Sie spielt eine zentrale Rolle im Immunsystem, aber kaum jemand kennt sie beim Namen: die Arachidonsäure. Dabei kann diese Fettsäure entscheidend beeinflussen, wie der Körper auf Entzündungen reagiert.
Arachidonsäure ist eine Fettsäure, die im Körper wichtige Aufgaben erfüllt. Genauer gesagt: eine Omega‑6-Fettsäure, die in Zellmembranen – also der äußeren Hülle jeder Zelle – vorhanden ist. Wird sie freigesetzt, dient sie als Ausgangsstoff für eine Reihe von Signalmolekülen. Diese beeinflussen das Immunsystem und steuern Entzündungsreaktionen.
Mehr darüber, wie tierische Fette und Omega‑6-Fettsäuren Entzündungsprozesse beeinflussen können, erfahren Sie in unserem Beitrag „Richtige Ernährung bei MS – tierische Produkte unter der Lupe“.
Zwischen Entzündung und Heilung – die doppelte Rolle der Eicosanoide
Aus Arachidonsäure entstehen sogenannte Eicosanoide – chemische Botenstoffe wie Prostaglandine, Leukotriene oder Thromboxane. Einige dieser Stoffe fördern Entzündungen und helfen dem Körper bei Abwehrprozessen. Andere wirken hingegen heilungsfördernd oder entzündungsauflösend. Damit ist Arachidonsäure ein wichtiger Bestandteil des Gleichgewichts im Immunsystem: Wird das Gleichgewicht gestört, kann chronische Entzündung resultieren – möglicherweise auch bei Multipler Sklerose (MS).
Was hat Arachidonsäure mit MS zu tun?
MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, deren Ursachen noch nicht vollständig verstanden sind. Studien deuten jedoch darauf hin, dass der Arachidonsäure-Stoffwechsel bei MS verändert sein könnte. So wurde bei Patienten und in Tiermodellen eine erhöhte Aktivität von Enzymen nachgewiesen, die Arachidonsäure in entzündungsfördernde Substanzen umwandeln – vor allem in Prostaglandin E₂ (PGE₂).
Aus diesen Befunden entsteht die Hypothese, dass die gezielte Hemmung eben solcher Enzyme Entzündungen abschwächen könnte. Belastbare klinische Studien am Menschen liegen bislang allerdings nicht vor.
Ernährung und MS: Was könnte helfen?
Da Arachidonsäure fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten ist, liegt die Annahme nahe, dass die Ernährung Einfluss nehmen könnte. Viele Ratgeber empfehlen bei MS eine Ernährung mit reduziertem Anteil an Fleisch, Wurst oder Eigelb und stattdessen mehr Omega‑3-Fettsäuren – etwa aus Fisch, Leinöl oder Nüssen.
Diese Omega‑3-Fettsäuren könnten entzündungsfördernde Prozesse bremsen oder mit Arachidonsäure um gemeinsame Enzyme konkurrieren. Doch bislang ist nicht eindeutig belegt, ob solche Diäten den Verlauf der MS tatsächlich verbessern. Zudem reagiert der Stoffwechsel bei jedem Menschen individuell.
Viele Fragen sind noch offen
Arachidonsäure lässt sich nicht einfach in „gut“ oder „schlecht“ einteilen. Sie wirkt kontextabhängig und komplex. Die Forschung liefert interessante Hinweise auf ihre Bedeutung bei MS, doch viele Fragen bleiben offen – besonders zur Langzeitwirkung von Diäten oder pharmakologischen Eingriffen beim Menschen. Solide Studien sind noch nötig, bevor hierzu verbindliche Empfehlungen ausgesprochen werden können.
Arachidonsäure ist ein wichtiger Bestandteil unseres Körpers und möglicherweise auch ein Baustein in der MS-Forschung. Sie zu verstehen, kann helfen, die komplexen Abläufe im Immunsystem besser einzuordnen – und bleibt damit ein spannender Forschungsansatz.
Zum Weiterlesen: In unserem Artikel „So wichtig sind die Omega‑3-Fettsäuren bei MS“ erfahren Sie noch mehr darüber, wie Omega‑3-Fettsäuren bei MS wirken könnten.

