Günther Jauch

Wenn statt Politikern Fernsehmoderatoren für ein politisches Amt zur Wahl stünden, hätte Günther Jauch wohl beste Chancen, Kanzler zu werden. Der erfolgreiche Moderator gilt als die Person im deutschen Fernsehen, die die höchste Glaubwürdigkeit besitzt. Seit knapp 20 Jahren führt er durch die Quizshow „Wer wird Millionär“, von 2011 bis 2015 moderierte er in der ARD die politische Talkshow „Günther Jauch“. Im Laufe seiner langen Karriere bei Hörfunk und Fernsehen erhielt er bereits viele renommierte Auszeichnungen und Preise. Was viele jedoch nicht wissen: Der vierfache Familienvater ist in seiner Heimatstadt Potsdam und bei vielen sozialen Einrichtungen noch für etwas anderes bekannt – für sein großes Engagement.

Sehr geehrter Herr Jauch, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für unsere Fragen nehmen.

Unsere Recherche hat ergeben, dass Sie und Ihre Familie sich sozial sehr umfangreich engagieren. So spenden Sie Ihre gesamten Werbeeinnahmen grundsätzlich für gemeinnützige Zwecke, zum Beispiel für die „Die Arche“, ein christliches Kinder- und Jugendhilfswerk in Potsdam. Auch den Wiederaufbau des Fortuna-Portals am Stadtschloss in Potsdam haben Sie zum Teil finanziert. Und das ist nur ein kurzer Abriss der langen Liste.

Die Entscheidung für einen Spendenempfänger und die Koordination bedarf auch seine Zeit. Wie bewältigen Sie dies als Vater von vier Kindern neben ihren umfangreichen beruflichen Verpflichtungen?

Das ist nicht so schwierig. Ich habe mich schon immer selbst darum gekümmert und habe ja auch selbst Freude daran, wenn sich die Dinge in die richtige Richtung entwickeln.

Günther Jauch sieht man oft im TV, Sie gehören zu der Riege der deutschen Stars. Wann und wie füllen Sie Ihre Batterien auf? Urlaub, Familie, Sport?

Sicher eher klassisch und für manche vielleicht auch eher langweilig. Ich bin gern zuhause und freue mich aber auch über Pausen, in denen es keine Verpflichtungen gibt. Urlaub verbringe ich gerne an der Nordsee oder in Südtirol, während sich meine sportlichen Aktivitäten doch sehr im Rahmen halten.

Wenn man sich mit Ihnen und Ihrem Leben befasst, hat man den Eindruck, dass Sie sich den ein oder anderen Traum bzw. eine Vision erfüllt haben. Gibt es noch etwas, das Sie in Zukunft erreichen wollen?

Vielleicht nicht die klassischen Visionen einer bestimmten Fernsehsendung oder einer Reise ins Weltall. Ich muss auch nicht ans andere der Welt, um mich dann besonders glücklich zu fühlen. Wobei ich zugebe: Durch ziemlich intensives Arbeiten habe ich in den letzten Jahrzehnten relativ wenig von der Welt gesehen. Aber deswegen verfalle ich jetzt nicht in Reisehektik. Immerhin war ich vor zwei Jahren mal in Afrika, wo es mir sehr gut gefallen hat.

Sie sind seit vielen Jahren im Geschäft. Sicherlich gab es einige berufliche Berührungspunkte zu Menschen mit Behinderung in dieser Zeit. Welcher ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Es sind sicher die Begegnungen mit Menschen in so vielen Sendungen, aber auch im „normalen“ Leben. Wichtig scheint mir, die jeweilige Behinderung nicht in den Mittelpunkt der Begegnung zu stellen. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass letztlich jeder Mensch irgendwo behindert ist. Die einen geistig, andere körperlich, wieder andere , was z.B. ihre soziale Kompetenz angeht.

Glauben Sie an eine gelungene Inklusion in unserer Gesellschaft oder ist das eher eine Illusion?

Das ist ein sehr komplexes Thema. Im schulischen Bereich stelle ich gelegentlich fest, dass die gutgemeinte Inklusion nicht funktioniert und nicht wenige Kinder – behindert oder nichtbehindert – sogar unter ihr leiden. In jedem Einzelfall muss man herausfinden, ob es denn wirklich an der Idee der Inklusion oder nur an ihrer mangelhaften Umsetzung liegt.

Wenn Sie die gesellschaftlichen Strukturen ändern könnten, was wäre Ihr erstes Anliegen?

Der Hass und die Aggressivität, die sich insbesondere im Netz Bahn brechen, haben das Klima für vernünftige Diskussionen jeder Art oft schon vorab sehr vergiftet. Da wünsche ich mir manchmal, dass man den Geist wieder in die Flasche zurückbekommt. Was definitiv nicht mehr passieren wird.

Unser Magazin möchte seinen Lesern Mut machen. Was möchten Sie ihnen mit auf den Weg geben? Haben Sie eine Lebensweisheit oder ein Motto?

Nein, ein Lebensmotto habe ich nicht. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein bisschen mehr Gelassenheit die Lebensqualität entscheidend verbessert. Und lachen, egal worüber, hilft sowieso immer!

 

Foto: RTL/Stefan Gregorowius

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