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Bertolt – sprengt Schubladen im Kopf

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Samstag, 1:45 Uhr

Der Dancefloor des Leipziger Clubs ist voll. Rhythmisch durchschneiden Laser das Dunkel. Hinter dem Mischpult DJ Bertolt. Schwarzer Sweater, weißes Shirt, schwarze Jeans. Seine Finger fliegen über die blinkende Anlage, stoppen Plattenteller, bedienen Regler und Knöpfe. Aus den Boxen wummern kühle, elektronische Beats.

Bertolt ist 42 Jahre alt. Mehr als ein halbes Leben legt er nun schon auf. Ob in Clubs, auf den in Leipzig legendären „No No No!-Partys“ oder einfach beim Picknick im Park. Gegen das Stereotyp, DJs seien keine Musiker, wehrt er sich. Umso begeisterter ist er, wenn jemand fragt, von wem der letzte Track war. Es war sein eigener. Musik ist für Bertolt sehr emotional. Er genießt es, wenn der Funke überspringt und er mit der tanzenden Menge eins wird.

Mittwoch, 13:45 Uhr

Der Hörsaal in der Technischen Universität Chemnitz ist voll. Hinter dem Rednerpult der Psychologe Prof. Dr. Meyer. Graues Sakko, beiger Pulli, weißes Hemd – Einstecktuch. Enthusiastisch, kompetent und nahezu druckreif spricht er über Diversität. Mit Sätzen, die so komplex sind wie das Thema, fliegt er durch die Vorlesung. Man muss sich beeilen mit dem Zuhören, denn Meyer hat viel zu sagen.

Meyer ist 42 Jahre alt. Mit nur 37 Jahren wurde er zum Professor für Organisations- und Wirtschaftspsychologie an die TU Chemnitz berufen. Ein schlauer Kopf – wie es heißt – und weit entfernt vom Stereotyp des weltfremden Professors. Meyer genießt die wissenschaftliche Freiheit, sich mit Themen zu befassen, die ihn bewegen und die gesellschaftliche Relevanz haben.

Der Musiker und der Professor: Passion und Profession

Es sind lediglich zwei der zahlreichen Facetten ein und derselben Person: Prof. Dr. Bertolt Meyer. Er arbeitet in Chemnitz und wohnt mit seinem Mann Daniel, einem Künstler und Architekten, in Leipzig. Mit Leichtigkeit bewegt er sich zwischen einer hierarchisch und faktisch geprägten Wissenschaftswelt auf der einen und einer künstlerisch geprägten Welt auf der anderen Seite. Selbstbewusst, modern, multioptional: Bertolt Meyer ist sowohl hinter dem Misch- als auch hinter dem Rednerpult ein Performer, der die Vielfalt liebt und lebt. Stereotype regen ihn auf – und doch sind sie sein Metier. Er hat sie zum Forschungsfeld gemacht.

Die Vita liest sich wie ein glatter Durchlauf: Nach einigen Semestern Informatik folgen das Studium der Psychologie in Hamburg und Berlin, die Promotion als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und die Oberassistent am Psychologischen Institut der Universität Zürich. 2014 dann der Ruf nach Chemnitz. „Leistung zu bringen und Kompetenz zu beweisen, war vielleicht auch mein Versuch, mein Anderssein zu kompensieren.“ Inzwischen sieht Meyer das gelassener.

Der Psychologe betreibt angewandte Forschung an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik. Vielfalt, Führung und Wandel der Arbeitswelt – das sind seine Kernthemen. „Zu erforschen, wie Menschen in einer zunehmend heterogenen Gesellschaft miteinander umgehen und dafür zu sorgen, dass sie sich mit Offenheit begegnen, ist fantastisch.“ Man hört es aus jeder Silbe: Meyer brennt für das, worüber er forscht und doziert. Dabei regelmäßig vor Studenten zu sprechen und deren Sicht auf die Welt zu öffnen, ist für ihn ein Privileg.

