StartGesundheitDiagnose Lipödem

Diagnose Lipödem

Wenn die Beine immer dicker werden

Geschwollene, unförmige Beine: Viele Frauen leiden unter ihrem Äußeren und wissen oftmals nicht, dass dahinter eine veranlagte Erkrankung stecken kann. In Deutschland gibt es schätzungsweise drei Millionen Frauen, die an einem Lipödem leiden. Neben dem unschönen Erscheinungsbild gehören Schmerzen und im fortgeschrittenen Stadium Bewegungseinschränkungen zu den Symptomen, mit denen Betroffene zu kämpfen haben.

Fakten zum Lipödem:
• anlagebedingte Fettverteilungsstörung
• betrifft Frauen
• ist zum Teil mit einer Adipositas kombiniert
• das typische Erscheinungsbild ist ein Missverhältnis zwischen relativ schlankem Oberkörper und           korpulentem Unterkörper
• kann auch die Oberarme betreffen
• Sport und Diäten alleine helfen nicht

 Behandlungsmöglichkeiten:
 * Lymphdrainage
* Kompressionstherapie
* Diät
* Massage
* entwässernde Maßnahmen
* Liposuktion

Kosten einer Fettabsaugung:
• kleine Fettabsaugung ab ca. 2000 Euro
• bei Extremfällen bis zu 8000 Euro
• Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel leider nicht

Portrait Dr. Afschin-FatemiDr. Afschin Fatemi ist Facharzt für Dermatologie (Schwerpunkt: Ästhetische Operationen) sowie Leiter der S-thetic Clinic in Düsseldorf, Hamburg und München. Er erklärt, was sich hinter dem Krankheitsbild versteckt.

Was ist ein Lipödem?

Dr. Fatemi: „Beim Lipödem handelt es sich um eine veranlagte Fettverteilungsstörung bei Frauen, die überwiegend in den Ober- und Unterschenkeln, dem Gesäß und Hüftbereich sowie an der Innenseite der Kniegelenke auftritt. Aber auch die Oberarme können von der Fettverteilungsstörung betroffen sein – in der Regel in einem späteren Stadium der Erkrankung. Die Krankheit ist genetisch bedingt vererbt und tritt oft schon während oder kurz nach der Pubertät auf. Weitere Auslöser können auch eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre sein.
 Im Volksmund wird die Krankheit häufig auch als Reiterhosenphänomen, Säulen- oder
 Elefantenbein bezeichnet. Zu den Symptomen der Krankheit gehören Schwellungen durch Wassereinlagerungen und eine Neigung zu blauen Flecken und Blutergüssen an den erkrankten Stellen. Auch kann es zu Druck- und Berührungsempfindlichkeit sowie Schmerzen in den betroffenen Arealen kommen. In Extremfällen liegt auch eine eingeschränkte Beweglichkeit vor. Viele Patientinnen leiden zudem auch psychisch stark unter ihrer Erkrankung und ziehen sich mehr und mehr aus dem alltäglichen Leben zurück.“

 Was sind die Merkmale?

Dr. Fatemi: „Das Lipödem ist ein lymphologisches Krankheitsbild, also ein chronischer Lymphstau. Oft wird das Lipödem mit anderen Krankheitsbildern, wie beispielsweise Adipositas, verwechselt und erst sehr spät diagnostiziert.
 Auffällig bei einem Lipödem ist, dass Füße und Hände von der Fettverteilungsstörung nicht betroffen sind. Das krankhafte Fettgewebe der Beine und Arme überlappt die Hände und Füße, sodass man von einer Art ‚Kragenbildung‘ sprechen kann.
 Ein Lipödem ist leider medikamentös nicht behandel- oder heilbar. Zudem ist die Erkrankung progredient, also fortschreitend. Aktuelle Forschungen weisen darauf hin, dass das Lipödem auch hormonell beeinflusst wird. Hier bedarf es jedoch noch weiterer Forschungsarbeit.“

 Welche Typen gibt es?

