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Die Amputation war der einzige Ausweg

Frederik ist seit Unterschenkelamputation schmerzfrei

„Irgendwann habe ich dann aufgehört, mein Leben nur nach meinem Bein zu richten. Ich wollte mich nicht weiter einschränken lassen. ‚Scheiß auf das Bein und die Schmerzen‘, dachte ich mir. Dann nehme ich eben die Schmerztabletten. Ich will leben! Wenn ich unterwegs war, waren mein Alltag und meine Gedanken ja nur davon bestimmt, ob wohl die Schmerzmittel und das Verbandszeug reichen würden.“

Eine kleine Blase am Fuß

Alles begann im Jahr 2014 mit einem zu kleinen Schuh. Es bildete sich damals eine Blase an Frederiks Fuß. Eigentlich nichts Dramatisches, mag man meinen. Was aber folgte war eine siebenjährige Odyssee.
Der Hausarzt hatte die Wunde damals nur verbunden und Frederik mitgeteilt, dass sie schon wieder heilen würde. Dem war jedoch nicht so. Ein paar Monate später, mitten im Sommer, wurde sein Bein plötzlich kalt und schmerzte. Die Wunde an seinem Zeh hatte sich bis zu dem Zeitpunkt großflächig ausgebreitet. Beunruhigt fuhr Frederik in die Notaufnahme. Stunden später wurde er allerdings – nach einem raschen Blick eines Arztes auf sein Bein und die Wunde – wieder nach Hause geschickt, da der diensthabende Gefäßchirurg den Abend keine Zeit mehr haben würde, sich um die Situation zu kümmern. Anordnung war, in sechs Wochen noch mal zum Termin zu kommen.

Plötzlich ein Notfall

Wieder beim Gefäßchirurgen, erkannte dieser sofort mit einem einzigen Blick auf seinen Fuß, dass hier ein Notfall vorlag. Frederik wurde ins Krankenhaus eingewiesen, wo man feststellte, dass er eine Embolie in den Arterien auf Höhe der Kniescheibe erlitten hatte. Leider unerkannt. Während der OP stellten die Mediziner:innen zudem fest, dass die Arterien in seinem Bein bereits überwiegend tot waren. Trotzdem wurde entschieden, dass das Bein nicht abgenommen, sondern die Durchblutung wieder mithilfe von Stents aufgebaut werden sollte. An seinem Fuß wurde zudem Gewebe am Zeh und Fußrücken entfernt. Ganze anderthalb Jahre dauerte es, bis die Wunden der OP heilten.

Lebensqualität litt extrem

Sein Sohn Nico war damals drei Jahre alt, Frederik alleinerziehend. Beide sind viel zusammen spazieren gegangen, da die Ärzte:innen viel Bewegung empfohlen hatten. „Ich hatte es akzeptiert, beeinträchtigt zu sein. Das Bein stand damals immer im Vordergrund, die Schonung für eine schnelle Heilung hatte oberste Priorität. Nach einiger Zeit fing ich dann an, zu überlegen, ob eine Schonung überhaupt noch Sinn macht, da keine Verbesserung in Sicht war und das Leben extrem darunter litt. Ich habe mich auf meinen Sohn fixiert, das gab mir Kraft, das alles durchzustehen. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass es wieder besser werden könnte.“

Umschulung trotz Beeinträchtigungen

Frederik war damals im Einzelhandel tätig. Seit Jahren war es ihm aufgrund der ständigen Schmerzen und der offenen Wunden nicht möglich, zu arbeiten. Seinen Fuß konnte er nicht im Geringsten belasten. 2016 boxte er eine Umschulung zum Mediengestalter durch, die in Hamburg stattfand. Er nutzte die Chance und stellte sich beim Universitätsklinikum Schleswig-Holstein vor. Aber auch dort war man der Meinung, dass alles gut so wäre und nur heilen müsse. Voraussichtlich würde dies aber fünf bis sechs Jahre dauern. Währenddessen solle er weiter Schmerzmittel einnehmen.

