Die Modewelt wird diverser. Das klingt erst mal nach einer guten Nachricht. Menschen mit Pigmentflecken im Gesicht, mit verschiedenen Hautfarben und sogenannte curvy Models, die von den klassischen Maßen abweichen, finden inzwischen ihren Platz auf den Laufstegen und in der Werbung. Aber Menschen mit Behinderungen? Die tauchen da immer noch selten auf.
Schreiben und Reden
Jahrelang habe ich als Behindertenrechtsaktivistin Kolumnen über Ungerechtigkeiten geschrieben, Vorträge gehalten und über Stigmatisierung aufgeklärt. Ich habe unzählige Male versucht, Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken, das so tief in unserer Gesellschaft verankert ist, dass es oft nicht mal wahrgenommen wird – mit mäßigem Erfolg. Die Resonanz war immer dieselbe: Zustimmung, Kopfnicken, aber kaum echte Veränderung. „Stimmt, wir müssen was tun, aber das ist sooo anstrengend.“
Eine größere Plattform
Ich selbst habe seit meiner Geburt keine rechte Hand. Das macht es für mich unmöglich, das Thema zu umgehen, weil es mich direkt selbst betrifft. Und gleichzeitig motiviert mich mein eigener Weg auch dazu, anderen eine Unterstützung zu sein. Irgendwann wurde mir klar, dass ich mehr tun musste, als nur zu reden und zu schreiben. Es brauchte eine Plattform. Ich wollte nicht mehr nur auf Missstände hinweisen, ich wollte etwas bewegen: für mehr Sichtbarkeit.
Wir sind hier!
Und so kam eins zum anderen. Heute arbeite ich als Bionic Model. Mittlerweile sieht man mich mit meiner Handprothese auf großen Plakaten, in Online-Shops und in Werbespots. Damit versuche ich, behinderte Körper zu normalisieren. Ich will zeigen: Es gibt uns! Und wir sind gar nicht mal so wenige.
Ein Anfang, die Lücke zu schließen
Die Arbeit als Model ist für mich ein Weg, die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen und eine Lücke zu schließen, die in der Modewelt noch immer klafft. Es ist ein Versuch, die Wahrnehmung zu ändern – nicht nur in der Modebranche, sondern auch in der Gesellschaft. Wenn wir beginnen, behinderte Menschen genauso selbstverständlich in der Werbung oder auf Laufstegen zu sehen wie andere Formen von Diversität oder Menschlichkeit, können wir vielleicht irgendwann auch die Vorurteile abbauen, die uns im Alltag begegnen. Das wäre ein Anfang.
Dennoch gibt es Schwierigkeiten
Dieser Weg war und ist nicht immer leicht. Ich bin oft mit Vorurteilen konfrontiert – und das nicht nur von Außenstehenden. Auch innerhalb der Branche wird Diversität oft als Marketingtrend behandelt und nicht als ernsthafte Bewegung für echte Gleichberechtigung. Aber genau deshalb mache ich weiter. Denn jeder Schritt, den wir in Richtung mehr Inklusion gehen, ist ein Schritt, der uns alle weiterbringt.
Ein Stückchen inklusiver
Manchmal verstecke ich mich hinter meiner Prothese, nutze sie wie einen Schutzschild gegen Unsicherheiten. Dann bin ich ausschließlich Bionic Model und nicht Greta. Das ist dann wie eine Rolle. Und hat Wiedererkennungswert. Dabei bin ich Vorbild – ein Vorbild, das ich mir früher selbst gewünscht hätte. Und gleichzeitig fühle ich mich privilegiert, weil ich selbst entscheiden kann, wann und wie ich mich zeige.
Ich hoffe, dass mein Beispiel dazu beiträgt, die Modewelt und die Gesellschaft ein Stückchen inklusiver zu machen. Und dass wir irgendwann an dem Punkt ankommen, an dem die Existenz behinderter Körper uns nicht mehr überrascht, sondern freut.