 Dr. Fatemi: „Es gibt verschiedene Schweregrade der Fettgewebsvermehrung. Typ I, auch Reiterhosenphänomen genannt, zeigt eine Fettgewebsvermehrung im Bereich von Gesäß und Hüften. Bei Typ II reicht das Lipödem bis zu den Knien, sodass Fettlappen im Bereich der Knieinnenseite entstehen können. Wenn das Lipödem von den Hüften bis zu den Knöcheln reicht, spricht man von Typ III, IV und V – die schwersten Grade des Lipödems betreffen auch die Arme. Während bei Typ IV die Fettgewebsvermehrung an Armen und Beinen bis zu den Handgelenken und Knöcheln reicht, zeigt Typ V – das sogenannte Lipolymphödem – zudem eine vermehrte Wassereinlagerung in Hand- und Fußrücken sowie Fingern und Zehen.“

Grafische Darstellung der Fettverteilung bei Lipödem-Patientinnen

 Welche Behandlungsmethoden gibt es?

 Dr. Fatemi: „Leider gibt es sehr wenige effektive Behandlungsmöglichkeiten. Um ein Lipödem zu bekämpfen, hilft leider weder eine strikte Diät noch Sport. Da jedoch in Verbindung mit dem Lipödem oftmals eine Adipositas diagnostiziert wird, sollte diese durch eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität abgebaut werden. Empfehlenswert sind hier vor allen Dingen alle Arten der sportlichen Bewegung im und unter Wasser, denn der höhere Druck des Wassers hat einen ähnlichen Effekt wie die Lymphdrainage und schont zudem die Gelenke. Bei jeder Sportart (außer Wassersport) sollte Kompressionskleidung getragen werden, andernfalls könnte es sogar zu einer Ödemverschlimmerung kommen.
 Generell gibt es bei der Behandlung eines Lipödems zwei Therapieansätze: Der erste
 ist die konservative Therapie, bei der die Extremitäten durch Lymphdrainagen von überflüssiger Lymphflüssigkeit befreit werden. Handelt es sich
 zweifelsfrei um ein Lipödem, ist eine Liposuktion als zweiter Therapieansatz bei der
 Erkrankung eine mittlerweile etablierte Behandlungsmethode.“ 

Wie funktioniert die Liposuktion?

 Dr. Fatemi: „Die altertümliche Fettabsaugung mit dicken, starren Kanülen gilt als überholt. Alternative Verfahren wie die Wasserstrahl-Fettabsaugung sind nicht schonend genug. Die modernste Variante ist die laserassistierte Liposuktion mit örtlicher Betäubung und Dämmerschlaf. Eine Vollnarkose ist für diesen Eingriff nicht mehr nötig.
 Eine anästhetische Flüssigkeit wird in das erkrankte Gewebe injiziert, die schmerzstillend und blutungshemmend wirkt. Mittels Lasertechnologie wird das Fett zunächst verflüssigt und anschließend mit extradünnen Spezialkanülen behutsam entfernt, ohne die feinen Lymphgefäßchen zu zerstören. Die Lasertechnik behandelt aber nicht nur die Fettzellen, sie strafft auch die Haut. Damit kann auf eine zusätzliche Hautstraffungsoperation nach der Liposuktion verzichtet werden.
 Eine längere Schonphase ist nach der Operation in jedem Fall einzuplanen. Auch das Tragen von Kompressionsmiedern ist für das optimale Endergebnis von entscheidender Bedeutung. Da das Fettgewebe bei Lipödem-Patientinnen weicher ist, können in einer Sitzung oft sechs bis über acht Liter Fett abgesaugt werden. In Extremfällen sind teilweise mehrere Sitzungen erforderlich.“

 Ist die Behandlung dauerhaft?

Dr. Fatemi: „Bei einer Fettabsaugung ohne die Lipödem-Diagnose gilt: Die Anzahl der Zellen kann nicht zunehmen. Jedoch kann das noch vorhandene Fettgewebe an Volumen zunehmen. Das passiert in der Regel, wenn man durch erhöhte Nahrungszufuhr oder Bewegungsmangel insgesamt an Gewicht zunimmt. Bei Lipödem-Patientinnen ist dieser Sachverhalt etwas anders: Die noch vorhandenen Zellen können sich auch ohne Bewegungsmangel und ohne extrem erhöhte Nahrungszufuhr vergrößern, sodass es nach Jahren wieder zu einem Zuwachs an Fettzellen kommen kann. Daher muss beim Lipödem das krankhafte Fettgewebe wirklich komplett entfernt werden. Die speziellen Fettzellen des Lipödems können dann nicht wiederkommen, das Problem ist damit ein für alle Mal erledigt.“

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