Schmerzmittel wirkten nicht mehr

Eine Beinprothese steht auf einem Betonbeckenrand. Darunter ein Spiegelbild. Haus, Bäume und ein Mann spiegeln sich im Wasser.Nach der Ausbildung zog er wieder zurück in die Heimat nach Baden-Württemberg und bekam eine Anstellung in der Schweiz. Im Jahr 2021 kam allerdings eine unangenehme Wende: „Plötzlich wirkten die Schmerzmittel nicht mehr, und die Wunde machte einen richtigen Schub. Es war unerträglich. Ich recherchierte dann, was eine Amputation bedeuten würde. Und traf im Internet auf Menschen, die diese hinter sich hatten und wieder voll am Leben teilnehmen konnten. Und angeblich keine Schmerzen mehr hatten. ‚Einen Versuch war es wert‘, sagte ich mir.“
Mit genau diesem Gedanken wurde er dann in der zwei Stunden entfernten Uniklinik Freiburg vorstellig. Nach dem Gespräch und einer eingehenden Untersuchung waren sich Mediziner:innen und Frederik einig, dass eine Amputation am ehesten und schnellsten seine Situation verbessern würde.

Amputation der einzige Ausweg

Im Februar 2022 wurde dann die Amputation durchgeführt. Ganze drei Tage nach der OP nahm er sein letztes Schmerzmittel ein – seitdem nie wieder. Selbst Phantomschmerzen sind bisher nicht aufgetreten. „Als ich aufgewacht bin, war erst mal alles wie im Traum. Ich schaute auf meine Beine und dachte mir: ‚Hm. Sieht schon komisch aus.‘ Aber es hat mich nicht weiter belastet. Ich war nur froh, dass es endlich weg war.“ Nach der Amputation nahm die Heilung des Stumpfes einiges in Anspruch, erst drei Monate später konnte er mit einer Prothese versorgt werden. An sie und das neue Gehen musste er sich erst gewöhnen. Seitdem ging es stetig bergauf.

Pro-Flex XC Torsion & Cheetah Xplore von Össur

Ein Mann sitzt auf einer Steintreppe. Am rechten Bein trägt er eine Unterschenkelprothese. Im Hintergrund ein Gebäude mit einem Turm, blauer Himmel mit vereinzelten Wolken.Er kann nun auch mit seinem Sohn um die Wette rennen, was früher nicht möglich war. Im Alltag trägt Frederik den Pro-Flex XC Torsion von Össur. Dieser Fuß unterstützt aktive Prothesenträger:innen durch eine optimierte Energierückgabe und ein gutes Abrollverhalten. Die Sohlenfeder verfügt über einen vollen Vorfußhebel und einen verbreiterten Vorfuß. Der Fuß besteht aus drei Karbonfedern mit vollem Vorfußhebel und einer anatomisch geformten Fußkosmetik mit separaten Großzehe.
Für sportliche Aktivitäten nutzt der 36-Jährige den Cheetah Xplore, ebenfalls von dem Prothesenhersteller Össur. Dieser Fuß ist auch für den normalen Alltag konzipiert, ermöglicht aber auch das Ausüben einer Vielzahl von Freizeitaktivitäten.

„Ich habe mir alles selber beigebracht. Wie man geht und steht. Ich war nicht zur Reha, da es lange Unstimmigkeiten bei den Kostenträgern gab, wer nun dafür aufkommen sollte. Und irgendwann hatte ich dann auch keinen Bedarf mehr.“ Durch ein Gespräch mit einem Amputierten in seinem Sanitätshaus vor der Operation war ihm bewusst, dass es viel Arbeit bedeuten würde, bis er wieder gehen kann. „Aber die Besserung meiner Situation ging erheblich schneller, als ich dachte.“ Auch nach der Amputation hat er Kontakt zu anderen Betroffenen gesucht und aufgebaut. „Man gibt sich wertvolle Tipps und tauscht sich aus. Das ist schon sehr hilfreich. Meine Entscheidung für eine Amputation habe ich nie bereut.“

Mehr über die Prothesenlösungen von Össur und weitere Informationen rund um das Thema Amputation finden Sie auf www.ossur.de

Frederik auf Instagram: frederik_kohler

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