„Unser Gehirn ist ein kognitiver Geizhals. Stereotype lenken uns unbewusst und helfen, mit so wenig kognitiver Energie wie möglich durchs Leben zu gehen.“

Und Stereotype? „Stereotype sind Herausforderungen der Diversität. Es sind verallgemeinerte Annahmen über Menschengruppen, welche die Individualität außer Acht lassen.“ Meyer nennt Beispiele: Italiener machen gute Pasta. Deutsche sind pünktlich. „Unser Gehirn ist ein kognitiver Geizhals. Stereotype lenken uns unbewusst und helfen, mit so wenig kognitiver Energie wie möglich durchs Leben zu gehen.“

Meyer nennt ein weiteres geläufiges Stereotyp über Menschen mit einer Behinderung: Das des netten, freundlichen, aber wenig kompetenten Menschen, dem deshalb ständig ungefragt Hilfe angeboten wird. „So lernen Sie, dass Ihr eigener Körper defizitär ist. Wir alle wollen aber für kompetent gehalten werden. Kompetenz ist eine wesentliche Zelle unseres Selbstwertgefühls.“ Da sich Stereotype evolutionär entwickelt haben, sei es schwer, diese aus der Gesellschaft wegzubekommen. „Man kann sich aber antrainieren, unser Verhalten nicht blind von Stereotypen leiten zu lassen.“

Studie über Ausgleich der Behinderung durch bionische Technik

Jüngst hat Meyer gemeinsam mit einem Kollegen eine Studie publiziert, die zeigt, wie neue bionische Technik Stereotype über Menschen mit Behinderung ausgleichen kann. „Wir sehen, dass Menschen mit bionischen Prothesen ganz anders wahrgenommen werden – nämlich als warm und relativ kompetent. Also fast genauso wie Menschen, die nicht behindert sind. Bionische Technik bietet also nicht nur einen hohen funktionalen Nutzen, sondern auch einen hohen psychologischen Nutzen. Damit kann bionische Technik einen wichtigen Beitrag zur Inklusion leisten.“

Vielfalt ist für Meyer nicht nur zentrales Element seiner eigenen Persönlichkeit. Sie zählt für ihn zu den zentralen gesellschaftlichen Ressourcen, trägt sie doch wesentlich zur Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft bei. „In Deutschland leben Junge und Alte, Dicke und Dünne, Schwule und Heteros, Menschen mit und ohne Behinderungen. Das Ideal einer inklusiven Gesellschaft bedeutet: Alle Menschen haben ein Recht auf Teilhabe.“

„Life without Limitations bedeutet für mich, dass ich alles tun kann, was ich möchtee.“

Prof. Dr. Bertolt Meyer fehlt von Geburt der linke Unterarm. Dysmelie, so heißt die seltene Fehlbildung, die er durch eine vollartikulierte bionische Handprothese ausgleicht. Im Vergleich zu einem Standard-Kassenmodell funktioniert die Ansteuerung bei der i-limb-Prothese über sechs Elektromotoren statt über einen einzigen. Elektroden am Unterarm registrieren Muskelimpulse und leiten sie an die Prothese weiter. Bei Meyer sind es die Impulse des Muskels, der für das Anwinkeln des nicht vorhandenen Handgelenkes verantwortlich wäre. Jeder Finger der i-Limb-Prothese kann sich unabhängig vom anderen bewegen. Er verfügt über zwei Gelenke sowie über hoch sensible Drucksensoren, die spüren, wenn sie auf einen Widerstand treffen. Dies ermöglicht ein nahezu natürliches Greifen. Über einen Bluetooth-Chip und eine App auf dem Handy lässt sich die Hand konfigurieren.

Für Meyer ist die Prothese eine Erleichterung. Funktional sind es vor allem die alltäglichen Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied machen: Schnürsenkel zubinden, Kochen, Tippen, Plattenteller abbremsen, Fahrrad fahren, Autofahren – und zwar ohne Auflage im Führerschein. Doch auch der psychologische Nutzen ist für ihn immens: „Das Standard-Kassenmodell kommt mit einem Hautfarben-Gummihandschuh daher. Grauenvoll. Man schämt sich und die Leute reagieren mit Mitleid – ein Stereotyp. Seitdem ich die bionische Prothese trage, zeigen die Leute ein positiv konnotiertes Interesse. Darüber hat sich meine eigene Einstellung zu meiner Behinderung positiv verändert.“

Mehr zu Bertolt und seiner i-Limb Quantum Titanium finden Sie auf www.ossur.com

Text & Fotos: Össur Deutschland GmbH
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