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Ab wann bin ich alt?

Unterschiedliche Perspektiven auf das Alter

In Deutschland zählt jeder Vierte bereits mehr als 60 Lebensjahre, was eindeutig zeigt: Wir werden immer älter. Doch ob man sich tatsächlich zum „alten Eisen“ zählt, das hängt von vielen Faktoren ab. Der Spruch „Man ist nur so alt, wie man sich fühlt“ besitzt einen wahren Kern: Alter ist auch eine subjektive Empfindung, die nicht nur vom biologischen Zustand, sondern auch von der Einstellung und dem Lebensstil beeinflusst wird. Doch während manche bereits mit Anfang 40 erste Anzeichen des Alterns wahrnehmen, fühlen sich andere noch mit über 70 fit und jung. Spielen hier nicht doch die Gene eine große Rolle? Und ab wann ist man eigentlich alt?

Ab wann ist man rechnerisch alt?

Bei diesem Punkt bleiben keine Fragen offen: Das kalendarische Alter berechnet sich strikt ab dem Geburtsdatum und in der Biologie ist das Alter eindeutig definiert. Hier gilt ein Mensch als alt, wenn mehr als die Hälfte seines Geburtsjahrgangs bereits gestorben ist. Demnach würde bei der derzeitigen Lebenserwartung hierzulande erst ein Mensch mit mehr als 80 Lebensjahren als alt gelten.

In der Gerontologie wird allerdings noch genauer unterschieden zwischen dem sogenannten dritten und vierten Alter: den 60- bis 85-Jährigen, die als die „jungen Alten“ gelten, und den über 85-Jährigen als die „alten Alten“ oder „Hochbetagten“. Jedoch besagt das kalendarische Alter noch nicht viel über den körperlichen und geistigen Zustand des jeweiligen Menschen, hiermit ist das biologische Alter der betreffenden Person gemeint.

Biologisches und kalendarisches Alter

Im Gegensatz zum kalendarischen Alter spiegelt das biologische Alter den tatsächlichen Zustand des Körpers wider. Faktoren wie Sehvermögen, Blutdruck, Gedächtnisleistung oder die Beweglichkeit der Gelenke spielen hier eine Rolle und all das lässt sich messen. Gene, Lebensstil und Umwelt beeinflussen diesen Prozess maßgeblich. Das biologische Alter kann daher deutlich vom kalendarischen Alter abweichen. Biologisch zu altern beginnen wir bereits im frühen Erwachsenenalter, sobald der Körper ausgewachsen ist. Nur bleibt diese Entwicklung lange Zeit von uns unbemerkt, da sie zunächst nicht mit Einschränkungen verbunden ist.

Das Empfinden des Alters verschiebt sich

Darüber hinaus zeigen Studien, dass Menschen mit zunehmendem Alter den Beginn des „Altseins“ immer weiter nach hinten verlegen. Vor einigen Jahren galt für viele 71 Jahre als alt, heute liegt dieser Wert eher bei 75. Frauen und Männer empfinden den Beginn des Alters dabei unterschiedlich: Frauen fühlen sich im Schnitt später alt als Männer.

Ein älterer Herr mit ut und Stock geht über einen Platz.

Auch psychologisch betrachtet ist das Alter interessant, weil wir häufig psychisch anders altern. Hier bleiben wir insbesondere in den mittleren Lebensjahren oft lange jung, da unsere kognitiven Strukturen, emotionalen Welten und inneren Zustände meist über viele Jahre konstant bleiben. Das führt dazu, dass wir uns gewöhnlich zehn Jahre jünger fühlen, als wir tatsächlich sind, und das eigene Altern gar nicht wahrnehmen.

Eine Frage der Haltung: Bilden wir uns das Alter ein?

Spätestens an diesem Punkt stellt sich die Frage, was eigentlich eher zählt – das kalendarische Alter, das biologische Alter oder die eigene Wahrnehmung des Alters? In erster Hinsicht lässt sich das Alter eindeutig und banal mit derzeit spätestens 85 Lebensjahren konstatieren. Doch sagt das allein noch wenig über den betreffenden Menschen aus. Auch die körperliche Fitness ist kein hinreichender Indikator: Ein 80-Jähriger kann durchaus noch einen Halbmarathon laufen und sich dennoch als gesetzt, lebenserfahren, reif, eben als alter Mensch fühlen – ist er es dann weniger als andere?

So zeigt sich bei der Diskussion um das Alter, dass es hier weniger um die Zahl geht, sondern vielmehr die mentale Einstellung dazu. Denn das Alter ist für jeden von uns in erster Linie eine Vorstellung von sich selbst, die sich häufig nicht an Lebensjahren festmacht. Vielmehr wird es geformt durch die Erlebnisse und Brüche unseres Lebens, die die eigene erfahrene Lebensspanne erst greifbar und bewusst machen. Dieser Prozess der Selbstkonstruktion der eigenen Identität ist individuell und nie abgeschlossen. Und das Alter damit wohl weniger ein biologischer Zustand als vielmehr eine Frage der eigenen aktuellen Perspektive und Haltung.

Eine ältere Dame vor einem gelben Hintergrund lacht.

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