt sich nachdrücklich für eine verbesserte Förderung des paralympischen Breitensports ein. Wichtig für ihn sind „Respekt und Anerkennung“ (Quelle: sport1.de) für paralympische Sportler:innen. Heinrich Popow plädiert ebenfalls für eine Professionalisierung des gesamten Sports. In der Debatte um höhere Prämien für paralympische Athleten:innen verteidigt er die im Vergleich zu Olympiasiegern:innen geringeren Prämien und begründet dies mit der spezifischen Situation innerhalb der Paralympics. Der Sportler spricht sich zudem vehement für die Trennung von Olympia und Paralympics aus, um sicherzustellen, dass die Paralympics nicht im Schatten von Olympia stehen.

Heinrich Popow wurde im Januar 2014 als eines von acht Testimonials der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) vorgestellt und setzt sich unter dem Motto „Alles geben, nichts nehmen“ für einen sauberen Sport ein. Neben Popow engagieren sich auch Sportgrößen wie Wladimir Klitschko, Anni Friesinger und Tobias Angerer für die Kampagne. 2017 nimmt Heinrich Popow als Kandidat an der zehnten Staffel der Tanzshow „Let’s Dance“ teil und erreicht mit seiner Tanzpartnerin Kathrin Menzinger den sechsten Platz.

Nominierungen und Auszeichnungen

Juniorsportler des Jahres (Sonderpreis Behindertensport):
Im Jahr 2002 wurde Popow mit diesem Preis ausgezeichnet, der junge Athleten:innen im Behindertensport anerkennt.

Silbernes Lorbeerblatt: Popow wurde mehrmals mit dieser höchsten sportlichen Auszeichnung in Deutschland geehrt, die von dem:der Bundespräsidenten:in verliehen wird, unter anderem für seine Erfolge bei den Paralympics in London 2012.

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