Die Nachricht, dass ein Kind mit einer Behinderung zur Welt kommen wird, vermag in Eltern eine Bandbreite an emotionalen Reaktionen auslösen. Oft treten Unsicherheiten, Ängste und zahlreiche Fragen auf, wie das zukünftige Leben aussehen wird. Diese Situation bringt neue Herausforderungen mit sich, sowohl auf emotionaler Ebene, da Eltern ihre Erwartungen anpassen müssen, als auch im sozialen Umfeld, in dem gesellschaftliche Reaktionen und Unterstützung eine wichtige Rolle spielen. Eltern stehen dabei vor der Aufgabe, sich auf die besonderen Bedürfnisse ihres Kindes einzustellen und gleichzeitig ihre eigenen Gefühle zu bewältigen.
Bandbreite an emotionalen Reaktionen
Für viele Eltern ist die Nachricht, dass ihr Kind eine Behinderung haben wird, zunächst ein Schock. Häufig empfinden sie eine tiefe Trauer darüber, dass das Leben ihres Kindes anders verlaufen wird als erwartet. Diese Trauer betrifft oft das Bild des „idealen“ oder „gesunden“ Kindes, das sie sich vorgestellt hatten. Es ist ein normaler und wichtiger Prozess, diese Gefühle zu durchleben und zu verarbeiten.
Ängste um die Zukunft: Eltern fragen sich oft, wie die Zukunft ihres Kindes aussehen wird. Wird es in der Lage sein, ein unabhängiges Leben zu führen? Welche besonderen Bedürfnisse werden im Alltag entstehen? Die Sorge, wie die Gesellschaft auf das Kind reagieren wird und welche Herausforderungen es möglicherweise in sozialer und beruflicher Hinsicht erwarten, kann zu starker Verunsicherung führen.
Anpassung der Erwartungen: Eltern müssen sich von ihrer ursprünglichen Vorstellung verabschieden und neue Erwartungen an das Leben mit einem behinderten Kind entwickeln. Dies kann ein schwieriger Prozess sein, der Zeit und Selbstreflexion erfordert. Dabei geht es darum, die Realität anzunehmen und zu lernen, das Kind so zu sehen und zu lieben, wie es ist, mit all seinen einzigartigen Stärken und Besonderheiten.
Soziale Herausforderungen
Leider sehen sich Eltern von behinderten Kindern oft mit Stigmatisierung und Vorurteilen konfrontiert. Es kann vorkommen, dass sie auf Unverständnis stoßen oder dass Menschen aus ihrem Umfeld nicht wissen, wie sie angemessen reagieren sollen. Diese Erfahrungen können emotional belastend sein und dazu führen, dass sich Eltern ungerecht behandelt oder ausgegrenzt fühlen.
Soziale Isolation: In manchen Fällen kann die besondere Situation dazu führen, dass Eltern sich sozial isoliert fühlen. Sie haben möglicherweise das Gefühl, nicht an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen zu können oder anders behandelt zu werden. Das Gefühl der Isolation kann durch die Tatsache verstärkt werden, dass ihr Lebensalltag sich stark von dem anderer Familien unterscheidet.
Unterstützendes Umfeld: Die Unterstützung von Familie, Freunden:innen und Selbsthilfegruppen ist für viele Eltern eine wesentliche Ressource, um die Herausforderungen zu bewältigen. Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen machen, kann sehr hilfreich sein. So entsteht ein Raum, in dem Verständnis, Empathie und gegenseitige Hilfe im Mittelpunkt stehen.
Strategien zur Vorbereitung und Bewältigung
Wissen und Informationen sammeln: Für Eltern ist es wichtig, umfassend über die Behinderung ihres Kindes informiert zu sein. Je mehr sie über die speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen wissen, desto besser können sie sich vorbereiten. Aufklärung gibt ihnen das nötige Wissen, um die richtigen Entscheidungen für die Förderung und Betreuung ihres Kindes zu treffen.
Professionelle Beratung und Unterstützung: Es kann hilfreich sein, frühzeitig mit Fachleuten wie Ärzten:innen, Therapierenden oder Sozialarbeitenden zusammenzuarbeiten. Diese können wertvolle Informationen und Ratschläge bieten, wie Eltern ihr Kind bestmöglich unterstützen können. Gleichzeitig kann psychologische Beratung Eltern helfen, ihre eigenen Emotionen zu verarbeiten und mit den Anforderungen umzugehen.
Positive Eltern-Kind-Beziehung: Trotz aller Herausforderungen ist es essenziell, eine starke Bindung zum Kind zu fördern und den Fokus auf die positiven Momente zu legen. Jedes Kind, egal ob mit oder ohne Behinderung, bringt Freude, Liebe und einzigartige Erlebnisse ins Leben der Eltern. Diese emotionale Nähe hilft, schwierige Zeiten zu überstehen, und stärkt das Vertrauen in die eigene Rolle als Elternteil.
Wo finden Eltern Hilfe?
Verbände wie die
- Diakonie
- Caritas
- Lebenshilfe und
- der Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V. (bvkm)
bieten umfassende Beratungsdienste für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige an. Diese Organisationen informieren über Themen wie Pflege, Rehabilitation, rechtliche Fragen, finanzielle Unterstützung, Bildung und Wohnmöglichkeiten. Sie können lokale Beratungsstellen über deren Websites finden.
Die EUTB bietet unabhängige Beratung für Menschen mit Behinderungen und deren Familien. Sie unterstützt bei Fragen zur Teilhabe und Rehabilitation. Beratungsangebote in Ihrer Nähe können Sie im EUTB-Beratungsatlas finden.
Die bke bietet eine Onlineberatung für Eltern, die bei Erziehungsfragen Unterstützung suchen. Die Beratung ist anonym und kostenlos.
Die FuD bieten individuelle Betreuung und Beratung für Familien mit behinderten Kindern an. Informationen zu den Familienunterstützenden oder Familienentlastenden Diensten erhalten Sie bei einer EUTB-Beratungsstelle oder bei den Diensten selbst.